Grenville

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Grenville (spr. grénnwill), engl. Adelsgeschlecht, war seit Wilhelm dem Eroberer in der Grafschaft Buckingham ansässig, gelangte aber erst durch die Heirat Richard Grenvilles (1678–1728), Parlamentsmitglieds für Andover, mit Hester, Tochter Sir Richard Temples, zu Ansehen. Bemerkenswert sind:

1) Richard G., geb. 26. Sept. 1711, gest. 12. Sept. 1779, seit 1752 Graf Temple, wurde 1756 erster Lord der Admiralität, 1757 Geheimsiegelbewahrer und war in den politischen Kämpfen jener Zeit erst Freund, dann Gegner seines Schwagers Chatham.

2) George, Bruder des vorigen, geb. 14. Okt. 1712, gest. 13. Nov. 1770, studierte in Oxford und wurde 1735 Rechtsanwalt. Seit 1741 Parlamentsmitglied, glänzte er unter den besten Rednern der Torypartei, kam 1744 in die Admiralität, wurde 1747 Lord des Schatzes und 1754 Schatzmeister der Marine. 1762 gehörte er dem Ministerium Bute als Staatssekretär an und wurde 1763 nach Butes Rücktritt Premierminister, in welcher Stellung er 1765 die Stempeltaxe durchsetzte, die den ersten Widerstand der nordamerikanischen Kolonien hervorrief. Bei dem König in Ungnade gefallen, mußte G. im Juli 1765 den Whigs weichen; doch brachte er noch 1770 als Führer der Opposition das Gesetz über das Verfahren bei streitigen Wahlen (Grenville Act) zu stande. G. verteidigte seine Verwaltung in der Schrift »Considerations on the commerce and finances of England« (Lond. 1765). Seine hinterlassenen Papiere gab Smith (Lond. 1852, 4 Bde.) heraus.

3) Thomas, zweiter Sohn des vorigen, geb. 31. Dez. 1755, gest. 17. Dez. 1846, wurde 1780 ins Unterhaus gewählt und war 1782 in Paris, 1794 in Wien außerordentlicher Gesandter. Er wurde 1806 erster Lord der Admiralität, legte aber dies Amt schon 1807 nieder, trat 1818 auch aus dem Parlament aus und zog sich auf seine Güter zurück. Seine kostbare Bibliothek vermachte er dem Britischen Museum.

4) William Wyndham, Baron, Bruder des vorigen, geb. 25. Okt. 1759, gest. 12. Jan. 1834, studierte in Oxford, kam 1782 ins Unterhaus, wurde 1783 Zahlmeister der Armee, 1789 Sprecher des Unterhauses, bald darauf Staatssekretär des Innern, 1790 auch Präsident des indischen Kontrollamts und 25. Nov. d. J. als Baron G. zum Peer und Mitglied des Oberhauses ernannt. Mit Pitt vereint spielte er seit 1791 als Staatssekretär des Auswärtigen eine bedeutende Rolle. Um das Eindringen des revolutionären Geistes nach England zu verhindern, brachte er 1793 die Fremdenbill ein, setzte 1794 die Suspension der Habeaskorpusakte durch und 1795 die nach ihm genannte Bill, die alle Unternehmungen gegen Leben und Würde des Königs, selbst bloße Worte, mit den strengsten Strafen belegte. Mit Pitt trat auch G. 1801 zurück, entzweite sich aber mit ihm, da er 1804 den Eintritt in das von Pitt gebildete neue Ministerium ablehnte, weil Fox auf Verlangen des Königs von diesem ausgeschlossen werden sollte. Nach Pitts Tode bildete er 1806 ein aus »allen Talenten« der bisherigen Opposition bestehendes Ministerium. Große Erfolge erzielte aber diese Regierung nicht, und schon 1807 mußte G. zurücktreten, da der König in die von ihm angeregte Emanzipation der Katholiken nicht einwilligen wollte. G. wurde 1809 Kanzler der Universität Oxford und blieb, wenn auch ohne Amt, noch lange Jahre einer der bedeutendsten Führer der liberalen Opposition. Er veranstaltete eine mit Anmerkungen versehene Ausgabe des Homer (1800) und des Horaz, gab 1804 die Briefe des Grafen Chatham an seinen Neffen Thomas Pitt heraus und lieferte in seinen »Nugae metricae« (1824, »Addenda« 1834) Übersetzungen altenglischer, lateinischer und griechischer Gedichte. 1829 veröffentlichte er eine Schrift über »Oxford and Locke«.


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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