Bethmann

Bethmann

Bethmann, 1) angesehenes Bankierhaus in Frankfurt a. M., dessen Vorfahren, aus den Niederlanden zur Zeit der Religionsverfolgungen vertrieben, sich in dem Städtchen Nassau bei Frankfurt niedergelassen hatten. Simon Moritz B., geb. 26. März 1687, gest. 6. Juni 1725 als fürstlich nassauischer Amtmann, hinterließ vier Kinder, die ihr Oheim, der Frankfurter Handelsherr Jakob Adamy (geb. 8. Dez. 1670, gest. 23. Dez. 1745 als kaiserlicher Rat), zu sich nahm. Der älteste Sohn, Johann Philipp B. (geb. 30. Nov. 1715, gest. 27. Nov. 1793), der nach Adamys Tode dessen blühendes Handelsgeschäft erbte, führte dieses noch einige Zeit unter der alten Firma fort. 1748 nahm er seinen jüngsten Bruder, Simon Moritz B. (geb. 6. Okt. 1721, gest. 1782), als Kompagnon auf. Das Geschäft blüht seitdem unter der Firma Gebrüder B. und nahm einen großen Aufschwung. Nach dem Tode von Johann Philipp B. wurde dessen einziger Sohn, Simon Moritz B. (geb. 31. Okt. 1768, gest. 28. Dez. 1826), Chef des Hauses, das durch die stets wachsende Ausdehnung seiner Bankgeschäfte sowie durch die Negoziation großer Anleihen für Österreich, Dänemark etc. zu immer höherer Blüte gelangte. Simon Moritz B., der sich durch seinen Sinn für Kunst und Wissenschaft auszeichnete, ward vom Kaiser Franz I. von Österreich in den Adelstand erhoben und vom Kaiser Alexander I. von Rußland zum Generalkonsul und Staatsrat ernannt. Ihm folgte sein ältester Sohn, Philipp Heinrich Moritz Alexander v. B. (geb. 8. Okt. 1811, gest. 2. Dez. 1877), der 1854 in den badischen Freiherrenstand erhoben wurde. Gegenwärtiger Chef des Hauses ist dessen Sohn Simon Moritz, geb. 13. Ott. 1844. Susanne Elisabeth B., Tochter des kaiserlichen Rates Joh. Philipp B. (geb. 1763, gest. 1831), war vermählt mit Joh. Jak. Hollweg (geb. 1748, gest. 1808) Associé der Gebrüder B., der 1780 das Bethmannsche Wappen annahm und Stifter der Linie Bethmann-Hollweg wurde. Die Bethmannsche Villa in Frankfurt, reich an Kunstschätzen aller Art, enthält das sogen. Bethmannsche Museum mit dem berühmten Danneckerschen Kunstwerk: Ariadne als Bakchosbraut auf dem Panther reitend (Ariadne auf Naros).

2) Friederike Auguste Konradine, Schauspielerin, geb. 24. Jan. 1766 in Gotha als Tochter des herzoglichen Beamten Flittner, gest. in der Nacht vom 15. mm 16. Okt. 1815 in Berlin, kam durch ihren Stiefvater, den Schauspieldichter Großmann, zur Bühne. Anfangs widmete sie sich der Oper, ging aber bald zum Schauspiel über und zeichnete sich in muntern und nainen wie in tragischen Rollen aus. Zu Mainz 1785 mit dem Komiker Unzelmann verheiratet, folgte sie ihm 1788 nach Berlin, wo sie schnell beliebt wurde. 1803 lief; sie sich von Unzelmann scheiden und heiratete den Schauspieler B. (s. unten). Sie gehörte m den seltenen Erscheinungen des deutschen Theaters, deren Talent sich allseitig entwickelt hatte; in der Oper glänzte sie bis 1796 durch eine liebliche Stimme und seelenvollen Vortrag, im Schauspiel durch Lebensfrische, natürliche Anmut und Schalkhaftigkeit, in der Tragödie durch Würde, poetische Auffassung und großartige Durchführung der darzustellenden Charaktere. Von der Fanchon und der Gurli bis zur Maria Stuart und der Lady Macbeth hinauf bewährte sich ihre glänzende Begabung. In der Deklamation, besonders der Verse, die vom feinsten rhythmischen Gefühl getragen war, hat sie Vollendetes geleistet. Von Statur war sie klein, auch nie eigentlich schön von Gesicht. Dabei war ihre Stimme keineswegs groß oder machtvoll; doch wußte sie sie so glücklich zu gebrauchen und so hinreißend zu erscheinen und zu spielen, daß sie stets die Zuschauer entzückte. – Ihr zweiter Gatte, Heinrich Eduard B., geb. 1774 in Rosenthal bei Hildesheim, gest. 8. April 1857 in Halle, ward 1794 in Berlin angestellt, wo er in Liebhaber rollen großen Beifall erntete, übernahm 1824 die Regie des Königsstädter, dann die Direktion des Aachener und Magdeburger Theaters und leitete später eine reisende Gesellschaft in Sachsen.


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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