Cuscŭta

Cuscŭta

Cuscŭta Tourn. (Seide, Klebe), Gattung der Konvolvulazeen, blattlose Schmarotzerpflanzen, die in der Erde keimen (Fig. 1 a-e), andre Pflanzen umwinden (Fig. 1 f und Fig. 2) und sie mittels reihenweise gestellter Saugwarzen (Fig. 23aa) aussaugen, indem aus jeder Warze ein Bündel von Zellen in die umklammerte Pflanze hineinwächst (Fig. 3).

Fig. 1 Keimlinge von Cuscula europaea.
Fig. 1 Keimlinge von Cuscula europaea.

Ihre Wurzel stirbt ab, sobald sie die Saugspitzen an fremde Pflanzen angelegt haben; an dem fadenförmigen, windenden, bleichen Stengel stehen die unscheinbaren, fleischigen weißen oder rosigen Blüten in Büscheln oder Köpfchen; die kugeligen oder eiförmigen, kapselartigen Früchte sind bisweilen fleischig, ein- bis viersamig (s. Tafel »Samenformen«, Fig. 15). 90 Arten in den wärmern und gemäßigten Klimaten der ganzen Erde, manche sind weit verbreitet und zuweilen mit den Nährpflanzen weithin verschleppt. C. europaea L. (Nesselseide, Teufelszwirn, Vogelseide, Klebe, Range, Fig. 2), mit 2–2,5 m langem Stengel, findet sich auf Kartoffeln, Brennesseln, Hopfen, Hanf, Wicken, Weiden, Schlehen.

Fig. 2. Cuscuta europaea, auf Hopfen schmarotzend.
Fig. 2. Cuscuta europaea, auf Hopfen schmarotzend.

C. Epilinum Weihe (Flachsseide), mit 30–60 cm langem gelblichen Stengel und weißen Blüten, schmarotzt besonders auf Lein und wird den Kulturen oft verderblich. Sie pflegt sich zuerst auf jungen Unkräutern zu entwickeln und geht von diesen auf noch nicht verholzte Teile der Leinpflanze über. C. Trifolii Bab. (C. Epithymum L., Kleeseide), mit 30–60 cm langem, purpurrotem Stengel und in wenigblütigen Knäueln sitzenden Blüten, in Mittel- und Südeuropa, auf Quendel, Heidekraut, Ginster, Klee und Luzerne, richtet in den Kulturen der letztern oft große Verheerungen an. In Deutschland ist sie in dieser Weise erst seit Beginn des 19. Jahrh. aufgetreten. Auf Weintrauben erzeugt sie die sogen. bärtigen Trauben. C. lupuliformis Krock., die größte und stärkste deutsche Art, mit bindfadenstarken, gelblichen, rötlichen oder purpurnen Stengeln und in ährenförmigen Rispen sitzenden Blüten, wuchert in Norddeutschland, Österreich, Ungarn und im mittlern Rußland auf Weiden, Pappeln, Schneeball und wird hier und da auf Lupinenäckern schädlich. Als Vorbeugungsmittel gegen Kleeseide empfiehlt sich peinlichste Sorgfalt bei der Auswahl des Saatgutes unter Herbeiziehung der Hilfe einer Samenkontrollstation. Seidehaltiger Same ist durch Siebe zu reinigen. Der abgesiebte Same darf dem Futter nicht beigemengt werden, da der Seidensame den Verdauungskanal der Tiere passiert, ohne seine Keimkraft zu verlieren. Die befallenen Stellen sind möglichst früh unter Übergreifen von 0,5–1 m tief abzuschneiden oder mit Eisenvitriollösung oder mit Schwefelsäure, die mit 200–300 Teilen Wasser verdünnt wurde, zu überbrausen oder an einem taureichen Morgen mit rohem schwefelsauren Kali sehr dicht zu bestreuen oder mit einer 20–30 cm hohen Schicht kurz geschnittenen Strohes zu bedecken und dies nach dem Befeuchten mit Petroleum zu verbrennen.

Fig. 3. Hopfenstengel u. auf demselben schmarotzender Teufelszwirn, im Durchschnitt.
Fig. 3. Hopfenstengel u. auf demselben schmarotzender Teufelszwirn, im Durchschnitt.

Jedenfalls müssen beim Schnitte des Samenklees die Seidenstellen gänzlich umgangen werden. Bei großen Verwüstungen baut man in den folgenden 2 bis 4 Jahren nur Pflanzen, die keine Nährpflanzen für Seide abgeben. Vgl. Koch, Die Klee- und Flachsseide, Entwickelung, Verbreitung und Vertilgung (Heidelberg 1880); I. Kühn, Der gemeine Teufelszwirn, ein neuer Feind der Lupinen (Dresd. 1900).


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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