Dorn [2]

Dorn [2]

Dorn, 1) Heinrich Ludwig Egmont, Komponist, geb. 14. Nov. 1804 in Königsberg, gest. 10. Jan. 1892 in Berlin, studierte von 1823 an in Königsberg und in Berlin die Rechte, widmete sich aber dann der Tonkunst und bildete sich unter Berger und Klein zum Klavierspieler und Komponisten aus. Nachdem er vorübergehend eine Lehrerstelle an einem Musikinstitut in Frankfurt a. M. bekleidet hatte, dann Musikdirektor in Königsberg gewesen war, erhielt er 1830 die Stelle eines Musikdirektors an dem neueröffneten Stadttheater zu Leipzig. Hier ward er Robert Schumanns und Klara Wiecks Lehrer in der Komposition. Nach Auflösung dieser Theaterunternehmung leitete D. provisorisch das Theaterorchester zu Hamburg und begab sich dann nach Riga, wo er bald darauf als städtischer Musikdirektor angestellt wurde und 1836 zugleich die Direktion des Theaterorchesters übernahm. 1843 als städtischer Kapellmeister nach Köln berufen, war er hier als Konzertdirigent und Lehrer für Komposition, Gesang und Klavierspiel tätig, gründete 1845 die Rheinische Musikschule und dirigierte 1844 und 1847 die Niederrheinischen Musikfeste zu Köln; beim ersten führte er Beethovens große Messe in D zum erstenmal in Deutschland vollständig auf. Nach Nicolais Tode wurde er 1849 Kapellmeister am Hoftheater zu Berlin, in demselben Jahr auch Mitglied der Berliner Akademie der Künste. 1869, bei der Anstellung Eckerts, wurde er gleichzeitig mit Taubert pensioniert. D. schrieb noch eine Reihe ihrer Zeit gut aufgenommene Opern (»Die Rolandsknappen«, Berl. 1826; »Die Bettlerin«, Königsb. 1829; »Abu Kara«, Leipz. 1831; »Der Schöffe von Paris«, Riga 1838; »Das Banner von England«, das. 1842; dazu noch in Berlin die große Oper »Die Nibelungen«, 1854; die komischen Opern »Ein Tag in Rußland«, 1856, und »Der Botenläufer von Pirna«, 1865, und die Operette »Gewitter bei Sonnenschein«, 1866); ferner »Siegesfestklänge« für Orchester (1866), Klavierstücke und zahlreiche Lieder, von welch letztern sich besonders humoristische gehalten haben. D. war auch ein gründlicher Theoretiker und Kritiker, in ersterer Eigenschaft längere Zeit als Lehrer an der Kullakschen Akademie zu Berlin, in letzterer vorzugsweise bei der »Neuen Berliner Musikzeitung« tätig. Außerdem schrieb er: »Aus meinem Leben. Erinnerungen« (Berl. 1870–72, 3 Tle.), dazu als Fortsetzung: »Ostracismus. Ein Gericht Scherben« (das. 1875), »Ergebnisse aus Erlebnissen« (das. 1877), »Streifzüge im Gebiet der Tonkunst« (das. 1879) und »Quodlibet« (das. 1886). – Von Dorns Söhnen wirkte der eine, Alexander, geb. 8. Juni 1833 in Riga, gest. 29. Nov. 1901 in Berlin, seit 1869 als Klavierlehrer an der Berliner Hochschule für Musik; ein andrer, Otto, geb. 7. Sept. 1848 in Köln, lebt in Wiesbaden und hat sich, nachdem er 1873 den ersten Preis der Meyerbeer-Stiftung errungen, durch eine Anzahl wirkungsvoller Orchesterkompositionen bekannt gemacht (Opern: »Afraja«, Gotha 1891, und »Närodal«, Kassel 1901).

2) Bernhard, Orientalist, geb. 11. Mai 1805 in Scheuerfeld bei Koburg, gest. 31. Mai 1881 in Petersburg, studierte in Halle und Leipzig zuerst Theologie, dann orientalische Sprachen, habilitierte sich 1825 in Leipzig und erhielt bereits 1826 eine ordentliche Professur der morgenländischen Sprachen an der Universität in Charkow. 1835 als Professor der Geschichte und Geographie Asiens an das Orientalische Institut zu Petersburg versetzt, wurde er 1842 zum Direktor des Asiatischen Museums und 1843 zum Oberbibliothekar der kaiserlichen Bibliothek ernannt. Seine Bestrebungen richteten sich zumeist auf Erforschung der Geschichte und Sprache der Afghanen, deren Studium er durch »Grammatische Bemerkungen über das Puschtu« (Petersb. 1840), »A chrestomathy of the Pushtû« (das. 1847) und die »History of the Afghans, translated from the Persian of Neamet Ullâh« (Lond. 1836) begründet hat, später auf die Geschichte und Geographie sowie auf die Mundarten von ganz Iran, Turkistan und den Kaukasusländern. Ergebnisse dieser Studien sind das großartige Sammelwerk »Muhammedanische Quellen zur Geschichte der südlichen Küstenländer des Kaspischen Meeres« (Petersb. 1850–58, 4 Tle.); »Beiträge zur Kenntnis der iranischen Sprachen« (das. 1860–66, Teil 1 u. 3); »Beiträge zur Geschichte der kaukasischen Länder und Völker«, in den »Mémoires« der Petersburger Akademie, 6. Serie, Bd. 4–7 (1840–43); »Caspia. Über die Einfälle der alten Russen in Tabaristan« (Petersb. 1875). Durch seine amtliche Stellung veranlaßt waren: »Das Asiatische Museum« (Petersb. 1846) und »Catalogue des manuscrits et xylographes orientaux de la bibliothèque impériale« (das. 1852).

3) Alexander, Ritter von Marwalt, Volkswirt und Publizist, geb. 9. Febr. 1838 in Wiener-Neustadt, machte 1859 den Feldzug in Italien freiwillig als Leutnant mit und war 1863 Berichterstatter des österreichischen Handelsministeriums bei der Ausstellung in Konstantinopel (vgl. seine Schrift »Die nationale Ausstellung in Konstantinopel 1863«, Leipz. 1864). 1864–68 war er in diesem Ministerium angestellt, übernahm darauf die Redaktion des volkswirtschaftlichen Teils des »Pester Lloyd« und 1872 die Redaktion der »Triester Zeitung«. Seit Ende 1883 lebt er in Wien als Eigentümer und Herausgeber der »Volkswirtschaftlichen Wochenschrift« (seit 1884), in der er gegen die schutzzöllnerischen und staatssozialistischen Strömungen der Gegenwart eintritt. 1888 gründete er den »Exportkompaß«, ein kommerzielles Jahrbuch für die Interessen des österreichisch-ungarischen Ausfuhrhandels, 1889 ein Verlagsgeschäft unter der Firma »Volkswirtschaftlicher Verlag Alexander D.« Von seinen Schriften sind noch zu nennen: »Zur Exportfrage« (Wien 1864); »Pflege und Förderung des gewerblichen Fortschritts durch die Regierung in Württemberg« (das. 1868); »Aufgaben der Eisenbahnpolitik« (Berl. 1874); »Kriegsmarine und Volkswirtschaft« (Wien 1884). Auch redigierte er das von Lehnert u.a. verfaßte Werk »Die Seehäfen des Weltverkehrs« (Wien 1889–92, 2 Bde.). Bei dem irredentistischen Bombenattentat bei Eröffnung der Ausstellung in Triest (2. Aug. 1882) wurde D. schwer verwundet.


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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