- Cusa [2]
Cusa, Nikolaus von, oder Cusanus, eigentlich Chrypffs (»Krebs«), Gelehrter und Kardinal, geb. 1401 in Kues an der Mosel, gest. 11. Aug. 1464 in Todi bei Spoleto, studierte im Bruderhaus zu Deventer, lernte in Italien den Kardinal Cesarini kennen und wurde zu Padua 1424 Doktor der Rechte. Als sein erster Prozeß in Mainz unglücklich ausfiel, widmete er sich dem geistlichen Stand und wurde Dekan des Kollegialstifts in Koblenz. Dem Baseler Konzil überreichte er seine Schrift »De concordantia catholica«, die eine große Reform in Staat und Kirche vorschlägt. Das Weltganze faßt C. als eine unendliche, unbegrenzte Einheit auf und führt damit den Begriff der Unendlichkeit in die Philosophie ein, die er auf das Postulat der unendlichen Allmacht und auf die Vollkommenheit Gottes basiert. Ferner folgerte er deduktiv die Achsendrehung der Erde und entwarf die erste Land karte (von Mitteleuropa, gestochen 1491 in Eichstätt). Enttäuscht über das Konzil, schloß er sich 1437 an Papst Eugen IV. an, wirkte als sein Gesandter in Konstantinopel für die Vereinigung der griechischen und abendländischen Kirche und auf den deutschen Reichstagen für die Kurie. 1448 von Papst Nikolaus V. zum Kardinal und Gegenbischof von Brixen ernannt, wurde er dieser Würde nicht froh; Erzherzog Siegmund von Österreich, von dem er den Lehnseid für dessen im Bistum Brixen gelegene Besitzungen forderte, ließ ihn 1460 gefangen setzen und gab ihn nur unter harten Bedingungen wieder frei. Unter Pius II. gelangte er wieder zu hohen Ehren. Seine wichtigsten Werke erschienen gesammelt Paris 1514 und Basel 1565, 3 Bde.; manches ist noch heute unediert. In deutscher Übersetzung gab einiges E. Scharpff (Freiburg 1862) heraus. Vgl. Stumpf, Die politischen Ideen des Nikolaus von C. (Köln 1865); Gloßner, Nikolaus von C. und Marius Nizolius als Vorläufer der neuern Philosophie (Münster 1891).
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.