- Pernambūco
Pernambūco, Küstenstaat Brasiliens, zwischen 7–10°40´ südl. Br. und 34°45´-12°10´ westl. L., begrenzt von Parahyba, Ceará, Piauhy, Bahia, Alagoas und dem Atlantischen Ozean und 128,395 qkm groß. Hinter dem von einem Riff mit wenigen Öffnungen eingefaßten 60–70 km breiten Küstenstrich, der sogen. Mata, der mit schönem Urwald bedeckt ist, liegt westwärts ein steiniges unebenes Gelände, worauf ein von niedrigen Bergrücken durchzogenes, 500–1100 m hohes Hochland folgt, das an der Westgrenze mit der Serra do Piauhy und Serra dois Irmaos abschließt. Von den Flüssen ist nur der einen Teil der Südgrenze bilden de São Francisco von Bedeutung. Die Hochebenen (Sertãos) sind heiß und dürr, während an der feuchten Küste Zuckerrohr und Baumwolle trefflich gedeihen, in unbedeutendem Maß auch Mais, Bohnen, Mandioka, Kaffee, Tabak gebaut werden. Die Viehzucht ist gering. Dagegen werden Früchte in großer Menge erzeugt, besonders auf der Insel Itamaraca. Die Zahl der Einwohner beträgt 1,150,000 (1890: 1,030,224). Hauptbeschäftigung ist Ackerbau; in den Wäldern werden Piassava, vegetabilisches Wachs, wilder Honig, Gummi, Gerberrinde, Farbepflanzen, das nach dem Staat benannte Fernambukholz (s. Rotholz) gewonnen, von Mineralien etwas Gold und viel Marmor. Die wichtigsten Industrien sind Zuckerraffinerie und Rumbrennerei, sodann Seifensiederei, Eisengießerei, Baumwollweberei, Zigarren- und Schnupftabakfabrikation. Der Handel mit dem Ausland geht ausschließlich über die Hauptstadt Recife (s. d.), die auch selbst Pernambuco genannt wird, ein noch besserer Hafen ist Tamandaré. Fünf Eisenbahnen (478 km) verbinden die Hauptstadt mit dem Innern, unterseeische Kabel mit Rio de Janeiro, Para und Europa. P. ist Sitz eines deutschen Konsuls. Der jetzige Staat wurde zuerst von dem Portugiesen Christovão Jacques kolonisiert, der 1534 Iguarassú, dann Olinda gründete, war aber 1630–54 im Besitz der Holländer, denen die von ihnen Moritzstadt genannte jetzige Hauptstadt ihren Ursprung verdankt.
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.