- Meyr
Meyr, Melchior, Dichter und Philosoph, geb. 28. Juni 1810 in Ehringen bei Nördlingen, gest. 22. April 1871 in München, studierte in München, Heidelberg und Erlangen anfänglich die Rechte, dann ausschließlich Philosophie und Ästhetik, begann seine literarische Laufbahn mit dem Idyll »Wilhelm und Rosina« (Münch. 1835) und der Schrift »Die poetischen Richtungen unsrer Zeit« (Erlang. 1838) und siedelte 1841 nach Berlin über, wo er bis 1852 namentlich journalistisch tätig war; dann lebte er ständig in München. Erst seitdem 1851 die Tragödie »Herzog Albrecht« (Stuttg. 1862) den Weg über mehrere Bühnen zu nehmen anfing, begann Meyrs eigentliche produktive Tätigkeit und Wirksamkeit. Den »Gedichten« (Berl. 1857) folgten als sein bestes Werk die »Erzählungen aus dem Ries« (das. 1856 u. ö.; dazu »Neue Erzählungen«, das. 1860; neue Folge, Hannov. 1870; 4. Aufl., Leipz. 1892, 4 Bde.), die in ihrer ungekünstelten Schlichtheit und Frische, ihrer treuen Beobachtung des Rieser Volkslebens den besten deutschen Dorfgeschichten hinzuzurechnen sind und einen Künstler wie Enhuber zur Illustration anregten. Als weitere poetische Arbeiten sind zu nennen: »Bier Deutsche«, politischer Roman (Stuttg. 1861, 3 Bde.); »Karl der Kühne«, Tragödie (das. 1862); »Novellen« (das. 1863); »Ewige Liebe«, Roman (Braunschw. 1864, 2 Bde.); »Erzählungen« (Hannov. 1867); »Gleich und Gleich«, Geschichte aus dem Ries (Leipz. 1867); »Dramatische Werke«, mit einem Vorwort: »Die Gefahr und das Heil des deutschen Dramas« (Hannov. 1868); »Duell und Ehre«, Roman (Leipz. 1870); »Die Religion des Geistes«, religiöse und philosophische Gedichte (das. 1871). Eine andre Reihe von Schriften: »Gott und sein Reich« (Stuttg. 1860), »Emilie, drei Gespräche über Wahrheit, Güte und Schönheit« (das. 1863), »Die Fortdauer nach dem Tode« (Leipz. 1869, 2. Aufl. 1875), »Die Religion und ihre jetzt gebotene Fortbildung«, 40 Briefe (das. 1871), denen sich die »Gedanken über Kunst, Religion und Philosophie« (aus dem Nachlaß hrsg. von Grafen Bothmer und M. Carriere, das. 1874) anschlossen, vertraten und begründeten zum Teil eine mit Begeisterung vorgetragene theistische Philosophie, der es nicht an Anhängern fehlte. Die anonym erschienenen »Gespräche mit einem Grobian« (Leipz. 1866, 2. Aufl. 1867) fanden wegen der geistvollen Klarheit und der Tüchtigkeit der darin niedergelegten Anschauungen verdienten Beifall. Vgl. »Melchior M.; Biographisches, Briefe, Gedichte« (hrsg. von Grafen Bothmer und M. Carriere, Leipz. 1874); H. Krüger-Westend, Melchior M. (Stuttg. 1905).
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.