- Ostāde
Ostāde, 1) Adriaen van, holländ. Maler und Radierer, geb. im Dezember 1610 in Haarlem, begraben daselbst 2. Mai 1685, war Schüler von Frans Hals und in dessen und Brouwers Art bis gegen 1639 tätig. Von da ab schloß er sich an die Malweise Rembrandts an, dem seine Neigung für die malerische Ausbeutung des Helldunkels schon früher entgegengekommen war. O., der zu den Großmeistern der holländischen Malerei gehört, hat eine große Zahl von meist humoristischen Genrebildern kleinen Formats aus dem Leben der Kleinbürger und Bauern gemalt: Raucher, Trinker, Spieler, Ärzte, Quacksalber, Tänze, Raufereien etc., bisweilen auch Bildnisse. In der ersten, von Hals und Brouwer beeinflußten Periode seines Schaffens, aus der etwa 40 Bilder nachweisbar sind, ist ein Streben nach scharfer, lebendiger Charakteristik und nach derbem Humor zu erkennen. Die Bilder der zweiten Periode charakterisieren außer der Helldunkelwirkung Naivität der Auffassung und gemütvoller Humor. Die Bilder der dritten Periode (meist Interieurs mit Figuren) sind durch sorgsame Durchführung bei hellem, leuchtendem, später etwas kaltem Ton ausgezeichnet. Die Zahl seiner Gemälde beläuft sich auf etwa 500. Hauptwerke sind: der Leierkastenmann und die Bauerngesellschaft in Berlin, das Innere einer Hütte und der Schulmeister im Louvre, die Bauern in der Schenke zu München, der Quacksalber in Amsterdam, Bauernfest in Petersburg, das Atelier des Malers in Amsterdam, die Brettspieler und nach der Mahlzeit in London (Buckinghampalast) und der Stammtisch in der Dorfschenke und der Maler an der Staffelei in der Dresdener Galerie. Gelegentlich hat er auch religiöse Bilder (die Verkündigung an die Hirten im herzoglichen Museum zu Braunschweig), Bilder aus dem Leben des höhern Bürgerstandes (der Heiratsantrag im Museum des Haag) und Gruppenbildnisse (die sogen. Familie des O. im Louvre zu Paris) gemalt. Er hat auch zahlreiche Aquarelle, getuschte Federzeichnungen und 50 Radierungen hinterlassen. Als Radierer hat er sich ebenfalls nach Rembrandt gebildet. Vgl. Faucheux, Catalogue raisonné de toutes les estampes etc. d'Adrien van O. (Par. 1812); Wessely, Adriaen van O. Verzeichnis seiner Originalradierungen und der graphischen Nachbildungen (Hamb. 1880); Gädertz, Adrian van O. (Lübeck 1869); Bode, A. van O. als Zeichner und Maler (Wien 1881); M. van de Wiele, Les frères van O. (Par. 1893); J. Springer, Das radierte Werk von Adriaen van O. (Berl. 1899, 44 Tafeln); A. Rosenberg, Adriaen und Isack van O. (Bielef. 1900).
2) Isack van, holländ. Maler, Bruder und Schüler des vorigen, geb. 1621 in Haarlem, war daselbst seit dem Ende der 30er Jahre tätig, wo er sich auch an Wouverman anschloß, und starb im Oktober 1649. Er hat trotz seiner kurzen Lebenszeit etwa 100 Gemälde hinterlassen, die meist Fuhrwerke und Reiter im Hall vor Wirtshäusern an der Landstraße und Winterlandschaften darstellen. Die Mehrzahl davon befindet sich in englischem Privatbesitz. Das Berliner Museum besitzt einen Halt vor der Dorfschenke, das Louvre in Paris einen Halt vor einem Wirtshaus und zwei holländische Kanalansichten zur Winterszeit und die Münchener Pinakothek sechs Bilder, darunter zwei Winterlandschaften mit Schlittschuhläufern und eine Dorfkirmes.
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.