- Uhde
Uhde, Fritz von, Maler, geb. 22. Mai 1848 zu Wolkenburg in Sachsen, ging 1866 auf die Kunstakademie in Dresden, wendete sich aber, weil ihn der damals auf der Akademie herrschende Geist nicht befriedigte, 1867 der militärischen Laufbahn zu und diente bis 1877, zuletzt als Rittmeister im Gardereiterregiment, für das er 1878 den Angriff dieses Regiments bei Wien 1683 malte. Nachdem er den Militärdienst quittiert hatte, begab er sich nach München, um sich wieder ganz der Malerei zu widmen, wobei er sich besonders an das Studium der Niederländer hielt. Ein Zusammentreffen mit Munkacsy veranlaßte ihn, sich im Herbst 1879 nach Paris zu begeben, wo er einige Wochen im Atelier Munkacsys malte, im übrigen aber seine Studien nach den Niederländern fortsetzte. Unter ihrem Einfluß stehen seine ersten Bilder: die Chanteuse und die gelehrten Hunde sowie das 1881 in München gemalte Familienkonzert (Köln, Wallraf-Richartz-Museum). Aber schon auf einer 1882 nach Holland unternommenen Reise wandte er sich vom Kostümbild ab und der Natur zu. Dafür zeugen die schon in den hellen Tönen der Freilichtmalerei gehaltenen Bilder: die Ankunft des Leierkastenmanns (Erinnerung aus Zandvoort), der Leierkastenmann, die Trommelübung bayrischer Soldaten u. a. Sie bildeten zugleich die Vorbereitung zu derjenigen Aufgabe, die er sich als das Hauptziel seiner Kunst gestellt hatte: die Geschichte des Neuen Testaments in enge Beziehungen zur Gegenwart zu setzen und mit starker Hervorhebung der untern Volksklassen zu einer neuen, tief und schlicht empfundenen Darstellung zu bringen. Seine zu diesem Zwecke geschaffenen Hauptbilder, die zuerst auf großen Widerstand stießen, bald aber auch zahlreiche Bewunderer fanden, sind: Lasset die Kindlein zu mir kommen (1884, im Museum zu Leipzig), Christus und die Jünger von Emmaus (1884, Städelsches Institut in Frankfurt a. M.), Komm, Herr Jesu, sei unser Gast (1885, in der Berliner Nationalgalerie), das Abendmahl (1886), die Bergpredigt (1887, Galerie in Budapest), die Heilige Nacht (1888, Dresdener Galerie), der schwere Gang (1890), die Verkündigung bei den Hirten (1892), Noli me tangere (1894) und Himmelfahrt (1897, alle drei Münchener Neue Pinakothek), die Grablegung (1895), die Weisen aus dem Morgenlande (1896, Museum in Magdeburg), Predigt am See (1896). Außerdem hat er, zumal in neuester Zeit, Bildnisse (Schauspieler Wohlmuth), Einzelfiguren (lachendes Mädchen, lachende Alte, Mädchen mit Hund), und Bilder aus dem Kinderleben (Sommerfrische, Kinderprozession, die große Schwester, die Kinderstube) mit souveräner Pinselführung, prächtiger Lichtwirkung und glänzender Charakteristik gemalt. Er lebt als königlicher Professor in München und ist seit 1896 Mitglied der Akademie der Künste in Berlin. Vgl. Lücke, Fritz v. U. (Leipz. 1887); Bierbaum, Fritz v. U. (Münch. 1893 u. 1905); Meißner, Fritz v. U. (Berl. 1900); v. Ostini, Uhde (Bielef. 1902).
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.