Rubinstein

Rubinstein

Rubinstein, 1) Anton, Klavierspieler und Komponist, geb. 28. Nov. 1830 in Wechwotynetz bei Jassy, gest. 20. Nov. 1894 in Peterhof bei St. Petersburg, erhielt, nachdem seine Eltern bald nach seiner Geburt nach Moskau übergesiedelt waren, den ersten Unterricht von seiner Mutter, die selbst eine vortreffliche Klavierspielerin war, seine weitere Ausbildung aber durch Villoing, den damals angesehensten Klavierlehrer Moskaus, und konnte schon 1838 daselbst sowie zwei Jahre später in Villoings Begleitung in Paris mit Erfolg öffentlich auftreten. Durch den Beifall der in Paris anwesenden Künstler, namentlich Liszts, ermutigt, dehnten sie die Kunstreise auf Holland, England und Skandinavien aus und kehrten erst 1843 nach Moskau zurück. Die folgenden Jahre machte er nebst seinem Bruder Nikolaus auf Rat Meyerbeers unter S. Dehns Leitung ernste Kompositionsstudien. Der Tod des Vaters rief 1846 die mit ihm gegangene Mutter und den Bruder nach Moskau zurück; er selbst versuchte sich in Wien eine Stellung zu schaffen, wurde aber 1849 durch die Revolution verscheucht und ging nach Petersburg, wurde zum Hofpianisten ernannt und begründete, nach einer neuen großen Konzerttour durch Europa zum Hofkapellmeister der Zarin ernannt, 1859 die kaiserlich russische Musikgesellschaft und 1862 das Petersburger Konservatorium, welche beide er bis 1867 dirigierte. Ende 1867 gab er seine Petersburger Stellung auf und ging wieder auf Reisen, die ihn diesmal (1872–73) unter anderm auch nach Amerika führten. Erst 1882 übernahm er wieder für eine Saison die Direktion der Musikgesellschaft und 1887–90 abermals, dazu auch die des Konservatoriums. Übrigens führte er fortgesetzt ein Wanderleben und kehrte nur im Sommer stets einige Monate in den Kreis der Seinen in seine Villa zu Peterhof zurück. Der Pianist R. verfügte über eine beispiellose Leidenschaftlichkeit des Ausdrucks und berückenden Tonzauber. Ähnliche Eigenschaften zeigen auch seine Kompositionen, die aber durchweg zu schnell geschrieben sind und keinen eigentlich individuellen Stil aufweisen und deshalb sich nicht volles Bürgerrecht auf den Programmen haben erwerben können. Er schrieb sechs Symphonien (Nr. I. »Ozean-Symphonie«, Nr. III. »die dramatische«, Nr. V. in G moll). eine Phantasie (Eroica) für Orchester, ein Orchesterstück in Es-dur, vier Konzertouvertüren (»Antonius und Kleopatra«). Symphonische Charakterbilder: »Faust«, »Iwan IV.«, »Don Quichotte«, die Oratorien oder geistlichen Opern: »Das verlorne Paradies«, »Der Turmbau zu Babel«, »Moses« und »Christus«, ferner 13 Opern (»Die Kinder der Heide«, »Feramors«, »Die Makkabäer«, »Nero«, das reizvolle Idyll »Sulamith« etc.) und das Ballett »Die Rebe« (1883); fünf Klavierkonzerte, ein Violinkonzert, zwei Cellokonzerte, Kammermusikwerke aller Art, kleinere Klavierstücke und Lieder (vgl. den Katalog seiner im Druck erschienenen Kompositionen, Leipz. 1889). Als Schriftsteller veröffentlichte er: »Die Musik und ihre Meister«, eine Unterredung (Leipz. 1891, 4. Aufl. 1892), seine Selbstbiographie (in deutscher Ausgabe von Kretschmann: »Erinnerungen aus 50 Jahren«, das. 1893). Aus dem Nachlaß erschienen noch: »Gedankenkorb« (Leipz. 1897) und »Meister des Klaviers« (Vorträge; deutsch, Berl. 1899). Vgl. E. Zabel, Anton R., ein Künstlerleben (Leipz. 1892); Sandra Droucker, Erinnerungen an A. R. (das. 1904). – Sein jüngerer Bruder, Nikolaus R., geb. 1835 in Moskau, gest. 23. März 1881 in Paris, hat sich ebenfalls als Klavierspieler und Komponist ausgezeichnet und wirkte als Begründer und Direktor der Moskauer Russischen Musikgesellschaft (1859) und des Moskauer Konservatoriums (1869) bis zu seinem Tode.

2) Susanne, Philosophin, geb. 1847 in Czernowitz als Tochter eines österreichischen Reichsratsmitglieds, machte ihre Studien in Prag, Leipzig und Bern, wo sie 1874 mit einer Arbeit: »Über die sensoriellen und sensitiven Sinne« (Leipz. 1874), den Doktorhut erwarb, und veröffentlichte noch »Psychologisch-ästhetische Essays« (Heidelb. 1878, neue Folge 1884); »Aus der Innenwelt« (Leipz. 1888); »Zur Natur der Bewegungen« (Leipz. 1890); »Eine Trias von Willensmetaphysikern« (das. 1896); »Psychologisch-ästhetische Fragmente« (das. 1903) u.a. Sie lebt in Kissingen.


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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