- Rosten des Eisens
Rosten des Eisens, die Oxydation des Eisens unter dem Einfluß der Atmosphärilien. In trockener Luft hält sich Eisen bei gewöhnlicher Temperatur unverändert; unter dem Einfluß der in der Atmosphäre stets vorhandenen Kohlensäure und des Wassers bildet sich aber auf dem Eisen zuerst kohlensaures Eisenoxydul, das durch den Sauerstoff der Luft in Eisenhydroxyd Fe2O2(OH)2 übergeführt wird. Unter Wasser entsteht durch Einwirkung des Metalls auf das Hydroxyd schwarzes Oxyduloxyd. Eisen rostet vielleicht nur, wenn sich flüssiges Wasser darauf niederschlägt; selbst geringe Mengen von Schwefelwasserstoff, Chlor, Salzsäure, Essigsäure veranlassen die schnelle Bildung von Rost. Viele Salze geben Säure an das Eisen ab, das unter Bildung von basischen Salzen angegriffen wird. Sehr energisch rostet Eisen unter dem Einfluß von Luft und Wasser, das Chlormagnesium, Kochsalz, Salmiak, Chlorkalium und Chlorcalcium enthält. In gußeisernen Wasserleitungsröhren entstehen oft sehr bedeutende Wucherungen von Eisenoxyd, welche die Röhren verstopfen; auch wird Gußeisen durch Seewasser zuletzt in eine graphitartige Masse verwandelt, die nur noch wenig Eisen enthält. Alkalien und Kalkwasser verhindern die Oxydation. Kohlenstoffreiches hartes Gußeisen rostet viel weniger leicht als kohlenstoffarmes Eisen. Hat sich einmal Rost auf Eisen gebildet, so frißt er sich in das Metall hinein, indem er an das Eisen Sauerstoff abgibt, so daß sich Eisenoxydulsalz bildet, das durch den Sauerstoff der Luft oxydiert wird. Um Eisen vor dem Verrosten zu schützen, kann man es unter Wasser bringen, welches kleine Mengen Ätznatron, Ätzkalk, Ammoniak, Soda enthält. Diese Lösungen schützen das Eisen, solange sie noch Kohlensäure absorbieren. Man benutzt sie bei außer Betrieb gesetzten Dampfkesseln, die mit Kalkmilch oder Sodalösung gefüllt werden. Bringt man Eisen in metallische Berührung mit Zink, so nimmt dies den Sauerstoff in Beschlag und verhindert dadurch das Rosten. Praktisch verwertbar ist dies aber nur unter besondern Umständen, wie bei eisernen Siedepfannen der Salinen. Sehr allgemein wendet man schützende Überzüge an und erzeugt z. B. beim Brünieren der Gewehrläufe eine dünne, fest haftende Schicht von Eisenoxyd. Eine ähnliche schützende Schicht (von Eisenoxyduloxyd) entsteht beim Behandeln des Eisens mit Wasserdampf bei 650°. Viel verbreiteter ist die Anwendung von Email als Schutzüberzug, auch wird das Eisen mit Zinn, Zink, Kupfer, Blei, Nickel, Silber, Gold und bronzeartigen Legierungen überzogen. Von diesen Metallen wirkt Zink besonders günstig, während Zinn das Rosten befördert, sobald das Eisen an einer Stelle entblößt wird. Am häufigsten benutzt man Anstriche mit Teer, Ölfarbe (Mennige. Bleiweiß mit Leinöl und Terpentinöl), einer Mischung von Graphit und Leinölfirnis (Diamantfarbe), Lösungen von Harzen in Spiritus und Terpentinöl mit Farben, Mischungen von Mineralfarben mit Talg oder salbenartige Mischungen aus Mineralfarben, Fetten, Harzen, Paraffin, die vor dem Auftragen erwärmt werden müssen. Blanke Maschinenteile bestreicht man mit Vaselin, das leicht wieder entfernt werden kann. Dauerhafter sind Anstriche mit verschiedenen Mischungen (z. B. 5 Talg, 3 Zinkweiß, 1 Kien öl und 1 Vaselin, Lösungen von Harzen in Teerölen, von Fetten in ätherischen Ölen [Mannocitin], Metall- und Erdseifen in geeigneten Lösungsmitteln etc.), die sehr zahlreich in den Handel gebracht werden. Auch Zement und zementartige Überzüge werden als Schutzmittel auf Eisen angebracht. Vgl. Andés, Der Eisenrost (Wien 1898).
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.