- Erben
Erben, 1) Karl Jaromir, böhm. Dichter und Gelehrter, geb. 7. Nov. 1811 zu Miletin in Böhmen, gest. 21. Nov. 1870 in Prag, studierte seit 1831 zu Prag die Rechte und Philosophie und brachte 1837 sein Lustspiel »Sládci« (»Die Brauer«) auf die Bühne. Von da bis 1843 teils am Prager Kriminalgericht, teils beim Fiskalamt tätig, half er gleichzeitig Palacký beim Ordnen des Ständearchivs, bereiste 1843 bis 1847 Böhmen zur Durchforschung der Archive und wurde 1846 zum ständigen Assistenten des Böhmischen Museums ernannt. 1848 war er Mitglied des Volksausschusses, in welcher Eigenschaft er den Agramer Abgeordnetenverhandlungen beiwohnte, hatte dann bis 1849 die Leitung der »Prager Zeitung« und wurde 1850 zum Sekretär und Archivar des Böhmischen Museums sowie ein Jahr später zum Prager Stadtarchivar ernannt. Um jene Zeit beteiligte er sich fleißig an der Zusammenstellung des »Böhmisch-deutschen Wörterbuches der wissenschaftlichen Terminologie« (1853). Später widmete er sich besonders der altböhmischen Geschichte, Literatur und Mythologie, gab zu Jungmanns »Auswahl aus der tschechischen Literatur« den 2. Band heraus (bis Ende des 16. Jahrh., Prag 1868) und sammelte Volkslieder und Märchen, so in den vortrefflichen, tschechisch geschriebenen Werken: »Volkslieder Böhmens« (das. 1842–45, 3 Tle.; 2. Ausg. 1852 u. 1856; neue Ausg. u. d. T.: »Böhmische Volkslieder und Sprüche«, das. 1864); »Melodien« dazu (1844–47, neue Ausg. 1862); »Slawisches Lesebuch« (das. 1863); »Ausgewählte Sagen und Märchen andrer slawischer Stämme« (das. 1869). Auch veröffentlichte er eine Sammlung eigner Gedichte u. d. T.: »Volkssagenstrauß« (»Kytice etc.«, Prag 1853, 4. Aufl. 1874; deutsch von Albert, Wien 1900), übersetzte die russische Chronik Nestors (1867) und das Lied vom Heereszug Igors und die Zadonščina (1869) ins Tschechische und veranstaltete Ausgaben älterer böhmischer Schriftdenkmäler, z. B. von den Schriften Thomas von Štínýs (1852), von Bartosch' »Prager Chronik« (1851), Harants »Reise ins Heilige Land« (1854–55, 2 Tle.), Hus' »Gesammelten Schriften« (1865–68, 3 Bde.) u.a. Unter seinen rein wissenschaftlichen Arbeiten stehen die »Regesta diplomatica nec non epistolaria Bohemiae et Moraviae« (1855; fortgesetzt von Emler, Bd. 2–5, das. 1882–92) obenan. Deutsch schrieb er. »Die Primatoren der Altstadt Prag« (Prag 1858); »Geschichte der Prager bürgerlichen Scharfschützen« (1. Abtlg., das. 1860) u.a. Seit 1861 war er Redakteur der juristischen Zeitschrift »Pravník«.
2) Joseph, böhm. Geograph und Statistiker, geb. 29. April 1830 in Adler-Kosteletz, studierte in Prag, war hier 1852–82 Professor an der tschechischen Oberrealschule, 1856–70 zugleich Professor an der deutschen Handelsakademie und 1862–64 Dozent der Gewerbestatistik am vereinigten, dann bis 1875 am tschechischen Polytechnikum. 1870 wurde E. zum Direktor des neuerrichteten statistischen Bureaus der Stadt Prag ernannt. Er schrieb (in tschechischer Sprache): »Über die Theorie der Gewerbestatistik« (1861), »Geographie und Statistik von Kärnten und Krain« (1865), »Rußland; Land, Staat und Volk« (1868), deutsch und tschechisch, eine Statistik der königlichen Hauptstadt Prag (1872). Von seinen Kartenwerken ist eine Generalkarte von Böhmen, eine Karte der slawischen Welt (1869) und der Atlas von Böhmen (1882 ff.) zu erwähnen.
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.