- South West Africa Company Limited, The
South West Africa Company Limited, The, eine nach englischem Recht 18. Aug. 1892 gegründete Aktiengesellschaft mit dem Sitz in London und einer Vertretung in Berlin. Sie wurde zu einer Zeit ins Leben gerufen, als sich die Deutsche Kolonialgesellschaft für Südwestafrika in schwieriger finanzieller Lage befand. Da deutsche Kapitalisten wenig Entgegenkommen zeigten, so wandte sich das Hamburger Syndikat, das sich des bedrängten Schutzgebietes wirtschaftlich annehmen wollte, auch nach England, so daß die Gesellschaft, die über ein Grundkapital von 40 Mill. Mk. verfügt, aus englischen und deutschen Kapitalisten besteht. Satzungsgemäß müssen dem Direktorium mindestens 3 deutsche Mitglieder angehören; meist waren aber von 8–10 Direktoren 4–7 Deutsche. Ferner hat sich die Gesellschaft durch Beschluß vom 2. März 1900 der Aussicht des Reichskanzlers unterstem. Diet S. erwarb die sogen. Damaraland-Konzession, welche die deutsche Regierung 3. Aug. 1892 dem Kaufmann Wichmann und dem Rechtsanwalt Scharlach unter der Voraussetzung bewilligte, daß innerhalb einer bestimmten Frist eine Gesellschaft zur Verwertung der erteilten Berechtigungen gegründet werde. Als Gegenleistung für zahlreiche, ihr bewilligte Vorteile, deren wichtigste die unentgeltliche Landüberweisung von 13,000 qkm Fläche und das Monopol der bergmännischen Ausbeutung des Damaralandes waren, verpflichtete sich die Gesellschaft unter anderm zum Bau einer von Swakopmund nach den Otaviminen führenden Eisenbahn. Durch mehrere Expeditionen ließ die Gesellschaft ihr Gebiet auf seinen wirtschaftlichen und bergmännischen Wert untersuchen und die Bahntrasse feststellen. Das Rinderpestjahr 1897 brachte insofern eine Änderung, als auf Grund neuer Abmachungen mit der Regierung die Gesellschaft gegen entsprechende Entschädigung auf das alleinige Recht des Bahnbaues im nördlichen Deutsch-Südwestafrika verzichtete. Dank ihren reichen Mitteln hat die S. nach und nach die Hand noch auf andre Unternehmungen im Schutzgebiet gelegt, so daß sie außer der Damaralandkonzession die Hälfte des Kapitals der Hanseatischen Land-, Minen- und Handelsgesellschaft für Deutsch-Südwestafrika, über vier Fünftel des Kapitals der Kaoko-Land- und Minengesellschaft, den größten Teil des Kapitals der Damara- und Namaqua-Handelsgesellschaft und bedeutende Kapitalbeteiligung (mit 8 Mill. Mk.) an der Otaviminen- und Eisenbahngesellschaft (s. d.) besitzt. Von ihrem Landbesitz hat die Gesellschaft bisher 39,000 Hektar verkauft und 15,000 Hektar verpachtet; in eigener Bewirtschaftung hält sie zwei Farmen. Die bisherigen bilanzmäßigen Verluste betragen 1,256,900 Mk., eine Dividende ist noch nicht verteilt worden.
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.