Tahīti

Tahīti

Tahīti (Otaheiti), die größte und wichtigste der franz. Gesellschaftsinseln (s. d.) im Stillen Ozean, zwischen 17°30'–17°53' südl. Br. und 149°6'–149°38' westl. L., besteht aus zwei durch eine 2 km breite Landenge zusammenhängenden, fast kreisrunden Halbinseln (s. untenstehendes Kärtchen), deren größere nordwestliche Tahitinui (Groß-T.) oder Porionuu, deren kleinere Tahitiiti in (Klein-T.) oder Taiarapu heißt, zusammen 1042 qkm groß.

Karte von Tahiti mit Übersicht der Gesellschaftsinseln.
Karte von Tahiti mit Übersicht der Gesellschaftsinseln.

Die Insel ist von einem Korallenriff umgeben, das mehrere Öffnungen zum Einlaufen der Schiffe sowie mehrere Baien und Buchten mit guten Ankerplätzen hat. Das Land ist vulkanisch und steigt von der Küste gegen die Mitte hin im Orohena oder Tobreonu bis 2237 m an. Die Gesteine sind Trachyt, Dolerit, Basalt, zum Teil als Lava, Obsidian und Bimsstein entwickelt, vulkanische Asche und Korallensand. Zahlreiche Bäche ergießen sich von den Bergen, in der Regenzeit oft zu reißenden Flüssen anschwellend. Vom Fuß der Berge bis zum Strand ist die ganze Insel von einer schmalen Niederung umgeben, auf der die Wohnungen zerstreut liegen. Das Klima ist mild; mittlere Jahrestemperatur 25°, Extreme 32° und 14°. Pflanzen- und Tierwelt sind die der Gesellschaftsinseln (s. d.) überhaupt. Die ursprünglichen polynesischen Bewohner, deren Zahl zu Cooks Zeit (wohl zu hoch) auf 120,000 geschätzt wurde, haben durch eingeschleppte Krankheiten u. a. sehr abgenommen; 1897 betrug die Bevölkerung 9300 Eingeborne, 600 Franzosen, 350 andre Europäer, 200 Amerikaner und 300 Chinesen, im ganzen 10,750. (S. Tafel »Australisch-ozeanische Kultur I«, Fig. 10 u. 11.) Religion ist fast durchweg die protestantische, doch besteht auch eine katholische Mission. In 34 Schulen werden 1800 Kinder unterrichtet. Als Zeitung besteht der amtliche »Messager de T.« Angebaut werden namentlich Kokospalmen, Vanille, Zuckerrohr, Baumwolle, Orangen, Kaffee, Mais. Es bestehen bereits 3 Zuckerfabriken. Von den durch die Europäer eingeführten Haustieren zählte man 1889: 1162 Pferde, 2041 Rinder, 494 Schafe, 1794 Ziegen, 5636 Schweine. Mineralien hat man bisher nicht entdeckt. Der Handel ist fast ausschließlich in fremden Händen; 1902 betrug die Einfuhr 3,9, die Ausfuhr (Kopra, Vanille, Perlmutterschalen, Orangen, Kokosnüsse, Baumwolle) 4,3 Mill. Fr. Man rechnet in Franken oder Dollars zu 5 Frank. Hauptmünze ist das Frankenstück, die Toata der Eingebornen. Hauptort und wichtigster Hafen ist Papeete (s. d.). Es besteht Dampferverbindung mit Auckland (Neuseeland) und San Francisco.

Die Insel T. wurde von Quiros 1606 entdeckt und Sagittaria genannt; genauere Kunde verdanken wir aber erst dem Engländer Wallis, der die Insel 1767 besuchte und Georgs III.-Insel nannte, dann Bougainville, der sie 1768 besuchte und wegen der Sittenlosigkeit der Weiber Nouvelle Cythère (Neukythera) taufte, besonders aber Cook, der sie 1769 zum erstenmal und 1773 mit den beiden Forster genauer untersuchte. Englische protestantische Missionare kamen 1797 hierher, wurden vom König Pomare I. gut aufgenommen, und Pomare II. trat 1812 zum Christentum über. Er erließ auch die ersten geschriebenen Gesetze. Als der König 1821 und Pomare III. 1827 starb, bestieg dessen Schwester Pomare Wahine I. den Thron. Als sie französische katholische Missionare, die hierher kamen, vertrieb, entsandte Frankreich ein Kriegsschiff, erzwang die Zulassung der französischen Mission und 1842 auch die Annahme des französischen Protektorats. Der 1877 auf den Thron gekommene Pomare V. trat 19. Juni 1880 seine Hoheitsrechte an Frankreich ab und erhielt bis zu seinem Tode (1891) eine Pension von 25,000 Fr. – In der Nacht vom 7. auf den 8. Febr. 1906 wurde T., besonders die Hafenstadt Papeete, durch eine Sturmflut verwüstet. Vgl. H. Lutteroth, Geschichte der Insel T. (deutsch von Bruns, Berl. 1843); Agostini, Tahiti (Par. 1906); Seurat, T. et les établissements français de I'Océanie (das. 1906). S. auch unter Gesellschaftsinseln.


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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