- Neuwirth
Neuwirth, 1) Joseph, österreich. Publizist und Politiker, geb. 6. Mai 1839 zu Triesch in Mähren, gest. 20. Mai 1895 in Mariagrün bei Graz, studierte in Prag und Wien Philosophie und Chemie, wurde 1861 Mitarbeiter von Kurandas »Ostdeutscher Post«, 1862 der »Presse« und half 1864 die »Neue Freie Presse« mitbegründen. Seit 1873 gehörte er, von der Brünner Handelskammer entsendet, der deutschen Linken des Abgeordnetenhauses an. Er schrieb: »Bank und Valuta in Österreich-Ungarn« (Leipz. 1873–74, 2 Bde.); »Zollpolitik und Handesbilanz« (Wien 1875); »Der Kampf um die Währung« (Jena 1881) u.a.
2) Joseph, Kunstschriftsteller, geb. 5. Juni 1855 in Neugarten bei Böhmisch-Leipa, studierte in Prag zuerst germanische und klassische Philologie, danach 1880–84 Kunstgeschichte, war 1882–94 Gymnasialprofessor, habilitierte sich 1885 für Kunstgeschichte an der deutschen Universität Prag, wurde hier 1894 außerordentlicher und 1897 ordentlicher Professor. Seit 1899 ist er als Nachfolger K. v. Lützows ordentlicher Professor der allgemeinen Kunstgeschichte an der Technischen Hochschule in Wien. N. ist Mitglied der k. k. Zentralkommission für Kunst- und historische Denkmäler sowie des Kunstrates. Er unternahm ausgedehnte Studienreisen durch verschiedene Länder Europas, namentlich durch alle Kronländer Österreichs, von denen Böhmen sein Spezialarbeitsgebiet bildete, und veröffentlichte: »Albrecht Dürers Rosenkranzfest« (Prag 1885); »Geschichte der christlichen Kunst in Böhmen bis zum Aussterben der Přemysliden« (das. 1888); »Die Wochenrechnungen und der Betrieb des Prager Dombaues in den Jahren 1372 bis 1378« (das. 1890); »Geschichte der bildenden Kunst in Böhmen vom Tode Wenzels III. bis zu den Hussitenkriegen« (das. 1892); »Peter Parler von Gmünd« (das. 1891); »Prag« (in den »Berühmten Kunststätten«, Bd. 8, Leipz. 1901); »Studien zur Geschichte der Gotik in Böhmen« (Prag 1892–99, 5 Bde.); »Das Braunschweiger Skizzenbuch eines mittelalterlichen Malers« (das. 1897); »Mittelalterliche Wandgemälde und Tafelbilder der Burg Karlstein in Böhmen« (das. 1896); »Der Bilderzyklus des Luxemburger Stammbaumes aus Karlstein« (das. 1897); »Die Wandgemälde im Kreuzgange des Emausklosters in Prag« (das. 1898); »Das akademische Korps Saxonia in Wien« (Wien 1901). In der mit Borrmann herausgegebenen »Geschichte der Baukunst« verfaßte er den 2. Band: »Die Baukunst des Mittelalters« (Leipz. 1904), und für die 6. und 7. Auflage des »Handbuches der Kunstgeschichte« von A. Springer lieferte er eine Neubearbeitung des 2. Bandes: »Das Mittelalter« (das. 1902 u. 1904).
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.