- Liauhŏ
Liauhŏ, Hauptstrom der südlichen Mandschurei, entspringt weit im W. aus zwei Quellflüssen, von denen der nördlichere (Schara-muren) von seiner Quelle an die Nordgrenze der chinesischen Provinz Tschili gegen die Mongolei bildet, der südlichere (Lauha-hŏ) als eigentlicher Oberlauf des L. betrachtet wird. Der Schara-muren (mongolisch »gelber Fluß«) entspringt unter 1161/2° östl. L. auf der genannten Grenze, der Lau-ha-ho erheblich weiter südlich im nördlichen Tschili östlich von Dschehol (s. d.), um mit einer großen Zahl von Zuflüssen in nordöstlicher Richtung die wichtigste Entwässerungsader des nordöstlichen Tschili zu bilden. Der Zusammenfluß mit dem Scharamuren erfolgt nach einer rechtwinkligen Wendung gegen SO. genau auf der Nordostgrenze von Tschili, dann strömt der Fluß eine kurze Strecke durch mongolisches Gebiet und tritt in die Mandschurei ein, wo er bald gegen SW. umbiegt, so daß der Unterlauf etwa parallel dem Oberlauf in entgegengesetzter Richtung fließt. Die nicht genau bestimmte Länge des Laufes dürfte rund 1100 km betragen. Der Unterlauf des L. durchfließt auf etwa 400 km Länge eine 90–100 km breite Talbucht, die durch eine wichtige tektonische Linie vorgezeichnet ist, und mündet ohne Deltabildung 5 km unterhalb Ying-tse-kou (s. Niutschwang) in den Golf von Liautung, einen Teil des innern Gelben Meeres. Der Unterlauf teilt die mandschurische Provinz Schöngking in die Landschaften Liau-hsi (s. d.) und Liautung (s. d.). Von den Nebenflüssen des L. sind außer dem Schara-muren die wichtigsten: der Tung-liau-che, der parallel und nahe der mandschurischen Westgrenze fließt; der Tsingho, der bei der Umbiegungsstelle des L. nach SW. mündet; der Hunho, der an Mukden vorüberfließt, und der Tai-tse-ho, sämtlich linksseitig. Schiffbar ist der L. für kleine, flachgebaute Fahrzeuge bis zum Palisadenzaun etwa 400 km hinauf, für Schiffe mit 60–90 cm Tiefgang nur bis zur Kreuzung der großen Kaiserstraße. Das Schwemmland der Talebene des untern L. ist nur zum Teil fruchtbar, da der Boden, an der Küste salzhaltig, auch sonst vielfach sandig und namentlich auf den Terrassen des Talrandes nur stellenweise zum Anbau von Kartoffeln brauchbar ist, während die fettern Talböden Getreide, Hülsenfrüchte, Reis, Ölsaaten, Melonen, Mohn und Gemüse liefern.
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.