- Esparto
Esparto (Espartogras, Sparto, Atocha, in Algerien und Tunis Halfa, Alfa), die Blätter der in Spanien und Nordafrika (hauptsächlich Algier, Tunis, Tripolis) in großer Menge wachsenden Stipa (Macrochloa) tenacissima Kunth, sind grünlich, nach längerm Liegen gelblich, 30–50 cm lang, 1,5 mm dick, halmähnlich, zylindrisch (indem sich die beiden im Querschnitt etwa halbkreisförmigen Blatthälften dicht aneinander legen), sehr zäh und dienen seit alten Zeiten (spartum der Römer) zu allerlei Flechtarbeit, Hüten, Schuhen, Taschen, Matten, Stricken etc., zur Korbflechterei, zu bunt gemusterten Teppichen, in Italien und seit 1870 in Österreich auch als Durchzugsstroh der Virginiazigarren, grob zerrissen zu Gebirgsschuhen etc. Die durch Zerreißen der nicht weiter vorbereiteten Blätter auf dem Wolf erhaltene rohe Faser ist 10–40 cm lang, 0,09–0,5 mm dick, grüngelblich, glanzlos, rauh, steif und dient zu Seilerwaren und als Polstermaterial; durch Behandlung mit Chemikalien gewinnt man daraus eine seine, weiße, aus ziemlich unverletzten Oberhaut- und Bastzellen bestehende Faser, die wegen ihrer Festigkeit, weißen Farbe und bedeutenden Verfilzungsfähigkeit in England ganz allgemein zur Papierfabrikation benutzt wird. Das spanische Produkt ist zur Papierfabrikation geeigneter als das algerische; von dem erstern in rohem Zustand gewinnt man 42–50, von dem letztern nur 40–45 Proz. an Fasern. Ein Teil des spanischen und algerischen E. (E. basto, Albardine) stammt von einem andern Gras, Lygeum Spartum, das besonders in der weiten Umgebung von Barcelona wächst, aber dem echten E. an Brauchbarkeit nachsteht. Alles E. des Handels ist wild gewachsen, doch sucht man den Ertrag durch Bewässerung zu steigern und hat zur Fortschaffung der Ernte besondere Eisenbahnen gebaut. Die Hauptgebiete der Produktion und des Handels mit E. in Algerien sind Sidi bel Abbès, Tlemsen und Sig in der Provinz Oran sowie Batna in der Provinz Konstantine, wo es von den 10 Mill. Hektar umfassenden Hochplateaus etwa die Hälfte, d. h. etwa den 13. Teil Algeriens, einnimmt. Die Ausfuhr von E. aus Algerien begann erst 1862 und übersteigt gegenwärtig 60 Mill. kg. Aus Tunis und Tripolis werden jährlich gegen 30 Mill. kg ausgeführt. Gegenüber dieser Konkurrenz nimmt die Ausfuhr aus Spanien (Murcia, Almeria, Malaga) mehr und mehr ab, doch beziffert sie sich immer noch jährlich auf 38–42 Mill. kg. Hauptabnehmer ist England, nächstdem Frankreich und Belgien. Vgl. Bastide, L'alfa; végétation, exploitation, etc. (Oran 1877); Jus, Histoire d'une botte d'alfa (Constantine 1878); Vivarez, L'halfa, étude industrielle et botanique (Montpellier 1886); Trabut, Étude sur l'halfa (Algier 1887).
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.