- Cevennen
Cevennen (Cévennes, im Altertum Cebenna, Gebenna oder Cemmenus Mons), Gebirgskette im südlichen und mittlern Frankreich, die den südöstlichen Rand des französischen Zentralplateaus bildet und sich von SW. nach NO. von der Einsenkung von Castelnaudary (Col de Naurouze), durch welche der Canal du Midi in einer Höhe von 189 m geführt ist, bis zur Senke von Longpendu, die vom Canal du Centre in einer Höhe von 309 m durchschnitten wird, 500 km weit ausdehnt. Die C. bilden die Wasserscheide zwischen dem Atlantischen Ozean (Loire und Garonne) und dem Mittelmeer (Rhone). Die bedeutendsten Flüsse, die in den C. entspringen, sind: Loire, Allier, Lot, Tarn (mit Aveyron, Jonte, Dourbie, Sorgue und Agout), die zum Gebiete des Atlantischen Ozeans gehören, und Doux, Erieux, Ardèche, Cèze, Gard, Vidourle, Hérault und Orb, welche der Rhone und dem Mittelmeer zufließen. Man unterscheidet zwei Hauptteile: die südlichen und die nördlichen C., die durch den Einfch um des Gier, die Verbindung der Täler der Rhone und der Loire, geschieden werden. Die südlichen C., die fast durchweg aus Urgebirgsmassen, ausgenommen die Basaltdurchbrüche im nördlichen Teil und die jurassische Partie in den Causses und Garriguesbergen bestehen, setzen sich aus folgenden Bergketten zusammen: Zunächst erhebt sich an der Senke von Castelnaudary die Montagne Noire (s.d.), die im Pic de Nore 1210 m Höhe erreicht. Hieran schließen sich zwischen den Tälern des Agout, Jaur und Orb die Espinouseberge an, bis 1126 m hoch. Parallel mit denselben ziehen sich zwischen den Tälern des Ag out und Tarn die Berge von Lacaune (1266 m) hin. Das System setzt sich östlich jenseit des Tales des Orb in den Garriguesbergen fort, die im Roc blanc 943 m erreichen und als südliche Abzweigung das Escandorguegebirge (704 m) entsenden, und geht nördlich vom Tale des Hérault in die C. im engern Sinne mit dem Mont Aigoual (1567 m) über, denen sich hauptsächlich gegen W. die merkwürdige Jurakalkplatte der Causses (s.d.) und noch weiter westlich das Lévezougebirge (1157 m) angliedern. Die massigste Erhebung des ganzen Systems ist der westöstlich streichen de Rücken der Lozèreberge (Pic de Finiels, 1702 m), an die sich in nordwestlicher Richtung die plateauartige Erhebung der Margerideberge (Mont de Randon 1551 m) und nordöstlich das Plateau von Tanargue (1519 m) anschließen. Das letzte Glied der südlichen C. bilden die Berge von Vivarais, die sich von den Quellen des Allier bis zur Senke des Gierflusses hinziehen. Ihre mittlere Höhe beträgt etwa 1200 m; ihre bedeutendsten Spitzen sind der Gerbier de Jonc (1551 m), an dem die Loire entspringt, und der Mézenc, westlich daneben (1754 m). Die letzte bedeutende Erhebung gegen N. bildet der Mont Pilat (1434 m). Während die eigentlichen Berge des Vivarais aus Granit und kristallinischen Schiefern bestehen, sind diese im S., von mächtigen Vulkanen durchbrochen, die wildeste und rauheste Partie der C., mit nackten Gipfeln und engen Schluchten. Vom Gerbier de Jonc drängen sich die ebenfalls vulkanischen Coironberge (1061 m) südöstlich gegen die Rhone vor, während sich westlich zwischen Loire und Allier die Berge von Velay (1423 m) anschließen, ein kaltes, unfruchtbares Plateau. Nordwärts der Senke des Gier setzt sich der Höhenzug zwischen Loire einerseits, Rhone und Saone anderseits weiter fort, erst als Berge von Lyonnais (937 m), die noch aus Granit und metamorphischem Gestein zusammengesetzt sind, dann als Berge von Beaujolais (1012 m) und Charolais (774 m), die aus jurassischem Kalkstein bestehen. Die Berge von Charolais, der nördlichste Teil der ganzen Gebirgskette, endigen an der Einsenkung von Longpendu. Die C. fallen zum Rhone- und Saônetal sowie gegen die Languedocebene in kurzen, steilen Absätzen ab, während sie von W. und NW. mehr als der gehobene Rand des zentralen Plateaus von Frankreich erscheinen. Die Südost- und Ostabhänge der C. enthalten infolgedessen nur tiefe und trockne Täler, in denen Regen seltener, aber in heftigen Güssen fällt und die Hitze durch die Strahlenbrechung an den schroffen Felsen noch erhöht wird. Auf der entgegengesetzten Seite ist dagegen der Regen ungleich häufiger, aber auch die Wärme weit geringer, und in manchen Gegenden (in Velay) bleibt der Schnee in 1460 m Höhe 6–7 Monate liegen. Westlich von der Gebirgsseite gibt es vorwiegend Wald, Weide, Feld, durchaus mitteleuropäische Vegetation; östlich findet man Pflanzungen von Oliven, Maulbeeren, Wein, Kastanien und dürftigere, aber aromatische Vertreter der Mediterranflora, dagegen wenig Feld und fast keine Weide. Hauptbeschäftigung der Bewohner ist Ackerbau, Obst- (namentlich Kastanien-) und Weinbau, Vieh-, insbes. Schafzucht, Seidenraupenzucht, Kohlenbergbau, Steinbruchbetrieb, Seidenspinnerei, Papierfabrikation. Wichtige Industriezentren sind die Senken des Gier (St.-Etienne etc.) und von Longpendu (Creusot etc.). Die C. werden von acht Eisenbahnlinien in der Richtung von W. nach O. und von zwei Linien in der Richtung von S. nach N. durchkreuzt. Vgl. R. L. Stevenson, Travels with a donkey in the Cevennes (Lond. 1879); Martel, Les Cévennes et la Région des Causses (3. Aufl., Par. 1891); Porcher, Le Pays des Camisards (das. 1894).
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.