Achāt

Achāt

Achāt (von dem Fluß Achates [Drillo] auf Sizilien herzuleiten), Mineral, und zwar wesentlich Chalcedon (also mikrokristallinische Kieselsäure) mit einer deutlich hervortretenden Bänderung, bei der die einzelnen Lagen verschiedene Farbe und Dichtigkeit zeigen (Fig. 1). Die einzelnen Lagen sind oft so dünn, daß an hundert auf 1 mm kommen.

Fig. 1. Bandachat.
Fig. 1. Bandachat.

Die verschiedene Farbe rührt gewöhnlich von Eisen- und Manganverbindungen her; in den Onyxen wechseln schwarze und weiße, in den Sardonyxen rote und weiße Lagen miteinander ab; weniger dichte, mehr poröse Lagen kann man mit Farbstoff tränken und künstlich färben (vgl. unten). Der meiste A. kommt aus sogen. Achatmandeln (s. Tafel »Mineralien und Gesteine«, Fig. 12), die in Melaphyr- und Porphyrgesteinen auftreten. Sie finden sich gewöhnlich vereinzelt, in größerer Menge namentlich im Melaphyr bei Oberstein a. d. Nahe, hier äußerlich oft mit Grünerde bekleidet und im Innern nicht selten hohl und mit Amethyst oder Kalkspat und Zeolithen ausgekleidet. Auch aus Uruguay kommen seit 1834 sehr viele oft riesige Mandeln von A., die sich dort wesentlich in Form von Geschieben finden (der sogen. brasilische A.). Bei Oberstein schmiegen sich alle Chalcedonlagen der äußern Mandelform an, in den brasilischen Mandeln findet sich im Innern zuweilen eine Schicht planparalleler, horizontaler Lagen.

Fig. 2. Trümmerachat.
Fig. 2. Trümmerachat.

Nicht selten werden beim Durchschleifen die Kanäle bloßgelegt, durch welche Kieselsäure in den Mandelraum eingedrungen ist. In diesem sind die einzelnen Lagen, von außen nach innen fortschreitend, aus der wässerigen Lösung abgeschieden, wobei nicht selten im Innern ein Hohlraum übrigblieb. Vom Monte Tondo bei Vicenza kannte schon Plinius Chalcedonkugeln, durch deren durchscheinende Wände man im Innern Flüssigkeit wahrnimmt (Enhydros). Zuweilen bildet der A. auch die gangartige Ausfüllung von Spalten in Melaphyr, Porphyr oder anderm Gestein. So findet sich ein vielstreifiger Bandachat gangförmig bei Schlottwitz in Sachsen; an einer Stelle ist die ältere Achatmasse dieses Ganges zertrümmert, und die Bruchstücke sind später durch Kieselsäure (Chalcedon) wieder verkittet (Trümmerachat, Fig. 2, und Tafel »Mineralien und Gesteine«, Fig. 20). Andre Benennungen, wie Festungs-, Korallenachat etc., beziehen sich auf den zufälligen Verlauf der Zeichnungen; der Moosachat (Baumachat, Mokkastein, s. Chalcedon) enthält schwarze Mangandendriten; der Wolkenachat unregelmäßig begrenzte wolkige Trübungen (Mineraleinschlüsse); der Regenbogenachat zeigt als Interferenzwirkung der dünnen Lagen Newtonsche Farbenringe. Isländischer A. ist Obsidian, Löhlbacher A. ist roter Jaspis oder Eisenkiesel, mexikanischer A. ist Onyxmarmor, orientalischer A. schön gefärbter und durchscheinender A., okzidentalischer A. ein weniger ausgezeichneter A.

Verwendung. Schöne Achate wurden schon von den Alten als Schmucksteine verwendet. Gegenwärtig verarbeitet man sie zu Reibschalen, Glättsteinen, Kameen, Ringsteinen, Agraffen, Armbändern, Stockknöpfen, Messerstielen, Schussern etc. Durch Brennen verändern manche Achate ihre Farbe, und da einzelne Lagen des Steines porös genug sind, um Flüssigkeiten aufzufangen, während andre dies nicht tun, so läßt sich A. auch färben. Erwärmt man A. anhaltend in verdünnter Honig- oder Zuckerlösung und kocht ihn dann in konzentrierter Schwefelsäure, so wird der ausgesogene Zucker verkohlt, und die poröse Schicht färbt sich schwarz, während die undurchdringliche weiße Schicht noch heller und glänzender erscheint. Durch verschiedene Chemikalien lassen sich mancherlei Farben erzeugen. Zum Schleifen des Achats benutzt man große Schleifsteine von Sandstein, die am äußern Umfang ebene Bahnen oder Hohl- und Rundkehlen besitzen. Das Polieren geschieht meist auf Walzen von hartem Holz, die mit seinem feuchten Tripel oder Bolus bestrichen werden. Zum Bohren dienen schnell rotierende Stahlstifte mit Diamantstaub oder Diamantstückchen.

