Grotefend

Grotefend

Grotefend. 1) Georg Friedrich, Philolog und Altertumsforscher, geb. 9. Juni 1775 in Münden, gest. 15. Dez. 1853 in Hannover, studierte seit 1795 in Göttingen, wurde 1797 Kollaborator am Gymnasium daselbst, 1803 Prorektor, 1806 Konrektor in Frankfurt a. M. und war 1821–49 Direktor des Lyzeums zu Hannover. Ihm ist im wesentlichen die Entzifferung der altpersischen Keilschrift zu verdanken. Nachdem er bereits 1802 die ersten Versuche der Göttinger Akademie vorgelegt hatte, gab er eine vollständige Darstellung seiner Resultate im Anhang zu Heerens »Ideen über Politik etc.«, Bd. 1 (Götting. 1815). Unbedeutend ist, was er in der Folgezeit, teils auf demselben Forschungsgebiete, teils auf dem Gebiete der altitalischen Sprachen, veröffentlichte.

2) August, Philolog und Schulmann, Neffe des vorigen, geb. 12. Dez. 1798 in Ilfeld, gest. 28. Febr. 1836 in Göttingen, studierte in Göttingen und wurde 1821 Lehrer am Pädagogium zu Ilfeld, 1831 Direktor des Gymnasiums zu Göttingen, 1835 auch außerordentlicher Professor an der dortigen Universität. Er schrieb: »Materialien lateinischer Stilübungen« (Hannover 1824, Kommentar dazu 1825); »Grundzüge einer neuen Satztheorie« (das. 1827); »Ausführliche Grammatik der lateinischen Sprache« (das. 1829–30, 2 Tle.); »Lateinische Schulgrammatik« (das. 1833; neu von Krüger, das. 1842, 2 Bde.).

3) Karl Ludwig, Altertumsforscher und Historiker, Sohn von G. 1), geb. 22. Dez. 1807 in Frankfurt a. M., gest. 27. Okt. 1874 in Hannover, studierte seit 1825 in Göttingen und war seit 1853 Beamter am koni glichen Archiv zu Hannover. Er schrieb: »Die Münzen der griechischen, parthischen und indoskythischen Könige von Baktrien und den Ländern am Indus« (Hannov. 1839), »Imperium romanum tributim descriptum« (das. 1863), »Die Stempel der römischen Augenärzte« (das. 1867), »Chronologische Anordnung der athenischen Silbermünzen« (das. 1872). Mit Fiedeler gab er das »Urkundenbuch der Stadt Hannover bis 1369« (Hannov. 1860) heraus. Seine historischen Untersuchungen sind meist in der »Zeitschrift des Historischen Vereins für Niedersachsen« (1850–74) enthalten.

4) Hermann, Geschichtsforscher, Sohn des vorigen, geb. 18. Jan. 1845 in Hannover, studierte in Göttingen zuerst Medizin, dann Geschichte unter Waitz und trieb unter Jaffé in Berlin besonders Chronologie, Paläographie und Diplomatik, trat darauf ins Staatsarchiv in Breslau, wurde 1874 Staatsarchivar in Aurich, 1876 Stadtarchivar in Frankfurt a. M. und folgte im Oktober 1887 einem Ruf als Chef des großherzoglichen Geheimen und Haupt-Archivs nach Schwerin. Sein Hauptwerk ist das »Handbuch der historischen Chronologie des deutschen Mittelalters und der Neuzeit« (Hannov. 1872), das in erweiterter Gestalt als »Zeitrechnung des deutschen Mittelalters und der Neuzeit« (das. 1891–98, 2 Bde.) erschien und dem ein kleines »Taschenbuch der Zeitrechnung« (das. 1898) folgte. Außerdem schrieb er: »über Sphragistik« (2. Aufl., Bresl. 1875); »Stammtafeln der schlesischen Fürsten bis zum Jahre 1740« (2. Aufl. 1889); »Christian Egenolff« (Frankf. 1881); »Urkundenbuch der Familie v. Heimbruch« (das. 1882–86, 2 Bde.); »Verzeichnis von Abhandlungen zur Geschichte Frankfurts« (das. 1885); »Inventar des Frankfurter Stadtarchivs«, 1. Bd. (das. 1888). Auch gab er »Quellen zur Frankfurter Geschichte« (Frankf. 1884–88, 2 Bde.) heraus und leitet jetzt das »Jahrbuch des Vereins für Mecklenburgische Geschichte« und das »Mecklenburgische Urkundenbuch«.


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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