- Bonnat
Bonnat (spr. bonná), Léon, franz. Maler, geb. 20. Juni 1833 in Bayonne, wurde zunächst in Madrid Schüler von Federico Madrazo, trat dann mit 21 Jahren in das Atelier von Cogniet in Paris und widmete sich anfangs der Geschichts- und Genremalerei, wobei er ein an den alten Spaniern gebildetes, meist dunkel gestimmtes Kolorit im Verein mit kräftiger Modellierung und energischer, bisweilen an Derbheit streifender Charakteristik entfaltete. Unter seinen frühern Gemälden sind als die bedeutendsten hervorzuheben: Adam und Eva, die den Leichnam Abels finden (1860, Museum in Lille); Antigone führt ihren blinden Vater Ödipus (1865); die Pilger vor der Statue des heil. Petrus in der Peterskirche (1864); neapolitanische Landleute vor dem Palast Farnese in Rom (1866); einen halben Bajocco, Exzellenz (1864); Vinzenz von Paula nimmt einem Galeerensklaven die Ketten ab (1866); eine Himmelfahrt Mariä (1869) und eine Straße in Jerusalem, denen später der türkische Barbier (1872), das humorvolle Scherzo (1873) und der koloristisch interessante, aber durch krassen Naturalismus abstoßende gekreuzigte Christus (1874) und Hiob (1880) folgten. Seit 1875 widmete er sich auch dem Porträt und schwang sich bald zum hervorragendsten Bildnismaler der Pariser Gesellschaft auf. Seine Meisterwerke sind die Bildnisse der Schauspielerin Pasca, von Thiers, Victor Hugo, Grévy, Pasteur, Puvis de Chavannes, Ferrn, A. Dumas, Carnot, Renan, Kardinal Lavigerie, Taine und Loubet. Von seinen Geschichts- und Genrebildern aus der letzten Zeit sind noch hervorzuheben: das Martyrium des heil. Dionys (für das Pantheon), die Jugend Simsons (1891) und das Idyll (ein nacktes Liebespaar), die sich durch Größe und Energie der Charakteristik und durch eine Modellierung von großer plastischer Kraft auszeichnen. 1869 erhielt er die Ehrenmedaille des Salons, und seit 1874 ist er Mitglied des Instituts.
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.