Filangieri

Filangieri

Filangieri (spr. -landschēri), 1) Gaetano, ital. Rechtsgelehrter, geb. 18. Aug. 1752 in Neapel, gest. 21. Juli 1788, Sprößling eines der ältesten neapolitanischen Geschlechter, Sohn des Prinzen Cäsar d'Arianello, erwarb sich als Sachwalter durch seine Beredsamkeit und seine Verteidigung der Reformen Tanuccis die Gunst dieses Ministers und bekleidete dann ansehnliche Stellen am Hof. In seinem unvollendeten Werk: »La scienza della legislazione« (Neap. 1780–88, 8 Bde., u. ö.; zuletzt hrsg. von P. Villari, Flor. 1864–76, 3 Bde.; deutsch unter andern von Link, Ansb. 1784–93, 8 Bde.; auch ins Französische, Englische, Spanische übersetzt), suchte er das Ideal einer Gesetzgebung aufzustellen. König Ferdinand IV. ernannte ihn 1787 zu seinem ersten Finanzrat. Er starb, wie man vermutete, an Gift, das ihm wegen seines Widerstandes gegen die Anschläge Actons gereicht worden sein soll. Vgl. Donato Tommasis »Gedächtnisschrift auf F.« (deutsch von F. Münter, Ansb. 1790) und die Lebensbeschreibungen von E. Carnevali und G. Bianchetti (Venedig 1819).

2) Carlo F., Fürst von Satriano und Herzog von Taormina, neapolitan. General, Sohn des vorigen, geb. 10. Mai 1784, gest. 10. Okt. 1867, kam 1800 nach Frankreich, trat 1803 als Leutnant in die französische Armee ein und zeichnete sich bet Austerlitz aus. 1806 in sein Vaterland zurückgekehrt, wurde er Hauptmann im Generalstab Joseph Bonapartes und 1809 Ordonnanzoffizier des zum König von Spanien ernannten Joseph. Wegen eines Duells mit dem General Franceschi entlassen, trat er wieder in die neapolitanische Armee ein, wurde 1811 Oberst, 1813 Generalmajor, war 1815 Murats Generaladjutant im Feldzug gegen die Österreicher und ward bei der Erstürmung der Brücke über den Panaro schwer verwundet. Zum Generalleutnant ernannt, blieb er nach der Restitution Ferdinands I. als Generalinspektor der Infanterie im Dienst, ohne aber das Vertrauen der Regierung zu genießen. Nachdem er bei Beginn der Revolution von 1820 erfolglos als Vermittler tätig gewesen, machte er 1821 unter Carrascosa den Feldzug in den Abruzzen mit. Bei der Reorganisation der Armee außer Aktivität gesetzt, erhielt er erst 1848 wieder das Kommando der gegen die aufständischen Sizilianer bestimmten Truppen, eroberte Messina, lieferte 1849 den Insurgenten eine Reihe glänzender Gefechte und stellte mit der Einnahme Catanias und Palermos die Ruhe auf der Insel wieder her, wofür ihm der König den Titel eines Herzogs von Taormina verlieh. Als Gouverneur der Insel entfaltete er eine ersprießliche Tätigkeit, legte aber, da er sich mit der am Hofe herrschenden Reaktionspartei nicht befreunden konnte, im Januar 1855 seinen Posten nieder. Franz II. ernannte ihn 9. Juni 1859 zum Ministerpräsidenten und Kriegsminister, doch nahm F. schon im März 1860 seine Entlassung. Nach der Vereinigung Neapels mit dem Königreich Italien lebte er meist in Toskana. Vgl. v. Reumont, Carlo F. (im »Historischen Taschenbuch«, 1871), und die von seiner Tochter, der Herzogin Teresa F. Fieschi Ravaschieri, verfaßte Biographie: Il generale Carlo F. (Mail. 1902).


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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