- Säge
Säge und Sägemaschinen (hierzu Tafel »Sägemaschinen«). Die Säge ist ein Werkzeug zum Zerschneiden von Holz, Metall, Stein etc., aus Stahl und von der Form eines Blattes (Sägeblattes), am Rande mit Zähnen (Sägezähnen) versehen, die gewöhnlich mit dem Durchschnitt, bei kleinen Sägen auch durch Einfeilen oder Einhauen des Sägerandes hervorgebracht werden, meißelartig wirken und Späne (Sägespäne) fortnehmen. Entweder hat die Säge die Form eines Blattes (Blattsäge) oder die eines Bandes ohne Ende (Bandsäge) oder einer kreisrunden Scheibe (Kreissäge), oder zum Aussägen runder Scheiben (Faßböden, Knöpfen etc.) die Form einer Trommel (Trommelsäge, Zylindersäge, Kronsäge) oder einer Kugelschale (Kugelschalsäge, Konkavsäge). Zwischen den Zähnen befinden sich die Zahnlücken, welche die zur Bildung des Sägeschnittes abgehobenen Späne so lange beherbergen, bis die Zähne aus dem Arbeitsstück heraustreten und die Späne fallen lassen. Form und Größe der Zähne und der Zahnlücken sind sehr verschieden (Fig. 1–8), je nach der Bestimmung der Sägen; die Grundform aber ist stets ein Dreieck. Da die von Metallsägen abzunehmenden Späne nur klein sind, so genügen kleine Lücken, weshalb die Zähne dieser Sägen (Fig. 1) an der Sägerandlinie a a zusammenstoßen und nahe beieinander stehen, so daß durchschnittlich 5–10 auf 1 cm Blattlänge kommen, was 1–2 mm Abstand (Teilung) entspricht.
Die Weichheit des Holzes gestattet die Wegnahme großer Späne, weshalb Holzsägen große Lücken haben, was im allgemeinen auch eine große Teilung (Zähne von 2–50 mm) bedingt.
Um diese zu erhalten, werden die Zähne vielfach auseinander gerückt (Fig. 24 aa). Weil aber die Säge um so wirksamer ist, je näher die Zähne zusammenstehen, so werden bei größern Sägen die Lücken über der Randlinie hinaus vergrößert (Wolfszähne, Fig. 3 a a). Sägen mit der Verzahnung Fig. 1, 2 und 3 greifen nur in einer Bewegungsrichtung an, will man aber die Sägearbeit auf beide Bewegungsrichtungen verteilen, so wendet man oft die Form des spitzwinklig gleichschenkeligen Dreiecks (Fig. 4) an, oder man stellt abwechselnd zwei Zähne einander gegenüber (M-Zähne, Stockzähne, Fig. 5) oder reiht Wolfszähne und Stockzähne aneinander (Fig. 6 u. 7). Einige Sägen wirken dadurch in beiden Richtungen, daß man (Fig. 8) gewöhnliche Zähne in zwei Gruppen in entgegengesetzter Stellung an ordnet. Bei sehr großen Sägeblättern, besonders Kreissägen, werden die Zähne auch wohl als besondere Teile (Meißel) eingesetzt.
Diese Zähne bestehen zum Zwecke des leichten Auswechselns gewöhnlich aus dem Schneidezahn a und dem Schloß b (Fig. 9) von Kreisgestalt mit keilförmigen Rändern, die in runde Einschnitte des Sägeblattes S eingedreht werden, bis der Zahn a mit einem Vorsprung m an das Blatt anstößt. Zum Ein- und Ausdrehen dienen die Löcher n n. Auch hat man die Zähne wie die Glieder einer Kette aneinander gehängt (Kettensäge). Damit die Säge sich nicht festklemmt, muß der Sägeschnitt etwas breiter ausfallen als die Dicke des Blattes.
Zu dem Zwecke wird (Fig. 10) das Blatt r an der Zahnlinie dicker gemacht als am Rücken, oder die Zähne werden abwechselnd nach rechts und links (Fig. 10 u. 12, d u. a) aus der Blattebene herausgebogen (Schränken), oder durch Stauchen an der Schneide verbreitert. Das Schränken oder Aussetzen wird mittels eines Werkzeugs (Schränkeisen) ausgeführt, das in der einfachsten Form (Fig. 11) aus einer dickern Stahlplatte a mit dem Griff b besteht, die bei e, e, e verschiedene Einschnitte hat. Mit einem passenden Einschnitt wird der Zahn gefaßt und nach außen gebogen, während ein verstellbarer Anschlag s s, das Maß des Ausbiegens (Schrank) bestimmt, indem er mit der Nase s1 gegen das Blatt stößt.
Da die Wirkung der Säge wesentlich von der richtigen Beschaffenheit der von den Zahnspitzen ausgehenden Kanten abhängt, so ist durch rechtzeitiges Schärfen der Sägen mit Sägefeilen oder drehenden Schmirgelscheiben (s. Schleifmaschinen) für die Erhaltung dieser Beschaffenheit zu sorgen.
Eine gehörige Schneide entsteht, wenn die schärfenden Werkzeuge nach den Linien ab, cd (Fig. 12) schräg gegen x x geführt werden. Eine große Erleichterung und Sicherheit beim Schärfen gewähren die von Dominicus (Remscheid) in Deutschland eingeführten sogen. hinterlochten Sägen (Fig. 13), bei denen unmittelbar hinter den Zahnlücken Löcher im Sägeblatt angebracht sind, welche die Größe und Form der Zahnlücken haben, wodurch sich die letztern stets ohne weiteres in vollkommen richtiger Weise erneuern. sobald beim Schärfen die Feile etc. das Loch erreicht.
