Tschili

Tschili

Tschili (s. die Karte der Provinzen Tschili und Schantung beim Artikel »China«), früher Pe-tschili, (»nördliches Tschili«, im Gegensatz zu Nan-tschili, »südliches Tschili«, mit der alten Hauptstadt Nanking), die nordöstliche Provinz des eigentlichen China, grenzt im N. an die Mongolei, im O. an die Provinz Schöngking der Mandschurei und den Golf von T. (s. unten), im S. an die Provinzen Schantung und Honan, im W. an Schansi und umfaßt 314,800 qkm mit 18,600,000 Einw., hatte aber vor dem Taipingaufstand und der großen Hungersnot von 1842 angeblich fast 37 Mill. Einw. Die Westgrenze begleitet der Taihangschan, den Nordwesten erfüllt der Nordchinesische Gebirgsrost (Höngschan, Hsiau-Wutaischan, Nankóugebirge etc.), der mit dem Südfuß aus der Ebene aufsteigt und Höhen von 2–3000 m erreicht, nach N. aber allmählich in das lößbedeckte Steppenplateau übergeht. Aus diesem kommen die Hauptflüsse des nördlichen T. herab und durchbrechen das Randgebirge: der Lwanho und Paiho; letzterer vereinigt sich mit den in Schansi entspringenden Hunho, Hutoho, Tschangho etc. oberhalb von Tiëntsin, wo von S. her auch der Kaiserkanal (s. d. 2) einmündet. Diese Flüsse nebst vielen kleinern gehören sämtlich zum eigentlichen Mündungsgebiet des Hwangho (s. d.), der vor etwa 2 Jahrtausenden in der Gegend von Tiëntsin und früher vielleicht noch weiter im N. ins Meer fiel. Diesen Flüssen verdankt der weite ebene Teil der Provinz seine Ausfüllung mit Löß und Sand; auch richten sie oft durch Überschwemmungen große Verheerungen an. Das Klima ist durchaus kontinental; die mittlere Jahrestemperatur beträgt in Peking 11,7°, Juli 26°, Januar -4,7°, auf der belgischen Missionsstation Siwantse an der Grenze der Mongolei aber im Juli 19,5°, Januar -16,7°. Die meisten Flüsse frieren vom Oktober ab zu. Die Niederschläge sind nicht bedeutend (in Peking 624 mm). Die Küste ist unfruchtbar, die hinter ihr gelegene Ebene aber sorgfältig angebaut und sehr dicht besiedelt; die Berglandschaften sind außer in der Nähe der Hauptstadt noch gut bewaldet. Die Bevölkerung ist außer wenigen hundert Mandschu (Beamten und Soldaten) durchweg chinesisch. Hauptbeschäftigung sind Ackerbau (Hirse, Mais, Weizen, Baumwolle, Tabak), Gartenkultur (Zwiebeln, Gurken, Melonen, Kohl, Rüben etc.) und Obstzucht. Die Industrie beschränkt sich auf die vom Staate betriebenen Hirsebranntweinbrennereien und einige Kohlengruben (s. Kaiping 1). Der Handel mit dem Ausland geht über die Häfen Tiëntsin und Tschinhwangtau und zu Land über Kalgan. Eisenbahnen führen von Peking 1) nach Nankóu (auf Kalgan); 2) über Tiëntsin nach Taku und weiter über Schanhaikwan zur Mandschurei; 3) über Pauting, Tschöngting, Schuntö zur Südgrenze (Peking-Hankau-Bahn). Hauptstadt ist Peking. Vor 200 Jahren bildete die über das Gebirge verlaufende Große Mauer die Nordgrenze der Provinz, bis Kaiser Kanghi diese weiter in die Steppe hinausschob. Seitdem ist letztere bis an die äußersten Quellen der zum Meer gehenden Flüsse von Ackerbaukolonisten besiedelt worden. T. außerhalb der Mauer ist jetzt an Areal (160,000 qkm) sogar dem innern Teil überlegen, zählt aber nur 1,400,000 Einw. (9 gegen 111 auf 1 qkm). Literatur s. bei Artikel »China«.


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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