- Recife de Pernambuco
Recife de Pernambuco (meist kurz nur Pernambuco), Hauptstadt des brasil. Staates Pernambuco. unter 8°4' südl. Br. und 34°51 westl. L., am Atlantischen Ozean, nach Rio de Janeiro, Saô Paulo und Bahia die viertgrößte Stadt Brasiliens, wird durch die Flüsse Capiberibe und Biberibe in drei Stadtteile geschieden, die durch fünf Brücken miteinander verbunden sind. In der auf einer Halbinsel gelegenen Hafenstadt Bairro do R., dem ältesten Teil. mit engen Straßen und Sitz des Geschäftsverkehrs liegen das Zollamt (ehemals Kloster), die Sternwarte, das große Marinearsenal mit Schiffsjungenschule und Warenmagazinen. Die Bairro do Antonio Vaz liegt auf einer Insel und hat breite, ge rade Straßen. ein Regierungsgebäude (die von Moritz von Nassau erbaute Vrijborg), eine Kaserne, ein Gefängnis, eine Markthalle, ein Findel- und Waisenhaus, ein Theater. Auf dem Festland liegt Boa Vista (das holländische Schoonzigt) mit dem Palast des Bischofs von Olinda, Rechtsschule, Hospitälern (großes Hospital Dom Pedros II.) und vieen schönen, in Gärten versteckten Villen. R. ist Sitz eines deutschen Konsuls, eines Appellationstribunals, einer Handelskammer, eines Handelsgerichts, hat Gas- und Wasserleitung (von Caranga) und (1902, geschätzt) 120,000 Einw., darunter viele Neger. Die Industrie ist vertreten durch Baumwoll-, Maschinen-, Zigarren-, Glas- und Schuhzeugfabriken, Ölmühlen, Schiffswerften u. a.
Dem sehr bedeutenden Handel und Verkehr dienen vier ins Innere gehende Eisenbahnen sowie Dampfstraßenbahnen. Der Hafen wird durch ein 200 m von der Küste entferntes, 20–60 m breites und 4 km langes Korallenriff gebildet, dessen Öffnung an der Nordspitze das alte holländische Fort Brum verteidigt, das aber gleich den andern Forts (Cinco Pontas und Buraco) heutigen Anforderungen nicht mehr entspricht. Schiffe von über 5,5 m Tiefgang sind auf eine schutzlose Reede außerhalb des Riffs angewiesen. Die Ausfuhr schwankt je nach der Baumwoll- und Zuckerernte des Hinterlandes ungemein (1901 etwa 24 Mill. Mk.). Außerdem werden ausgeführt Baumwollsamen, Häute und Felle, Kaffee, Farbholz, eingeführt (1901 für 35 Mill. Mk.) Mehl, Stockfische, getrocknetes Fleisch, Baumwollwaren, Eisen- und Stahl waren. Im Hafen verkehren regelmäßig überseeische Dampferlinien. Kabelverbindung besteht mit Europa, Nordamerika und den südlichern Teilen von Südamerika.
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.