- Armfelt
Armfelt, 1) Karl Gustav, schwed. Feldherr, geb. 9. Nov. 1666 in Ingermanland, gest. 24. Okt. 1736 in Finnland, diente 1685–97 mit Auszeichnung im französischen Heer, tat sich auch in Finnland, wo er seit 1701 Oberadjutant, seit 1713 Oberbefehlshaber der schwedischen Armee war, mehrfach durch Tapferkeit hervor, mußte aber nach der Niederlage bei Napo (1714) das Land den Russen preisgeben. Auch sein berühmter Winterfeldzug mit 7500 Mann nach Norwegen (1718) mißlang, und auf dem Rückzuge ging die Hälfte seiner Truppen durch Hunger und Kälte zu Grunde. 1731 in den Freiherrnstand erhoben, ward er 1735 Generalbefehlshaber des in Finnland stationierten Heeres. Vgl. Schenström, Armfeltska karolinernas sista tåg (Stockh. 1890).
2) Karl Gustav, Freiherr, finnländ. Militär und Politiker, Sohn des vorigen, geb. 14. Juli 1724 in Finnland, gest. 5. Jan. 1792 in Malmö, kämpfte als schwedischer Offizier 1741–42 gegen Rußland, 1757–59 gegen Preußen, stand 1745–51 und 1753 bis 1755 in französischen Kriegsdiensten, erhielt, seit 1787 Gouverneur der finnländischen Provinz Nyland-Tavastehus, 1788 beim Ausbruch des russischen Krieges als Generalmajor den Oberbefehl über ein finnländisches Armeekorps, nahm jedoch bald den Abschied und gehörte zu den namhaftesten Mitgliedern des Anjalabundes (s. d.). 1789 verhaftet, ward er 1790 zum Tode verurteilt, aber zu lebenslänglichem Gefängnis begnadigt.
3) Gustav Moritz, Graf, finnländ. Staatsmann, Urenkel von A. 1), geb. 31. März 1757 in Juuva (Finnland), gest. 19. Aug. 1814 zu Zarskoje Selo, führte als junger Gardeoffizier in Stockholm, später in Petersburg, Berlin und Paris ein ausschweifendes Leben, ward infolge eines zufälligen Zusammentreffens in Spaa (1780) der erklärte Günstling Gustavs III., dem er während des Krieges 1788–90, besonders in den kritischen Tagen des Anjalabundes (s. d.), treu zur Seite stand, leitete 1790, nach einer schweren Verwundung zum Generalmajor befördert, die Friedensverhandlungen mit Rußland und ward vom König 1792 auf seinem Sterbebette testamentarisch zum Stockholmer Oberstatthalter sowie zum Mitgliede der Regentschaft für Prinz Gustav ernannt, ging jedoch, da er als Legitimist die franzosenfreundlichen Neigungen des Herzog-Regenten Karl und seines Günstlings Reuterholm mißbilligte, als Gesandter nach Italien. Hier plante er, unzufrieden mit der innern und auswärtigen Politik der Vormundschaftsregierung, mit seinen Landsleuten v. Ehrenström und v. Aminoff vorübergehend eine vorzeitige Mündigkeitserklärung Prinz Gustavs mit russischer Hilfe. Nach Entdeckung der »Armfeltschen Konspiration« sollte er Anfang Februar 1794 in Neapel verhaftet werden. Von seiner intimen Freundin, der Königin Karoline, gewarnt, erreichte er unter vielen romantischen Abenteuern Rußland, wo Katharina II. ihm Kaluga als Aufenthaltsort anwies. Seit Ende 1797 lebte er in verschiedenen Ländern Europas, 1798–99 in Berlin. Nachdem seine 1794 in contumaciam erfolgte Verurteilung zum Tod und zur Güterkonfiskation 1799 von Gustav IV. Adolf aufgehoben war, kehrte er 1801 nach Schweden zurück, wo der neue König ihn mit Gunstbezeigungen überhäufte. 1802–1804 Botschafter in Wien, kämpfte er als Oberbefehlshaber in Pommern (1805–1807) gegen die Franzosen, 1808 in Norwegen, ward 1809 nach der Thronrevolution Präsident des Kriegskollegiums, nahm aber schon 1810 seinen Abschied und erhielt wegen seiner Sympathien für die entthronte Wasadynastie 1811 einen Ausweisungsbefehl, worauf er in seine 1809 mit Rußland vereinigte finnländische Heimat übersiedelte. Als leidenschaftlicher Gegner Napoleons I. und durch sein bezauberndes Wesen wußte er in Petersburg binnen kurzem festen Fuß zu fassen. Seit dem von ihm mitverschuldeten Sturz des russischen Reichssekretärs Speranskij (s. d.) war er bis zu seinem Tode der allmächtige Günstling Alexanders I. 1811 zum Vorsitzenden des Petersburger Komitees für die finnländischen Angelegenheiten, 1812 zum Universitätskanzler von Abo ernannt und in den Grafenstand erhoben, wirkte er bei allen Finnland betreffenden Fragen auf den Kaiser entscheidend ein. Vor allem war ihm die Wiedervereinigung der 1721 und 1743 an Rußland abgetretenen Teile mit Finnland zu verdanken.
Seine Selbstbiographie erschien in Adlersparres (s. d.)»Handlingar« (Stockh. 1830, Bd. 1 u. 2). Vgl. Elof Tegnér, Gustaf Mauritz A. (2. Aufl., Stockh. 1883–94, 3 Bde.); Hartman, De tre gustavianerna Gustaf Mauritz A., J. F. Aminoff och J. A. Ehrenström (Helsingf. 1899); Ingman, Gustaf Mauritz A. (das. 1900). –
Sein Sohn, Graf Alexander A., finnländ. Staatsmann, geb. 18. April 1794 in Riga, gest. 8. Jan. 1876 in Petersburg, bis 1827 Offizier, 1842–76 Ministerstaatssekretär für Finnland, gehörte zu den vertrauten Ratgebern Alexanders II. und wußte seine Stellung geschickt im Interesse der konstitutionellen Entwickelung des Großfürstentums Finnland (s. d.) zu verwenden.
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.