Esche

Esche

Esche (Fraxinus L., hierzu Tafel »Esche I u. II«). Gattung der Oleazeen, Bäume mit gegenüberstehenden, unpaarig gefiederten, sehr selten einfachen Blättern mit häufig gesägten Fiedern, seitlich oder endständig an vorjährigem Holz erscheinenden, unscheinbaren polygamen oder diözischen Blüten in zusammengesetzten Trauben und geflügelten Früchten. Etwa 39 Arten in den gemäßigten und subtropischen Klimaten der nördlichen Erdhälfte, besonders in Nordamerika, Ostasien und dem Mittelmeergebiet. Die gemeine E. (Fraxinus excelsior L., s. Tafel), einer unsrer schönsten Waldbäume, mit hohem, schlankem Stamm, heller, rauher, im Alter borkenrissiger Rinde, ziemlich spät sich abwölbender Krone, schwarzen Knospen, unpaarig gefiederten Blättern, blumenblattlosen Blüten, die in kleinen Rispen mit dem Ausbrechen der Laubknospen erscheinen, und überhängender, breiter, geflügelter Frucht. Die Wurzel dringt nicht tief in den Boden, breitet sich aber ziemlich weit aus. Das Holz besitzt sehr zahlreiche schmale, seine Markstrahlen, ist gelbweiß, nur an stärkern Stämmen im Kern braun, sein, schwerspaltig, zäh, auf der Radialfläche ziemlich glänzend, hart, dient zu Drechsler- und Wagnerarbeiten, Turngeräten, landwirtschaftlichen Geräten etc., junges Holz auch zu Faßreifen, die Stockloden zu Lanzenschäften, Peitschenstielen etc. Als Möbelholz ist Eschenmaser (s. Tafel »Nutzhölzer II«, Fig. 11 u. 12) beliebt, besonders ungarische, die sich durch eigenartige und sehr schöne Bildung auszeichnet. Die E. findet sich in Europa bis 62° nördl. Br. (in Finnland bis 64°) und im Orient in feuchten Wäldern. In den Alpen steigt sie bis 1200 m. Sie verlangt frischen, fruchtbaren Boden, wächst in der Jugend schnell und üppig und erreicht bei einem Stammdurchmesser von 90–125 cm eine Höhe von 40 m. In England soll es Eschen von nahe an 18 m Umfang geben. Die E. besitzt eine große Ausschlagsfähigkeit, an Krankheiten leidet sie wenig, bisweilen durch Spätfröste; Wild und Weidevieh benagen sie gern, die Hornisse schält die jungen Triebe, zwei Borkenkäfer, Hylesinus crenatus und H. fraxini, leben unter der Rinde, und die Spanische Fliege frißt am liebsten Eschenlaub. Letzteres ist auch ein vorzügliches Schaffutter und wird als solches besonders in Steiermark und Kärnten benutzt. Die E. spielt in der nordischen Mythologie eine große Rolle: aus ihr ging der Mann hervor, aus der Erle das Weib. Man kultiviert viele Abarten, wie die einblätterige E. (F. excelsior var. monophylla), die Trauer- oder Hängeesche (F. excelsior pendula Ait.), die als Trauerbaum benutzt wird, die Goldesche (F. excelsior var. aurea), mit rötlichgelber Rinde etc. Die E. ist heimisch auf dem kräftigen Buchenboden des Hügel- und untern Berglandes, meidet die Flachlandsandböden ebenso wie die rauhern Gebirgslagen. Man pflanzt sie in Laubholzbeständen an, kultiviert sie aber am häufigsten im Niederwald-, Kopf- und Schneidelholzbetrieb. Will man sie an geeigneten Stellen in Verjüngungen einsprengen, so geschieht dies am zweckmäßigsten durch Pflanzung stärkerer, etwa 1 m hoher Pflanzen. Zur Erziehung der Pflanzen besät man eine spatentief umgegrabene Fläche mit 1 hl Samen auf 1 Ar. Der Same reist im Oktober, und das Hektoliter wiegt etwa 17 kg. Er keimt meist erst im zweiten Jahr. Die jungen Pflanzen werden zweckmäßig einjährig verschult, wachsen dann aber in wenigen (2–3) Jahren zu kräftigen Loden oder zu Halbheistern heran, wenn der Kamp eine frostfreie Lage hat. Gegen Frost sind die jungen Eschen sehr empfindlich. Die Mannaesche (Blumenesche, F. Ornus L.), ein hübscher, kleiner Baum oder Strauch, hat mit vier kleinen, zungenförmigen, weißen Blumenblättern versehene Blüten in ansehnlichen Trauben, drei- bis vierjochig unpaarig gefiederte Blätter und aufrechte Flügelfrüchte, findet sich in Bergwäldern Südeuropas (waldbildend namentlich im Karst, in Kroatien, Slawonien, Dalmatien) und im Orient, auch in Südtirol, Krain, Untersteiermark, Ungarn, wird besonders in Sizilien kultiviert und liefert die Manna, die aus Einschnitten in die Rinde als süßer, an der Luft bald erhärtender Saft ausfließt; bei uns Ziergehölz. In Parkanlagen werden auch mehrere nordamerikanische Eschen kultiviert, z. B. die Weißesche (F. americana L.), ein schöner, großer Baum von der Ostseite; die Rotesche (F. pennsylvanica Marsh); die Schwarzesche (F. nigra Marsh), gleichfalls von der Ostseite; die Blauesche (F. quadrangulata Mchx.), aus Ohio, Kentucky, Illinois, Tennesee, deren Holz gleich dem der Weißesche in der Heimat sehr geschätzt ist. Auf F. chinensis Roxb. in China und Anam wird die Wachsschildlaus (Coccus Pe-la) gezüchtet, die das chinesische Wachs liefert.


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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  • esche — [ ɛʃ ] n. f. VAR. aiche, èche • v. 1170; lat. esca ♦ Pêche Appât qui se fixe à l hameçon. ⇒ boëtte. « une esche frétillarde, pleine de suc, appétissante » (Genevoix). ● esche ou èche ou aiche nom féminin (latin esca, nourriture) Appât que l on… …   Encyclopédie Universelle

  • Esche — [ ɛʃə], die; , n: 1. Laubbaum mit gefiederten Blättern, unscheinbaren, in Rispen oder Trauben wachsenden Blüten und glatter, grauer Rinde: eine Esche pflanzen. 2. <ohne Plural> Holz der Esche: ein Wohnzimmer in Esche. * * * Ẹsche 〈f. 19;… …   Universal-Lexikon

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  • Esche — Sf std. (9. Jh.), mhd. esch(e), auch asch m., ahd. asc m., asca, as. asc m. Stammwort Aus g. * aska m. Esche , auch in anord. askr m., ae. æsc m. Das hierdurch vorausgesetzte ig. * osk auch in gr. oxýa Buche, Speer , alb. ah Buche , arm. hac̣i… …   Etymologisches Wörterbuch der deutschen sprache

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