Manessische Handschrift

Manessische Handschrift

Manessische Handschrift, von J. Bodmer (s. d.) eingeführte Bezeichnung einer großen mittelhochdeutschen Liederhandschrift, die zweifellos aus Süddeutschland oder der Schweiz stammt; ob sie tatsächlich von den Zürichern Rüdiger Manesse (Vater und Sohn) angelegt worden ist, wie man vermutet hat, ist zweifelhaft. Sie kam 1607 nach Heidelberg, wurde aber im Dreißigjährigen Kriege nach Paris entführt, wo sie 1726 J. Chr. v. Bartenstein wieder auffand. 1888 gelang es dem Geschick des Straßburger Buchhändlers Trübner, die Handschrift von der Pariser Nationalbibliothek zu erwerben. Als Gegenleistung übergab er eine Reihe von wertvollen Handschriften, die er um hohen Preis aus der Bibliothek des Lords Ashburnham gekauft, und die im Laufe der 40er Jahre des 19. Jahrh. aus französischen Bibliotheken entwendet worden waren. Aus den Händen Trübners ging die kostbare Handschrift in den Besitz der Reichsregierung über und wurde von dieser der Heidelberger Universitätsbibliothek überwiesen, aus der sie einst geraubt worden war. Die Handschrift enthält ca. 7000 Strophen von über 130 Minnesingern und ist die reichste Quelle für die mittelhochdeutsche Lyrik. Zuerst gab Bodmer einen Teil der Handschrift u. d. T.: »Proben der alten schwäbischen Poesie des 13. Jahrhunderts« (Zürich 1748), dann einen größern u. d. T.: »Sammlung von Minnesingern aus dem schwäbischen Zeitpunkt« (das. 1758–59, 2 Bde.) heraus; vollständig und kritisch berichtigt wurde sie dann veröffentlicht inv. d. Hagens »Minnesingern« (Leipz. 1838), wozu als Anhang der »Bildersaal altdeutscher Dichter« (Berl. 1856) erschien, worin die Bilder der Handschrift zum Teil mitgeteilt und erläutert sind. Ein neuer genauer Abdruck des Textes der Manessischen Handschrift von Pfaff erscheint in Heidelberg seit 1898. Ein Faksimile der sämtlichen Miniaturen in Lichtdruck veröffentlichte F. X. Kraus (Straßb. 1887, 140 Blätter). Zangemeister gab heraus: »Die Wappen, Helmzierden und Standarten der großen Heidelberger Liederhandschrift« (Görlitz u. Heidelb. 1892).


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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