- Ossoliúski
Ossoliúski, 1) Jerzy (Georg), poln. Staatsmann, geb. 1595, gest. 1650, studierte in Graz, machte Reisen und kämpfte gegen Rußland bis zum Waffenstillstand von Deulina. 1621 war er Gesandter in England. 1632 setzte er als Großschatzmeister der Krone die Wahl des Prinzen Wladislaw zum König von Polen durch und leitete die Geschicke des Reiches. 1634 wurde er Reichsfürst, nachdem Papst Urban VIII. ihn zum Fürsten von Ossolin ernannt hatte. Im September 1635 schloß er als Kriegsgouverneur in Preußen mit Schweden den Vertrag von Stumsdorf ab; 1636 unterstützte er als Gesandter auf dem Reichstag zu Regensburg Ferdinands III. Wahl zum römischen Kaiser und schloß den Ehevertrag seines Königs mit der Erzherzogin Cäcilia Renata ab. Darauf ward er Krongroßkanzler. 1645 präsidierte er dem Religionsgespräch zu Thorn, 1648 setzte er die Wahl des Prinzen Johann Kasimir zum König durch und schloß mit den aufständischen Kosaken den Frieden vom 17. Aug. 1649. Seine Reden gab Georg Förster (Danz. 1640) heraus. Vgl. Kubala, Jerzy O. (Lemberg 1883, 2 Bde.).
2) Jozef Maximilian, Graf von Tenczyn, poln. Schriftsteller, Urenkel des vorigen, geb. 1748 zu Wola Mielecka in der Woiwodschaft Sandomir, gest. erblindet 17. März 1826, erhielt seine Bildung im Warschauer Jesuitenkollegium, widmete sich frühzeitig dem Studium der vaterländischen Geschichte und Literatur, kam als Mitglied der galizischen Ständedeputation 1789 nach Wien und wählte diese Stadt in der Folge zu seinem bleibenden Aufenthalt. Er widmete sich daselbst fast ausschließlich nationalliterarischen Bestrebungen und machte sein Haus zu einem Sammelplatz slawischer Gelehrten. Franz I. ernannte ihn 1808 zum Wirklichen Geheimrat und 1809 zum Vorsteher der kaiserlichen Hofbibliothek. Zu der Begründung (1817) eines Nationalinstituts für Galizien in Lemberg (des noch heute bestehenden Ossolinskischen Instituts, s. unten) bestimmte O. außer beträchtlichen Geldsummen seine reichen literarischen und antiquarischen Sammlungen. Von seinen Schriften sind hervorzuheben: »Historisch-kritische Nachrichten zur Geschichte der polnischen Literatur« (Krak. 1819, 3 Bde. in 4 Tln.; der letzte Teil hrsg. von Bielowski, Lemb. 1852); »Betrachtungen eines Erblindeten« und »Badener Abende« (»Wieczory badeńskie«, das. 1852), Erzählungen und humoristische Schriften nach Art des »Decamerone«.
Das erwähnte Gräflich Ossolińskische Nationalinstitut (Zaklad narodowy imienia Ossolińskich) enthält bedeutende Sammlungen von Büchern, Handschriften und Altertümern polnischen Ursprungs und bezweckt die Herausgabe von Handschriften und wichtigen Werken in der eignen Druckerei sowie Unterstützung armer Studenten und Erhaltung einer öffentlichen Lesehalle. Es wurde 1826 eröffnet.
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.