- Ostrowskij
Ostrowskij, Alexander Nikolajewitsch, der namhafteste russ. dramatische Dichter der Neuzeit, geb. 12. April (31. März) 1823 in Moskau, gest. 14. (2.) Juni 1886 auf seinem Gut in Schtschelykowo (Gouv. Kostroma), besuchte in seiner Vaterstadt Gymnasium und Universität und erhielt dann, ohne seine (juristischen) Studien vollendet zu haben, eine Anstellung als Kollegienregistrator am Moskauer Handelsgericht. Dort fand er Gelegenheit, die Moskauer kaufmännische Welt, namentlich die national-russischen Kaufleute, die mit ihren Sitten, Traditionen und Anschauungen eine fast mittelalterliche Welt repräsentierten, genau kennen zu lernen. Die meisten seiner zahlreichen Stücke behandeln denn auch Konflikte mit dieser eigenartigen, von Kultur und Bildung noch wenig berührten engen Welt der russischen Kaufmannschaft. Sein erster literarischer Versuch waren (1847) die »Szenen aus dem Leben von Samoskworetschje (Stadtteil von Moskau)«, denen sogleich sein bestes Lustspiel: »Wir werden schon einig werden«, folgte. O. ist ein Dichter von origineller Kraft, von reicher Phantasie, von achtungsvoller Gestaltungsgabe, der das russische Lustspiel um viele vollendete und lebenswahre Typen bereichert hat. Seine besten Stücke sind außer dem eben genannten: »Die arme Braut« (1852), »Armut schändet nicht« (1854), »Eine einträgliche Stelle« (1857), »Die Pflegetochter« (1859), »Das Gewitter« (Drama, 1860), »Ein warmes Herz« (1869) u.a. Mit weniger Glück hat sich O. auf dem Gebiet der historischen Tragödie versucht; seine Stücke: »Der falsche Demetrius und Waßilij Schujskij«, »Waßilißa Melentjewa« u.a., sind weiter nichts als dramatisierte Geschichte und haben nichts von dem großen Stil der echten historischen Tragödie. O. hat auch Shakespeares »Taming of a screw« meisterhaft übersetzt sowie mehrere Stücke von Cervantes, Goldoni u.a. Seine gesammelten Werke erschienen in 10 Bänden (Petersb. 1885; 9. Aufl., mit Biographie von A. Nos, Mosk. 1890; letzte Ausg. 1896); seine Übersetzungen in Petersburg 1886 in 2 Bänden.
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.