Zugleich dienen diese in 3–6 Reihen parallel den Zähnen ausgestoßenen Löcher zu einer Kühlung der Sägen sowie zur Verminderung der Reibung. Man unterscheidet gespannte und ungespannte Sägen. Zu den letztern (Steifsägen) gehören als die wichtigsten: 1) Brettsäge (Dielen-, Spalt-, Längensäge, Fig. 14, das Blatt B), etwa 1,6 m lang, oben 16, unten 10 cm breit, auf 25 mm ein Zahn, zum Zerschneiden von Balken in der Länge, für zwei Arbeiter, welche die Säge an Quergriffen fassen, und von denen der eine auf einem Sägegerüst steht. 2) Quersäge (Trumsäge), horizontal von zwei Mann geführt, zum Querabsägen, mit Griffen in Ösen; Länge etwa 1,5 m; meist M-Zähne mit 12–20 mm Zwischenraum. Die Sägerandlinie ist wegen der wiegenden Bewegung und Ausgleichung der Abnutzung gekrümmt (Bauchsäge).
Die Quersäge dient zum Fällen der Bäume (Waldsäge, Bauernsäge). 3) Fuchsschwanz, ohne und mit Rücken (Rückensäge). 4) Stichsäge (Spitzsäge, Lochsäge, Frettsäge), zum Ausschneiden von Löchern, daher besonders schmal, aber an der Zahnreihe dick und ohne Schränkung. Zu den Spannsägen gehören zunächst 1) die Metallsägen, weil das Blatt in dem sogen. Gestell aus Schmiedeeisen, durch Schrauben festgehalten und angezogen wird (Fig. 15, Sägebogen, Bogensäge). Kleine Bogensägen, auch für Holzarbeit, heißen Laubsägen, weil sie hauptsächlich zum Ausschneiden von Laubarbeiten (Schweifungen) gebraucht werden; damit diese Sägen auch kleinen Krümmungen folgen können, muß das Blatt sehr schmal (0,6–2,0 mm breit) sein. Bogensägen mit dickem Blatt heißen Bogenfeilen. Die größten Metallsägeblätter besitzen 350 mm Länge und 20 mm Breite. 2) Die Klobsäge (Furniersäge), zum Zerschneiden großer Stücke in der Faserrichtung, ist 1,3–1,5 m lang, 10 cm breit, sehr dünn, mit ungleichseitig dreieckigen oder Wolfszähnen, von denen 80–160 auf 1 m Länge flehen, hat einen vierseitigen hölzernen Rahmen zum Gestell, wird senkrecht geführt und schneidet beim Niedergehen. 3) Die Örtersäge (gewöhnliche Tischlersäge), zum Zuschneiden der Arbeitsstücke, hat ein 78–85 cm langes, 48 bis 55 mm breit es, sehr dünnes Blatt. Das Gestell besteht aus einem Stock von der Länge des Blattes, mit zwei kürzern Querhölzern am Ende (Arme), die an der einen Seite durch eine mehrfache Schnur, an der andern durch das Sägeblatt miteinander verbunden sind. Das Blatt wird an beiden Enden mittels zwei Angeln an zwei Knöpfen befestigt, die sich in den Armen drehen lassen, um das Sägeblatt zu richten. Die Spannung erfolgt durch Drehung der Schnur mittels eines durchgesteckten Knebels. Zu den Örtersägen gehört die Handsäge mit nur 22 cm langem und die Schweifsäge mit nur 3–4 mm breitem Blatt zum Schneiden in Krümmungen. Anlagen zum Beschneiden (Abschwarten und Querschneiden) und zum Zerschneiden von Stämmen in Bretter, Latten etc. dienende Anlagen, die Sägemühlen heißen, wurden in Deutschland bereits im 14. Jahrh. in Augsburg (1337) mit Einer Säge und 1575 in Regensburg mit mehreren Sägen als Bundgatter erbaut und mit Wasserrädern betrieben. Mittels Windräder sind die Sägemühlen zuerst durch die Holländer, Ende des 16. Jahrh., betrieben worden. In England widersetzte sich die Arbeiterbevölkerung der Einführung der Sägemühlen, so daß sie erst gegen Ende des 17. Jahrh. in größerer Zahl in Gang kamen. Als eine besonders geeignete Betriebsvorrichtung erwies sich die Dampfmaschine, weil sie überall angelegt und sogar transportabel gemacht werden kann. Deshalb haben sich die zuerst in England 1808 angewendeten Dampfschneidemühlen schnell eingebürgert. Eine Sägemühle hat meist ein Saumgatter und ein oder mehrere Bundgatter und eine Kreissäge. Häufig finden sich auch Bretthobelmaschinen und andre Holzbearbeitungsmaschinen für Spezialzwecke, z. B. Anfertigung von Bauteilen, in den Sägemühlen vor. Weiteres über Sägemaschinen s. auf beifolgender Tafel. Vgl. Exner, Handsägen und Sägemaschinen (Weim. 1878 bis 1881, 2 Bde.); H. Fischer, Die Holzsäge (Berl. 1879); Käßner, Der Sägewerk-Techniker (Münch. 1881); Walleneg, Laubsägerei (3. Ausg., Weim. 1891); Dominicus, Illustriertes Handbuch über Sägen etc. (2. Aufl., Berl. 1891) und Die notwendigen Eigenschaften guter Sägen (Remscheid 1903); Braune, Anlage, Einrichtung und Betrieb der Sägewerke (Jena 1901); Bethmann, Sägegatter und Hilfsmaschinen für Sägewerke (Leipz. 1907).
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.