- Gmünd
Gmünd, 1) (Schwäbisch-G.) Oberamtsstadt im württemberg. Jagstkreis, 319 m ü. M., an der Rems und der Staatsbahnlinie Kannstatt-Nördlingen, ehemalige freie Reichsstadt mit Türmen und Mauern, hat eine evangelische und 4 kath. Kirchen, unter letztern die prächtige gotische Heilig-Kreuzkirche (1351 bis 1510 erbaut), die romanische, neuerlich restaurierte St. Johanniskirche und in der Nähe die in den Felsen eingehauene Wallfahrtskirche St. Salvator (dabei der »Leidensweg Christi« mit 14 Gruppen in Lebensgröße, aus dem 17. Jahrhundert).
Die Zahl der Einwohner beläuft sich (1900) mit Garnison (1 Infanteriebataillon Nr. 180) auf 18,699, darunter 5889 Evangelische und 81 Juden. Hauptindustriezweig ist die Bijouterie- und Silberwarenfabrikation, die etwa 120 Betriebe zählt. Umfangreich ist auch die Galvanoplastik, die Bronze-, Zigarren-, Wachs- und Uhrengehäusefabrikation. G. hat ein Realgymnasium, Fachschule für Edelmetallwarenindustrie, ein katholisches Lehrer- und ein Lehrerinnenseminar, 2 Taubstummenanstalten, Blindenasyl, Mutterhaus der Barmherzigen Schwestern, Irrenanstalt, Zuchthaus (in dem nahen Goteszell) und ein Kunstgewerbemuseum; ferner ein Amtsgericht, Oberamt, Hauptsteueramt und eine Reichsbanknebenstelle. Schöne Punkte der nächsten Umgegend sind die sogen. Kleine Schweiz und der Lindenfirst mit Aussicht auf den nahen Hohenstaufen, den Rechberg und Stuifen. G., ehemals Kaisersreuth genannt, bestand schon im 11. Jahrh. und gehörte später zu den Besitzungen der staufischen Herzoge von Schwaben. Im 13. Jahrh. wurde es eine Reichsstadt, trat 1331 in den Schwäbischen Städtebund und hatte mit Württemberg, an das es 1353 verpfändet wurde, öfters blutige Fehden. Im Schmalkaldischen Kriege stand es auf seiten der Kaiserlichen. 1803 kam es an Württemberg. G. ist Geburtsort des Malers Hans Baldung (genannt Grien) und des Miterbauers des Mailänder Doms, Heinrich von G. Vgl. Grimm, Geschichte der ehemaligen Reichsstadt G. (Gmünd 1867); Kaißer, G. und seine Umgebung (das. 1888). – 2) Stadt in Niederösterreich, an der Vereinigung des Braunaubaches mit der Lainsitz und den Staatsbahnlinien Wien-G.-Prag und G.-Eger, Sitz einer Bezirkshauptmannschaft, mit Schloß des Erzherzogs Rainer nebst Park, Eisenbahnwerkstätten, Schalweberei, Graphitbrüchen und (1900) 2440 Einw. – 3) Stadt in Kärnten, Bezirksh. Spittal, 732 m ü. M., an der Mündung der Malta in die Lieser, hat ein Bezirksgericht, Mauern und Tore, eine schöne gotische Kirche, ein großes Schloß des Grafen Lodron und Ruinen der alten Burg, Eisenwerke, Handel mit Holz und Vieh und (1900) 917 Einw. G. ist Ausgangspunkt schöner Gebirgstouren (Ankogelgruppe u.a.). Vgl. »G. in Kärnten und Umgebung« (Klagenfurt 1893).
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.