A. wird in Jekaterinburg am Ural, in Schlesien, Baden, Sachsen, Böhmen, auch in China, Japan und Hinterindien geschliffen, und in der Gegend von Idar und Oberstein bildet die Achatschleiferei eine Industrie, die sich ursprünglich auf das Vorkommen des Achats in der dortigen Gegend stützte, und deren Anfänge bis ins Mittelalter zurückgehen. Einen großen Aufschwung nahm sie in der zweiten Hälfte des 18. Jahrh., wo man anfing, Achatwaren zuerst in Silber, dann in vergoldeten Tombak zu fassen. Nach 1813 entdeckte man die Farbenveränderungen der Steine durch Brennen, und seit 1819 kennt man in Idar das Geheimnis des Schwarzfärbens. Seit 1834 entwickelte sich die Achatindustrie außerordentlich, besonders, da die südamerikanischen Onyxe das Aufblühen der Steinschneidekunst in Paris und Idar veranlaßten. Für Afrika werden aus streifigem A. Amulette (Oliven, Turmringe etc.) gearbeitet. Vgl. Lange, Die Halbedelsteine aus der Familie der Quarze und die Geschichte der Achatindustrie (Kreuznach 1868); Nöggerath, Die Achatindustrie im Fürstentum Birkenfeld (Berl. 1877).


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

Игры ⚽ Поможем написать курсовую

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • achat — [ aʃa ] n. m. • 1164; de achater, var. anc. de acheter 1 ♦ Action d acheter. ⇒ acquisition, emplette. Faire l achat de qqch., l acheter. Faire des achats (cf. Faire des courses). Achat au comptant, à crédit. Prix d achat. Donner un ordre d achat …   Encyclopédie Universelle

  • Achat — Gebänderter Achat, 2,5 cm groß Chemische Formel SiO2 Mineralklasse Oxide/Hydroxide IV/D.01 10 (nach Strunz) Kristallsystem …   Deutsch Wikipedia

  • Achat — 〈[ xa:t] m. 1〉 Mineral, Edelstein, aus Kieselsäurelösungen entstanden, häufig in Lagen verschiedener Färbung aufgebaut [nach dem Fluss Achates im südl. Sizilien, in dem der Achatstein zuerst gefunden worden sein soll] * * * A|chat [von griech.… …   Universal-Lexikon

  • achat — Achat. subst. masc. v. Emplette, acquisition faite à prix d argent. Faire achat de marchandises. Il signifie aussi, La chose achetée. Je veux vous faire voir mon achat. c est un bon achat …   Dictionnaire de l'Académie française

  • Achat — Achat, ein angeblich nach dem Fluß Achates in Sicilien benanntes, gewöhnlich halbdurchsichtiges, hartes Gemenge aus Hornstein u. Chalcedon, oft vermischt mit Carneol, Quarz, Feuerstein, Jaspis, Heliotrop, Amethyst etc.; Edel od. Halbedelstein;… …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Achat — Achat, s. Quarz …   Lexikon der gesamten Technik

  • Achat — Achāt, Gemenge der verschiedensten Quarzarten (Chalzedon, Jaspis, Quarz, Amethyst), vorzüglich Ausfüllungsmasse der Blasenräume in den Mandelsteinen und Porphyren. Man unterscheidet nach der Zeichnung des Schliffs Festungs , Band , Wolken und… …   Kleines Konversations-Lexikon

  • Achat — oder Agat, ein schöner, mannichfaltig gefärbter Halbedelstein, zuerst in Sicilien im Flusse Achates gefunden; daher sein Name. Er ist halb durchsichtig, und kommt in ziemlich großen Massen vor, so daß man Schüsseln und Vasen von zwei Fuß Höhe und …   Damen Conversations Lexikon

  • achat — rachat téléachat …   Dictionnaire des rimes

  • Achat — der; [e]s, e <über lat. achates aus gleichbed. gr. achátēs> ein mehrfarbig gebänderter Schmuckstein; vgl. ↑Chalzedon …   Das große Fremdwörterbuch

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”