- Thaer [2]
Thaer (spr. tǟr), 1) Albrecht, Landwirt, geb. 14. Mai 1752 in Celle, gest. 26. Okt. 1828 in Möglin, studierte seit 1771 in Göttingen Medizin und Philosophie, war dann in seiner Vaterstadt als Arzt tätig, widmete sich aber bald ausschließlich der Landwirtschaft. Durch die von ihm gegründete landwirtschaftliche Lehranstalt in Celle sowie durch die »Einleitung zur Kenntnis der englischen Landwirtschaft« (Hannov. 1795–1804, 3 Bde.; Bd. 1 in 3. Aufl. 1806) und die »Annalen der niedersächsischen Landwirtschaft« (Götting. 1799–1804, 3 Bde.) erlangte er großen Ruf; auf Reisen in Norddeutschland studierte er die deutsche Landwirtschaft, und die Ausgabe von Bergens Werk über Viehzucht (1800), die Abbildungen und Beschreibungen nützlicher Ackergerätschaften (1803–06), die Übersetzung von Bells »Versuch über den Ackerbau« (1804) bereiteten sodann seine Übersiedelung nach Preußen vor, wohin ihn der König 1804 berufen hatte. Er kaufte das Gut Möglin und errichtete hier 1806 die erste höhere landwirtschaftliche Lehranstalt. Seine »Grundsätze der rationellen Landwirtschaft« (Berl. 1809–10, 4 Bde.; 6. Aufl. 1868; neue Ausg. von Krafft, Thiel u. a., das. 1880) wurden in viele Sprachen übersetzt. 1807 zum Staatsrat ernannt, hatte er an den Gesetzen zur Regulierung der bäuerlichen Verhältnisse bedeutenden Anteil. 1810 wurde er Professor der Landwirtschaft an der Universität in Berlin und vortragender Rat im Ministerium des Innern. Nachdem er 1811 die Mögliner Schäferei gegründet, wurde er 1815 Generalindentant der königlichen Stammschäfereien. 1818 legte er seine Professur nieder und widmete sich nun wieder seinem Institut in Möglin, das 1824 zu einer königlichen Akademie des Landbaues erhoben ward. T. gilt als Begründer der rationellen Landwirtschaft in Deutschland; er entwickelte die Begriffe von Roh- und Reinertrag, begründete die Landwirtschaftslehre, förderte die Wechselwirtschaft und den Kartoffelbau und bemühte sich erfolgreich um die Freiheit des landwirtschaftlichen Gewerbslebens. In den letzten Jahrzehnten seines Lebens war er vor allem Tierzüchter, dann speziell Schafzüchter. Seine Werke über die Erzeugung und Zucht hochfeiner Wolle und hochedler Schafe, sein Leipziger Wollkonvent waren für die deutsche Nationalwirtschaft von größter Bedeutung. 1850 wurde ihm ein Denkmal von Rietschel in Leipzig, 1860 ein solches von Rauch in Berlin und 1873 ein drittes von Hartzer in Celle errichtet. Vgl. Körte, Albrecht T. (Leipz. 1839).
2) Albrecht, Enkel des vorigen, Landwirt, geb. 6. Aug. 1828 auf Lüdersdorf bei Wriezen a. O., gest. 14. Dez. 1906 in Gießen, studierte 1846 in Heidelberg Staatswissenschaft, dann in Möglin und Berlin, erlernte die Landwirtschaft in England und Schottland und übernahm in der Heimat die Verwaltung zweier Güter. 1859–61 lehrte er an der Akademie in Möglin, habilitierte sich darauf in Berlin und erhielt daselbst 1866 eine außerordentliche, 1871 in Gießen eine ordentliche Professur. 1901 trat er in den Ruhestand. Er schrieb: »System der Landwirtschaft« (Berl. 1877, 2. Aufl. 1896); »Die Wirtschaftsdirektion des Landguts« (3. Aufl., das. 1896); »Die altägyptische Landwirtschaft« (das. 1881); »Die landwirtschaftlichen Unkräuter« (das. 1881, mit 24 Tafeln; 2. Aufl. 1893); »Untersuchungen über das Pächterkapital« (Gießen 1890); auch lieferte er eine Neubearbeitung von Pabsts »Rindviehzucht« (4. Aufl., Stuttg. 1880).
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.