- Czernowitz
Czernowitz (spr. tschér-, rumän. Cernăuz), Hauptstadt des österreich. Herzogtums Bukowina, 248 m ü. M., auf einer Anhöhe am rechten Ufer des Pruth, über den eine 232 m lange Gitterbrücke und eine Eisenbahnbrücke führen, unweit der rumänischen und russischen Grenze, an der Staatsbahnlinie Lemberg-C.-Itzkany und der Lokalbahn C.-Nowosielitza gelegen. Bemerkenswert sind: der Austriaplatz mit dem Austriadenkmal (1875), der Volksgarten, die neue griechisch-orientalische Domkirche (1864), die armenisch-kath. Kirche (1875), die Synagoge, das Regierungsgebäude und die erzbischöfliche Residenz.
C. hat elektrische Straßenbahn und zählt mit seinen fünf Vorstädten (1900) einschließlich der Garnison (2965 Mann) 67,622 Einw. (34,411 Deutsche, 13,030 Ruthenen, 9400 Rumänen und 8601 Polen; darunter 21,587 Israeliten). Die Industrie ist durch Bierbrauereien, Dampfmühlen, eine Dampfsäge, Ölfabrik, Maschinenfabrik etc. vertreten; der Handel in Holz, Vieh etc. ist lebhaft. An Bildungsinstituten besitzt C. die 1875 errichtete deutsche Franz Josephs-Universität mit griechisch-orientalisch theologischer, rechts- und staatswissenschaftlicher und philosophischer Fakultät, Bibliothek (50,000 Bände), botanischem Garten, chemischem Laboratorium nebst naturhistorischen Museen und 1900: 42 Lehrern und 392 Studierenden. Außerdem sind vorhanden: ein Ober- und ein Untergymnasium, eine Oberrealschule, eine Staatsgewerbeschule, eine Lehrer- und Lehrerinnenbildungsanstalt u. eine landwirtschaftliche Lehranstalt, ein Landesmuseum und ein Theater. C. ist Stadt mit eignem Statut und Sitz des Landtags sowie der Landesregierung der Bukowina, einer Bezirkshauptmannschaft (für die Umgebung von C.), eines Landesgerichts, einer Finanzdirektion, eines Brigadekommandos, einer Postdirektion, einer Handels- und Gewerbekammer, eines griechisch-orientalischen Erzbistums und hat eine Bodenkreditanstalt, Filiale der Österreichisch-Ungarischen Bank, Sparkasse, Strafhaus, eine Kranken-, Irren- und Gebäranstalt. C. war vor einem Jahrhundert noch ein unbedeutendes Dorf; 1816 zählte es erst 5416 Einw.
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.