- Ostrowski
Ostrowski, berühmtes poln. Adelsgeschlecht, das schon im 14. Jahrh. erwähnt wird, und dessen namhafteste Sprößlinge die folgenden sind:
1) Antoni Johann, Graf, geb. 27. Mai 1782 in Warschau als Sohn des Grafen Tomasz O. (1739 bis 1817), gest. 1847 in Paris, studierte in Leipzig, übernahm dann die Güter seines seit 1791 verbannten Vaters, ließ sich aber 1806, als Murat in Warschau einzog, in die französische Ehrengarde aufnehmen. Dem Reichstag von 1809, auf dem sein Vater als Landtagsmarschall präsidierte, gehörte O. als Landbote an. Nach dem Ausbruch des Krieges 1812 wurde er Mitglied der provisorischen Regierung. Er folgte 1813 Napoleon I. nach Dresden, wohn le der Schlacht bei Leipzig bei und wurde gefangen, durfte aber nach Warschau zurückkehren. Seit seines Vaters Tode (1817) Senator-Kastellan, bildete er eine nachdrückliche Opposition gegen die Willkür des Großfürsten Konstantin. In der polnischen Revolution 1830 ward er vom Diktator zum Oberbefehlshaber der Nationalgarde und bald darauf zum Woiwoden ernannt. Als Krukowiecki fast diktatorische Gewalt erhalten, nahm O. seine Entlassung, focht aber 6. und 7. Sept. als Freiwilliger auf Warschaus Wällen und stimmte im Reichstag für Kampf auf Tod und Leben. Nachdem er als Vorsitzender des Senats die Absetzung Krukowieckis ausgesprochen, folgte er dem polnischen Heer nach Modlin. Als Vorsitzender bei dem Reichstag in Zakroczin sprach er für Fortsetzung des Krieges, doch ward auch er zum Übertritt auf das preußische Gebiet genötigt. Im Hauptquartier zu Swiedziebno 4. Okt. 1831 entwarf O. noch das Manifest an alle Könige und Nationen Europas und suchte dann ein Asyl in Frankreich. Sein Vermögen wurde von der russischen Regierung konfisziert. – Sein Sohn Chrystyan Josef, gest. 1873 in Paris, schrieb: »Nuits d'exil« (Par. 1835); »Semaine d'exil« (1837); »Lettres slaves« (1858).
2) Wladislaw Tomasz, Bruder des vorigen, geb. 7. März 1790 in Warschau, gest. 23. Nov. 1869 in Krakau, zeichnete sich im Feldzug von 1812 unter dem Marschall Macdonald aus und bildete auf dem Rückzug die äußerste Nachhut. Auf dem Reichstag von 1830 war er Landbote von Petrikau, ward 29. Nov. in den Ministerrat aufgenommen, schloß mit dem Großfürsten Konstantin den Vertrag wegen der Räumung Polens von seiten der Russen, ward nach Konstituierung der Gesetzgebenden Versammlung zum Marschall der Landbotenkammer ernannt und verwaltete unter Chlopickis Diktatur das Departement des Unterrichts. Nach der Eroberung Warschaus folgte er dem polnischen Heer nach Modlin und leitete bis zuletzt die Arbeiten des Reichstags. Am 6. Sept. 1831 überschritt er die preußische Grenze, kehrte aber 1862 aus der Verbannung nach Polen zurück.
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.