Grosse [2]

Grosse [2]

Grosse, 1) Julius, Dichter, geb. 25. April 1828 in Erfurt, gest. 9. Mai 1902 in Torbole am Gardasee, studierte 1849–52 in Halle die Rechte und debütierte als Dichter mit einem Drama: »Cola Rienzi« (Leipz. 1851), ging 1852 nach München und besuchte die Akademie daselbst, um sich der Malerei zu widmen, wendete sich aber seit 1855 wieder der Literatur zu. Nacheinander Feuilletonredakteur der »Neuen Münchener Zeitung« und der »Bayrischen Zeitung«, lebte G. bis 1869 in München, wo er in den letzten Jahren auch die »Propyläen« herausgab und Beirat der Münchener Hoftheaterintendanz war, siedelte dann als Sekretär der Schiller-Stiftung nach Weimar, 1874 mit dieser nach Dresden, 1880 abermals nach Weimar und 1885 noch München über, von wo er 1890 nach Weimar zurückkehrte. G. gehörte zu den produktivsten Dichtern seiner Zeit. Von seinen Sammlungen lyrischer Gedichte und epischer Dichtungen nennen wir: »Gedichte« (Kassel 1857); »Das Mädchen von Capri« (1860); »Gundel vom Königssee«, Idyll in Versen (Leipz. 1864); »Aus bewegten Tagen«, Gedichte (Stuttg. 1869); das preisgekrönte humoristische Gedicht »Pesach Pardel« (2. Aufl., Halle 1872); »Wider Frankreich«, Gedichte (Berl. 1870); »Der Wasunger Not, ein tragikomisches Heldenlied« (das. 1873); »Die Abenteuer des Kalewiden«, esthnisches Volksmärchen (Leipz. 1875); »Gedichte«, neue Auswahl (Berl. 1882); »Episoden und Epiloge, kleinere erzählende Dichtungen« (Münch. 1890); »Das Volkramslied. Ein Sang aus unsern Tagen« (Dresd. 1890, 3. Aufl. 1897), sowie die Verdeutschung der »Gedichte« des Großfürsten Konstantin (Berl. u. Großenhain 1891–95, 2 Bde.). Daneben schrieb er zahlreiche Romane und Erzählungen: »Novellen« (1862–63, 3 Bde.); »Untreu aus Mitleid« (Braunschweig 1868, 2 Bde.); »Vox populi, Phantasiestücke aus der Theaterwelt etc.« (das. 1869); »Eine alte Liebe« (das. 1869); »Ein Revolutionär« (Stuttg. 1869); »Maria Mancini« (2. Aufl. 1871); »Gegen den Strom« (Braunschw. 1871); »Offene Wunden«, Novellen (Leipz. 1873, 3 Bde.); »Daponte und Mozart« (2. Aufl., Jena 1878, 3 Bde.); »Neue Erzählungen« (das. 1875, 3 Bde.); »Sophie Monnier« (Dresd. 1876), »Zweierlei Maß« (Leipz. 1878); »Ein bürgerlicher Demetrius« (das. 1884); »Der getreue Eckart« (Berl. 1885); »Der Spion« (Dresd. 1887); »Das Bürgerweib von Weimar« (Bresl. 1887); »Am Walchensee« (Dresd. 1893); »Der Narr des Glücks« (Lüb. 1896); »Aus den Novellen des Architekten« (Leipz. 1896); »Florentine« (Zür. 1897); »Terka Wissyleni« (Berl. 1901); »Versäumte Jugend« (das. 1902) u. a. Von seinen dramatischen Dichtungen erfreute sich nur die Tragödie »Tiberius« (Wien 1876) eines Bühnenerfolgs; zur goldenen Hochzeit des Großherzogs und der Großherzogin von Sachsen schrieb er das Festspiel »Heimerich« (Weim. 1892); zuletzt veröffentlichte er das Volksschauspiel »Fortunat« (Wien 1896). Gesammelt erschienen von ihm: »Dramatische Werke« (Leipz. 1870, 7 Bde.) und »Erzählende Dichtungen« (Berl. 1871–73, 4 Bde.). Sein Leben beschrieb er in dem Werk »Ursachen und Wirkungen« (Braunschw. 1896). Grosses Dichtertalent zeichnet sich durch farbige Schilderung und sprachliche Gewandheit aus, leidet aber an eklektischer Unsicherheit des Stils und unzulänglicher Vertiefung.

2) Theodor, Maler, geb. 23. April 1829 in Dresden, gest. daselbst 12. Okt. 1891, widmete sich seit 1843 auf der Dresdener Akademie der Bildhauerkunst, seit 1847 in Bendemanns Schule der Geschichtsmalerei. Schon sein erstes Bild: Leda mit dem Schwan (1852), ward der Aufnahme in die Dresdener Galerie gewürdigt. Von Bendemann an den stereochromischen Wandmalereien des Ballsaals im königlichen Schloß zu Dresden beschäftigt, führte er zugleich selbständig Deckenbilder en grisaille im Museum zu Dresden aus. In den Jahren 1855–58 schuf er die enkaustischen Wandgemälde im Graf Solmsschen Schloß Wildenfels an der Mulde, die weltlichen und geistlichen Tugenden und Szenen aus der Geschichte des gräflichen Geschlechts darstellend. Diese Arbeit verschaffte ihm das große Reisestipendium der Akademie für Italien, wo er 1859 in Rom mit Cornelius in Verkehr trat. Aus dieser Zeit stammt das Ölbild: Abraham, die drei Engel bewirtend. Grosses Hauptwerk wurde die Ausmalung der Loggia des Museums in Leipzig in echtem Fresko, worauf er die Jahre 1864–71 verwendete. Er versinnlichte darin das Walten der göttlichen Schöpferkraft und als ihren Abglanz die bildende Kunst der Menschen. Die Kartons erschienen photographiert, mit Text von M. Jordan (Leipz. 1865–72, 32 Blätter nebst 6 Blättern Umrissen). Nebenher gingen kleinere Arbeiten und seit 1867 die Lehrtätigkeit als Professor der Historienmalerei an der Dresdener Akademie. Allegorische Gruppen im Gartensaal des Buchhändlers Hartel in Leipzig und im Gartenhaus des Kirchenrats Hase in Jena, ein großes Ölbild aus der »Göttlichen Komödie«: Dante und Vergil, die Landung abgeschiedener Seelen erblickend (1879, Dresdener Galerie), die Wandgemälde für die Aula der Fürstenschule zu Meißen (mit Pauwels; in Lichtdruck herausgegeben, Dresd. 1885), die mythologischen Darstellungen im Foyer des neuen Hoftheaters in Dresden und die Ölgemälde: das Urteil des Midas und der Tod des Stephanus waren die Hauptwerke seiner letzten Zeit. Das im Anschluß an Raffael ausgebildete zeichnerische und plastische Element überwog bei G. die koloristische Behandlung, obwohl auch diese reicher als bei Cornelius entwickelt war.


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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