Chaldäische Sprache und Literatur

Chaldäische Sprache und Literatur

Chaldäische Sprache und Literatur. Die chaldäische Sprache, d. h. der nachhebräische Dialekt Palästinas, gehört dem semitischen Sprachstamm (f Semiten) an und verdankt ihren Namen der irrigen Annahme, die Juden hätten sie nach der babylonischen Gefangenschaft aus Chaldäa in ihre Heimat verpflanzt. In Wirklichkeit ist sie ein älteres Westaramäisch, das etwa zur Zeit Alexanders d. Gr. an die Stelle des Hebräischen getreten ist, aber schon zu den Zeiten des assyrischen Reiches in einem großen Teil Vorderasiens geherrscht hat. Die Literatur beginnt mit mehreren Abschnitten des Alten Testaments (Esra 4,8–6,18; 7,12–26; Daniel 2,4–7,28; Jer. 10,11). Eine etwas jüngere Sprachform repräsentieren die Targûms, d. h. die Umschreibungen der Schriftstellen, durch die von sprachkundigen Männern der damals des Hebräischen nicht mehr mächtigen jüdischen Gemeinde der Bibelvortrag erläutert zu werden pflegte. Die wichtigsten Targûms, der »Onkelos« zum Pentateuch und der »Jonathan« zu den Propheten, gelangten im 4. Jahrh. n. Chr. zum Abschluß. Jünger und wohl in Galiläa entstanden sind die sogen. jerusalemischen Targûms, der jerusalemische Talmud (s.d.) und einige Midraschwerke. Auch einige christliche Werke des 5. Jahrh. sind »chaldäisch« geschrieben. Nahe verwandt ist auch die samaritanische Mundart, in der eine Übersetzung des Pentateuch abgefaßt ist. In der mohammedanischen Epoche wurde die chaldäische Sprache durch die arabische verdrängt, doch hat sie auf die gesamte spätere hebräische Literatur noch stark eingewirkt. Die bekanntesten Wörterbücher sind dasjenige der beiden Buxtorf (Basel 1639; neu hrsg. von Fischer und Gelbe, Leipz. 1866–70), das »Chaldäische Wörterbuch« von I. Levy (2. Ausg., Leipz. 1876, 2 Tle.), das »Neuhebräische und chaldäische Wörterbuch« von I. Levy, mit Beiträgen von Fleischer (das. 1876–89, 4 Bde.) und das »Aramäisch-neuhebräische Wörterbuch« von Dalman unter Mitwirkung von Schärf (Frankf. a. M. 1897). Grammatiken lieferten KautzschGrammatik des Biblisch-Aramäischen«, Leipz. 1884), Marti (»Kurzgefaßte Grammatik der biblisch-aramäischen Sprache«, Berl. 1896), StrackGrammatik des biblischen Aramäisch«, 3. Aufl., Leipz. 1901) und Dalman (»Grammatik des jüdisch-palästinensischen Aramäisch«, das. 1894; dazu »Aramäische Dialektproben«, das. 1896). Vgl. auch Kautzsch, Die Aramaismen im Alten Testament (Halle 1902, Teil 1).


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

Игры ⚽ Нужна курсовая?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Chaldäische Orakel — (griechisch λόγια Χαλδαικά lógia Chaldaiká) ist eine erstmals im 5. Jahrhundert bezeugte Bezeichnung für ein antikes religiöses Lehrgedicht (oder eine Sammlung von Gedichten) in griechischer Sprache. Es behandelt die Kosmologie und die… …   Deutsch Wikipedia

  • altbabylonische und kassitische Tempel —   Die Zikkurat ein Stufenturm mit Tempel obenauf blieb auch in der altbabylonischen Zeit die Hauptform der zentralen Tempelanlagen in den Städten Babyloniens. Von allen Stellen, für die wir solche Bauwerke aus der Zeit der 3. Dynastie von Ur… …   Universal-Lexikon

  • William Rainey Harper — (* 26. Juli 1856 in Concord, Ohio; † 10. Januar 1906 in Chicago, Illinois) war ein US amerikanischer Professor für semitische Sprachen und Religion. Er war von 1891 bis 1906 Erster Präsident der University of Chicago …   Deutsch Wikipedia

  • Heilige Drei Könige — Alessandro Botticelli: Anbetung der Könige, 1475, Tempera auf Holz Die Weisen au …   Deutsch Wikipedia

  • Mardin — Vorlage:Infobox Ort in der Türkei/Wartung/Landkreis Mardin …   Deutsch Wikipedia

  • Vorreformatorische Kirchen — Als vorreformatorische Kirchen werden sämtliche katholischen, orthodoxen und orientalischen Kirchen bezeichnet. Der Begriff grenzt diese Kirchen ab von den lutherischen, reformierten, altkatholischen und sonstigen (vgl. Liste der christlichen… …   Deutsch Wikipedia

  • Dschomhūrī-ye Eslāmī-ye Īrān — Dieser Artikel beschäftigt sich mit der Islamischen Republik Iran; bezüglich des Iran in der Antike siehe Perserreich sowie Achämenidenreich, Parther und Sassanidenreich. جمهوری اسلامی ايران Dschomhūrī ye Eslāmī ye Īrān Islamische Republik Iran …   Deutsch Wikipedia

  • IRN — Dieser Artikel beschäftigt sich mit der Islamischen Republik Iran; bezüglich des Iran in der Antike siehe Perserreich sowie Achämenidenreich, Parther und Sassanidenreich. جمهوری اسلامی ايران Dschomhūrī ye Eslāmī ye Īrān Islamische Republik Iran …   Deutsch Wikipedia

  • Iranisches Reich — Dieser Artikel beschäftigt sich mit der Islamischen Republik Iran; bezüglich des Iran in der Antike siehe Perserreich sowie Achämenidenreich, Parther und Sassanidenreich. جمهوری اسلامی ايران Dschomhūrī ye Eslāmī ye Īrān Islamische Republik Iran …   Deutsch Wikipedia

  • Islamische Republik Iran — Dieser Artikel beschäftigt sich mit der Islamischen Republik Iran; bezüglich des Iran in der Antike siehe Perserreich sowie Achämenidenreich, Parther und Sassanidenreich. جمهوری اسلامی ايران Dschomhūrī ye Eslāmī ye Īrān Islamische Republik Iran …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”