- Esmarch
Esmarch, 1) Heinrich Karl, schleswig. Patriot, geb. 4. Sept. 1792 in Holtenau bei Kiel, gest. 15. April 1863 in Frankfurt a. O., trat 1813 in den Staatsdienst und wurde 1830 Rat im schleswigschen Obergericht. Als Mitglied der schleswigschen Ständeversammlung nahm er an der Opposition gegen die dänischen Übergriffe lebhaften Anteil. Bei der Erhebung von 1848 beteiligt, suchte er als Mitglied der Frankfurter Nationalversammlung die Aufnahme Schleswigs in den Deutschen Bund zu bewirken, ward 1852 seines Amtes entsetzt und von der Amnestie ausgeschlossen, fand aber in Preußen als Rat beim Appellationsgericht zu Greifswald, 1857 in Frankfurt a. O. eine Anstellung. Außer zahlreichen Flugschriften im Interesse der schleswig-holsteinischen Angelegenheit schrieb er über schleswigsches Partikularrecht. – Sein Sohn Karl, geb. 3. Dez. 1824 in Sonderburg, gest. 22. Jan. 1887 als Professor der Rechte (seit 1857) in Prag, schrieb »Römische Rechtsgeschichte« (Götting. 1856; 3. Aufl., Kassel 1888) und »Grundsätze des Pandektenrechts« (Wien 1859–60), auch poetische Arbeiten.
2) Friedrich von, Mediziner, geb. 9. Jan. 1823 in Tönning, studierte seit 1843 in Kiel und Göttingen, wurde 1846 Assistent Langenbecks am chirurgischen Hospital zu Kiel, habilitierte sich 1849 daselbst als Privatdozent, ward 1854 Direktor der chirurgischen Klinik und 1857 ordentlicher Professor und Direktor des Hospitals. Im Kriege von 1864 erwarb er sich große Verdienste um die Lazarette auf dem Kriegsschauplatz; 1866 ward er nach Berlin in die Immediat-Lazarettkommission berufen und übernahm die Oberleitung der chirurgischen Tätigkeit in den Berliner Lazaretten. 1870 zum Generalarzt und konsultierenden Chirurgen der Armee ernannt, wirkte er zunächst in Kiel und Hamburg bei der Organisation der freiwilligen Hilfe und später in Berlin als konsultierender Chirurg bei dem großen Barackenlazarett auf dem Tempelhofer Feld. E. hat sich große Verdienste um die Kriegschirurgie und das Lazarettwesen erworben, auch ein Verfahren erfunden, um Gliedmaßen, an denen eine Operation vorgenommen werden soll, künstlich blutleer zu machen, so daß die größten Operationen an denselben ohne Blutverlust ausgeführt werden können (vgl. Volkmanns »Sammlung klinischer Vorträge«, Nr. 58, Leipz. 1873). Auch war er für die Einführung von Samariterschulen in Deutschland tätig. Er ist in zweiter Ehe seit 1872 mit Prinzessin Henriette von Schleswig-Holstein-Sonderburg- Augustenburg (geb. 1833), Vatersschwester der deutschen Kaiserin Auguste Viktoria, vermählt; 1887 wurde er geadelt. E. schrieb: »Über Resektionen nach Schußwunden« (Kiel 1851); »Beiträge zur praktischen Chirurgie« (das. 1859–60); »Über chronische Gelenkentzündungen« (2. Aufl., das. 1867); »Verbandplatz und Feldlazarett« (Berl. 1868, 2. Aufl. 1871); »Über den Kampf der Humanität gegen die Schrecken des Kriegs« (Kiel 1869; 2. Aufl., Stuttg. 1899); »Der erste Verband auf dem Schlachtfeld« (3. Aufl., Kiel 1899; mehrfach übersetzt); »Über Vorbereitung von Reservelazaretten« (Berl. 1870); »Über Gelenkneurosen« (Kiel 1872); »Die Krankheiten des Mastdarms« (Erlang. 1873; 2. Aufl., Stuttg. 1887); »Die erste Hilfe bei Verletzungen« (Hannov. 1875); »Die erste Hilfe bei plötzlichen Unglücksfällen« (Leipz. 1882,19. Aufl. 1903); »Die elefantiastischen Formen« (mit Kulenkampff, Hamb. 1885, mit Tafeln); »Samariterbriefe« (Kiel 1886). Sein »Handbuch der kriegschirurgischen Technik« (Hannov. 1877, auch in engl. und franz. Sprache) erschien später erweitert (mit Kowalzig) u. d. T. »Chirurgische Technik« (Bd. 1: Verbandlehre, 4. Aufl., Kiel 1892; Bd. 2: Operationslehre, 5. Aufl. 1901; Bd. 3 u. 4: Operationen an Kopf, Hals und Rumpf, 3. Aufl. 1899).
3) Erwin von, Hygieniker, Sohn des vorigen, geb. 12. März 1855 in Kiel, wurde 1881 Arzt und Assistent an der Augenklinik von Schweigger in Berlin, 1885 Assistent bei dem hygienischen Universitätsinstitut in Berlin und Kustos des Hygienemuseums. 1890 habilitierte er sich als Privatdozent für Hygiene an der Universität, übernahm die Leitung der hygienischen Universitätsanstalt, wurde 1891 Professor und Direktor des hygienischen Laboratoriums in Königsberg und 1899 in Göttingen. E. erweiterte die Technik der bakteriologischen Untersuchung durch seine Rollröhrenmethode, gab die Methode der Desinfektion der Wände durch Abreiben mit Brot an und arbeitete über das Kreolin, die Wirkung des strömenden überhitzten Wasserdampfes, die Sonnendesinfektion, die Benutzung der Milzbrandsporen als Testobjekte bei Prüfung der Wirkung desinfizierender Mittel. Ferner machte er Untersuchungen über die Biologie von Spirillum rubrum, über die Schicksale pathogener Mikroorganismen im Tierkörper, über Wasserfiltration durch Steinfilter etc. Er schrieb: »Hygienisches Taschenbuch« (3. Aufl., Berl. 1902); »Hygienische Winke für Wohnungsuchende« (das. 1897).
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.