Habĕaskorpusakte

Habĕaskorpusakte

Habĕaskorpusakte, engl. Staatsgrundgesetz von 1679 zum Schutz der persönlichen Freiheit (vgl. Großbritannien, S. 400). Habeas corpus (lat., »du habest den Körper«) heißt in der engl. Rechtssprache der richterliche Befehl an denjenigen, der jemand in Hast hält, den Verhafteten vor den Richter zu bringen, damit dieser die Rechtmäßigkeit der Hast feststelle und wegen Einleitung strafrechtlicher Untersuchung das Erforderliche wahrnehme. Schon durch die ältesten Rechtsgewohnheiten der Engländer war nämlich die persönliche Freiheit gewährleistet, und spätere Staatsgrundgesetze haben diese Gewährleistung ausdrücklich bestätigt. Nach der Magna Charta von 1215 soll der freie Mann nur infolge gesetzlicher Aburteilung von seinesgleichen (aequalium) oder gemäß einem Landesgesetz verhaftet und eingekerkert werden. Um willkürlicher Verhaftung auf Befehl des Königs vorzubeugen, sprach das Parlament in seiner Erklärung von 1627 über die allgemeinen Freiheiten der Engländer (Petition of rights) ausdrücklich aus, daß kein freier Mann ohne Angabe eines Grundes, wogegen er sich dem Gesetz gemäß verteidigen könne, verhaftet oder gefangen gehalten werden dürfe. Weil aber die königliche Willkür auch jetzt noch Mittel fand, dieses Gesetz zu umgehen, wurde es durch Parlamentsakte noch genauer bestimmt. Karls II. Willkürherrschaft rief weitere Bestimmungen hervor, bis endlich 1679 die zweite Magna Charta der Engländer, die berühmte H., zustande kam, durch die jegliche Willkür bei der Verhaftung britischer Staatsangehörigen ausgeschlossen ist. Kein englischer Untertan kann hiernach ohne gerichtliche Untersuchung in Hast gehalten werden. Richter, Gefängnisaufseher und sonstige Beamte, die der Akte zuwiderhandeln, werden darin mit den nachdrücklichsten Strafen bedroht, die selbst die Gnade des Königs nicht abwenden kann. Nur in Fällen der dringendsten Not, wenn der Staat in Gefahr ist, kann, entsprechend dem in solchen Fällen auf dem Festland üblichen Belagerungszustand, die H. eine Zeitlang außer Geltung gesetzt werden, aber auch da nur infolge eines Parlamentsbeschlusses. Auch bleiben die Minister fortwährend verantwortlich; jedoch wird ihnen, wenn die H. wieder in Kraft tritt, wegen der inzwischen verfügten Verhaftnahmen gewöhnlich eine Bill of indemnity gegeben, wodurch etwaige Entschädigungsforderungen ausgeschlossen werden. Nach dem englischen Muster sind auch auf dem Festlande die Voraussetzungen, unter denen die Verhaftung eines Staatsbürgers erfolgen kann, genau festgesetzt worden. In der Regel kann sie nur auf Grund eines richterlichen schriftlichen Haftbefehls erfolgen (s. Haft).


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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  • Habeaskorpusakte — Habĕaskorpusakte (lat. habeas corpus, »du habest den Körper«, in der engl. Gerichtssprache der Haftbefehl), das 1679 erlassene engl. Staatsgrundgesetz, wonach kein engl. Untertan ohne gerichtliche Untersuchung im Gefängnis gehalten werden darf;… …   Kleines Konversations-Lexikon

  • Habeaskorpusakte — Mit „Habeas corpus …“ (lat. wörtlich „du sollst den Körper haben“) wurden im Mittelalter in England die rechtlich nicht beschränkten königlichen Haftbefehle eingeleitet. Diese Wendung war an den Ausführenden adressiert und bedeutet: man möge die… …   Deutsch Wikipedia

  • Habeaskorpusakte — Ha|be|as|kọr|pus|ak|te, die; [lat. habeas corpus = (dass) du habest den Körper (vor Gericht) = Anfangsworte mittelalterlicher Erlasse, die anordneten, den Verhafteten dem Gericht vorzuführen]: (1679 vom englischen Oberhaus erlassenes) Gesetz zum …   Universal-Lexikon

  • Habeaskorpusakte — Ha|be|as|kor|pus|ak|te die; : 1679 vom engl. Oberhaus erlassenes Gesetz zum Schutz der persönlichen Freiheit (kein Mensch darf ohne richterl. Haftbefehl verhaftet od. in Haft gehalten werden); rechtsstaatl. Prinzip (auch im Grundgesetz der… …   Das große Fremdwörterbuch

  • Irland — (hierzu Karte »Irland«; engl. Ireland, bei den keltischen Urbewohnern Eirin oder Erin, d. h. Westland, woraus die bei den Alten üblichen Namen Ierne, Ivernia und Hibernia entstanden), ein mit Großbritannien vereinigtes Königreich, umfaßt die… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Großbritannien — (Great Britain, hierzu Karte »Großbritannien«), die große, England, Wales und Schottland umfassende Insel, ein Name, der bei der Vereinigung Schottlands mit England zu Einem Reich (6. Mai 1707) wieder geltend gemacht wurde, im Gegensatz zu… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Georg [2] — Georg, Name zahlreicher fürstlicher Personen, von denen die wichtigsten sind: [Baden.] 1) G. Friedrich, Markgraf von Baden Durlach, geb. 30. Jan. 1573, gest. 24. Sept. 1638 in Straßburg, Sohn des Markgrafen Karl II., nach dessen Tode (1577)… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

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  • Kanada — (Dominion of Canada; hierzu Karte »Britisch Nordamerika«), brit. Kolonie in Nordamerika, zwischen 41°42 –83° nördl. Br. und 57–141° westl. L., umfaßt den ganzen nördlich von den Vereinigten Staaten liegenden Teil dieses Erd teils, mit Ausnahme… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

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