Dachs

Dachs

Dachs (Meles Storr.), Raubtiergattung aus der Familie der Marder, mit der einzigen Art M. Taxus.Pall. (gemeiner Dachs, Grimbart, Gräwink, s. Tafel »Raubtiere II«, Fig. 3). Dies Tier ist 75 cm lang, mit 18 cm langem Schwanz, kaum 30 cm hoch und bis 20 kg schwer, mit gedrungenem Leib, dickem Hals, langem Kopf, stark zugespitzter Schnauze, kleinen Augen und Ohren, starken Krallen an den Vorderfüßen und einer am After liegenden Drüsentasche. Der Pelz ist lang- und steifhaarig, am Rücken weißgrau und schwarz gemischt, an den Seiten rötlich, an den Füßen und der Unterseite schwarzbraun; der Kopf ist weiß mit zwei matten, schwarzen Streifen. Das Weibchen (Fehe) ist kleiner und heller gefärbt. Der D. findet sich in Europa bis zum 60. Breitengrad, in Mittel- und Nordasien bis zur Lena. An einsamen Orten auf der Sonnenseite bewaldeter Hügel in Vorhölzern, selbst an unbewaldeten Gehängen legt er einen unterirdischen Bau an mit 4–8 sehr langen Röhren, von denen nur eine oder zwei von ihm befahren werden, die übrigen teils Flucht-, teils Luftröhren sind. 1,25–1,5 m unter der Erdoberfläche liegt der »Kessel«, zu dem mehrere Röhren führen, und der dem Tier und seinen Jungen zur Ruhestätte dient (s. Tafel »Tierwohnungen I«, Fig. 7). Der Dachsbau zeichnet sich durch große Sauberkeit aus. Bisweilen bewohnt der D. einen und denselben Bau mit dem Fuchs. Daß dieser ihn durch Absetzen seiner Losung vertreibe, ist eine Jägerfabel. Der D. ist mißtrauisch, einsiedlerisch, mürrisch, zur Nachtzeit sucht er Wurzeln, Obst, Beeren, Trüffeln, Rüben, Schnecken, Engerlinge, Regenwürmer; doch frißt er auch Vogeleier und junge Vögel, junge Hafen, Maulwürfe, Mäuse, Ottern und andre Reptilien, scharrt Hummel- und Wespennester aus und vernichtet in Weinbergen Trauben. Höchst selten raubt er junge Enten und Gänse, im Notfall nimmt er Aas. Im ganzen frißt er nicht viel und trägt auch nicht viel in den Bau. Am Tage sonnk er sich vor diesem und macht wohl auch kleine Ausflüge; sein Gang ist sehr langsam und schwerfällig (s. Tafel »Fährten und Spuren«, Fig. 5). Bei eintretender Kälte begibt er sich in seinen Bau und liegt hier zusammengerollt mit dem Kopf zwischen den Vorderbeinen. Der Winterschlaf wird häufig unterbochen, und im Januar oder Februar verläßt er schon wieder zeitweise den Bau. Die Paarungszeit fällt in den Oktober, dann lebt der D. gesellig mit seinem Weibchen; im Februar wirft die Dächsin 3–5 blinde Junge, die bis zum Herbst denselben Bau mit ihr bewohnen und im zweiten Jahr ausgewachsen sind. Der D. erreicht ein Alter von 10–12 Jahren. Sein Fleisch ist genießbar, das der jungen Tiere wird als wohlschmeckend gerühmt; in Frankreich und der Schweiz gelten die Keulen als Delikatesse, das Fleisch ist aber bisweilen trichinenhaltig. Ehedem wurden Dachsfett und Dachsblut arzneilich benutzt. Das Fett ist gelblichweiß, riecht wie Gänsefett, ist sehr flüssig und kann mit Schweineschmalz gemischt gegessen werden. Vgl. Dachsfelle. – Die Jagdmethoden sind der Ansitz in mondhellen Nächten auf dem Bau sowie das Hetzen durch Hunde, die den D. nachts, wenn er den Bau verlassen hat, aufsuchen und greifen oder zu Bau treiben, wobei er sich in Netzen (Dachshauben) oder Säcken, die vor die Röhren gelegt werden, fängt. Außerdem wird er beim Verlassen des Baues in Tellereisen vor der Hauptröhre gefangen. Die beliebteste Jagd ist jedoch das Dachsgraben. Man verlegt sämtliche Röhren und läßt in die Hauptröhre scharfe Dachshunde ein, die man durch Zuruf und Klopfen auf den Bau ermuntert. Die Hunde treiben den D. im Bau hin und her, bis er sich fest vor ihnen stellt. Legt man sich mit dem Ohr auf den Boden, so hört man bald, daß die Hunde unausgesetzt auf derselben Stelle Laut geben, und nun wird mit dem Graben begonnen. Mit Rodehacke und Spaten wird ein kleiner, rechtwinkelig über dem mutmaßlichen Verlauf der Röhre angelegter Schacht (Einschlag) genau über der Stelle, an der die Hunde laut sind, so tief eingetrieben, bis man auf die Röhre gelangt, aus der man den D. mit einer Dachszange herausziehen kann. Die Schußzeit des Dachses ist in Preußen auf Oktober und November beschränkt. Sorgfältig erzogene junge Dachse werden sehr zahm und anhänglich.


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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