- Dohm
Dohm, 1) Christian Wilhelm von, politischer und historischer Schriftsteller, geb. 11. Dez. 1751 in Lemgo, gest. 29. Mai 1820, studierte in Leipzig erst Theologie, dann die Rechte, schloß sich an Basedow an und lebte bei ihm in Altona und Dessau. 1773 kam er als Pagenhofmeister an den Hof des Prinzen Ferdinand, Bruders Friedrichs d. Gr., nach Berlin, widmete sich jedoch von 1774 an wieder zu Göttingen staatsrechtlichen, geschichtlichen und volkswirtschaftlichen Studien und begründete hier mit Boie die Zeitschrift »Das deutsche Museum«. 1776 wurde D. Professor der Finanzwissenschaft und Statistik am Carolinum in Braunschweig, wo er seine »Materialien zur Statistik und neuesten Staatengeschichte« (Lemgo 1777 bis 1785, 5 Lfgn.) veröffentlichte und erwarb sich, seit 1777 wieder in Berlin, durch seine »Geschichte des Bayrischen Erbfolgestreits nebst Darstellung der Lage desselben« (Frankf. 1779) die ersehnte Anstellung im preußischen Staatsdienst als Geheimer Archivar und Kriegsrat im Departement der auswärtigen Angelegenheiten. Für seine Schrift »Über den deutschen Fürstenbund« (1785) wurde er zum Geheimen Kreisdirektorialrat und Gesandten bei dem niederrheinisch-westfälischen Kreis und bevollmächtigten Minister am kurkölnischen Hof ernannt. Auch fernerhin stellte er seine Feder in den Dienst des preußischen Königtums und schrieb »Die Lütticher Revolution im Jahr 1789 und das Benehmen Sr. Königlichen Majestät von Preußen bei derselben«. 1792–97 hatte D. zeitweise für die Verpflegung der preußischen Truppen zu sorgen, und war gleichzeitig bedacht, Österreichs etwaigen geheimen Unterhandlungen mit Frankreich auf die Spur zu kommen. Von Friedrich Wilhelm II. geadelt, weilte er 1797 auf dem Friedenskongreß zu Rastatt und war dann bei der Organisation der von Preußen neu erworbenen Länder tätig. Im Juni 1804 als Kammerpräsident der eichsfeld-erfurtischen Kriegs- und Domänenkammer nach Heiligenstadt versetzt, harrte er während der französischen Okkupation dieser Lande 1806 standhaft aus, trat nach dem Tilsiter Frieden, von Joh. v. Müller bewogen, in westfälische Dienste und war Gesandter König Jérômes in Dresden. 1810 legte er sein Amt nieder und widmete den Rest seines Lebens einem Geschichtswerk: »Denkwürdigkeiten meiner Zeit, oder Beiträge zur Geschichte vom letzten Viertel des 18. und vom Anfang des 19. Jahrhunderts« (Lemgo 1814–19, 5 Bde.), eins der frühesten größern deutschen Memoirenwerke. Von seinen Schriften ist noch die »Über die bürgerliche Verbesserung der Juden« (Berl. 1786) zu erwähnen. Vgl. Gronau, C. W. v. D. nach seinem Wollen und Handeln (Lemgo 1824).
2) Ernst, humorist. Schriftsteller, geb. 24. Mai 1819 in Breslau, gest. 5. Febr. 1833 in Berlin, studierte Theologie und Philosophie, bekleidete darauf eine Hauslehrerstelle und ließ sich später als Mitarbeiter an verschiedenen Zeitschriften in Berlin nieder. Hier übernahm er Anfang 1849 die Redaktion des »Kladderadatsch«, wo sein Talent die ihm zusagende Sphäre fand. D. bewährte sich als einer der schlagfertigsten und glänzendsten Vertreter der politischen Satire in Deutschland, und ein großer Teil der für das Blatt gelieferten poetischen Beiträge hat dauernden Wert. Als selbständige Dichtungen von D. erschienen: »Der Trojanische Krieg« (Berl. 1864), ein Lustspiel, worin unter der Maske des Trojanischen Krieges die modernen deutschen Verhältnisse verspottet werden; der Schwank »Ihr Retter« (das. 1862); der parodierende dramatische Scherz »Komm her!« (das. 1864); die virtuos-launigen »Sekundenbilder. Ungereimte Chronik« (das. 1880) u.a. Von seinen Übersetzungen aus dem Französischen und Spanischen seien »Lafontaines Fabeln« (Berl. 1876–77, mit Illustrationen von Doré) hervorgehoben. – Dohms Gattin Hedwig, geb. 20. Sept. 1833 in Berlin, trat für die Frauenemanzipation in die Schranken mit den Schriften: »Der Jesuitismus im Hausstand« (Berl. 1873), »Die Frau in der Wissenschaft« (das. 1874) und »Der Frauen Natur und Recht« (das. 1876, 2. Aufl. 1893). Auch schrieb sie eine Geschichte der spanischen Nationalliteratur (Berl. 1867), mehrere kleine Lustspiele: »Der Seelenretter« (1876), »Vom Stamme der Asra« (1876), »Ein Schuß ins Schwarze« (1878), die Novellen »Frau Tannhäuser« (1889), »Wie Frauen werden. Werde, wie du bist« (Bresl. 1894), die Romane »Plein air« (Berl. 1891), »Sibilla Dalmar« (das. 1897) u.a.
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.