Möller-Barlowsche Krankheit

Möller-Barlowsche Krankheit

Möller-Barlowsche Krankheit, ein Krankheitsbild, das bei jüngern Kindern beobachtet wird und durch folgende Symptome charakterisiert ist. Es treten heftige Schmerzen in den Extremitäten auf, diese schwellen oft spindelförmig an, außerdem ist das Zahnfleisch dick geschwollen, blaurot, hier und da kommt es zu Blutungen in die Schleimhaut und seltener auch in die äußere Haut hinein. Die Kinder fiebern mäßig, sie schwitzen gewöhnlich stark und kommen langsam in der Ernährung herunter. In günstig verlaufenden Fällen gesunden sie sehr langsam, sonst sterben sie an zunehmender Erschöpfung oder an komplizierenden Darmkatarrhen und Lungenentzündungen. Während man früher dieses Krankheitsbild als eine sehr rasch verlaufende Rachitis auffaßte, ist man neuerdings geneigt, es mit dem Skorbut zu identifizieren und für dessen kindliche Form anzusehen, namentlich seitdem man weiß, daß die Anschwellungen der Extremitäten durch Blutergüsse zwischen Knochen und Knochenhaut bedingt sind. Die Ursache der Erkrankung ist nicht sicher bekannt. Von vielen Seiten wird die Ernährung der Kinder mit Muttermilchsurrogaten (Albumosemilch, Somatosemilch etc.) und durch langes Kochen veränderter Kuhmilch angeschuldigt. Jedenfalls kommt die Erkrankung bei gut gepflegten Kindern vor, so daß man mangels jeder andern greifbaren Ursache an eine durch die künstliche Ernährung gesetzte Schädigung denken muß. Die Behandlung besteht in sorgfältiger Pflege und Regelung der Ernährung. Die besten Erfolge verspricht Beschaffung einer Amme, sonst wird man neben ungekochter oder ganz kurz ausgekochter Kuhmilch Orangen- oder Zitronensaft, junge grüne Gemüse, z. B. Spinat, auch wohl Fleischsaft mit Nutzen verwenden.


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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