- Gregor von Tours
Gregor von Tours, fränk. Geschichtschreiber, aus vornehmer römischer Familie in Arverni (jetzt Clermont-Ferrand) um 540 geboren, gest. 17. Nov. 594 in Tours, hieß eigentlich Georgius Florentius, nannte sich aber später G. nach seinem mütterlichen Ahnherrn, dem heil. Gregor von Langres. Seit 573 Bischof von Tours, wegen seiner Frömmigkeit und Gelehrsamkeit von den fränkischen Königen Sigbert, Guntram und Childebert II. hoch geachtet, trat den Gewalttätigkeiten des Königs Chilperich von Soissons und der Fredegunde kräftig entgegen, indem er den Herzog Guntram und Chilperichs Sohn Meroväus gegen des Königs Verfolgungen schützte und die Rechte des jungen Königs Childebert von Austrasien aufs kräftigste vertrat. Sein Hauptwerk, die »Historia Francorum« in 10 Büchern, vom kirchlichen Standpunkt aus in barbarischem Latein kunstlos und einfach geschrieben, ist eine wichtige Quelle für die Geschichte seiner Zeit bis 591. Außerdem schrieb G. Geschichten von Märtyrern, von den Wundern des heil. Martin etc., die er selbst unter der Benennung »VII libri miraculorum« zusammenfaßte, und in einem Buch : »Vitae patrum« das Leben mehrerer frommer gallischer Geistlichen. Alle diese Schriften sind für die Kenntnis des christlichen Volksglaubens von großer Bedeutung. Die beste Ausgabe der Werke Gregors lieferte Krusch in den »Monumenta Germaniae historica« (Berl. 1884–85, 2 Tle.), eine deutsche Übersetzung der fränkischen Geschichte mit vortrefflicher Einleitung W. Giesebrecht (2. Aufl., Leipz. 1879, 2 Bde.). Vgl. Löbell, G. von Tours und seine Zeit (2. Aufl., Leipz. 1869); G. Monod, Études critiques sur les sources de l'histoire mérovingienne (Par. 1872); Bonnet, Le latin de Grégoire de Tours (das. 1890); Osterhage, Bemerkungen zu G. kleinern Schriften (Berl. 1895); Bernoulli, Die Heiligen der Merowinger (Tübing. 1900); Weimann, Die sittlichen Begriffe in Gregors Historia Francorum (Duisb. 1900).
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.