- Kreling
Kreling, August von, Maler und Bildhauer, geb. 23. Mai 1819 in Osnabrück, gest. 23. April 1876 in Nürnberg, besuchte die Polytechnische Schule in Hannover, wurde mit 17 Jahren Schüler von Schwanthaler in München, ging aber bald zur Malerei über. In seinen ersten Bildern bekundete er eine entschiedene Neigung zur koloristischen Richtung. Seine erste größere Leistung waren die neun Deckenbilder im Hoftheater zu Hannover: die Hauptbühnenfächer in dramatischen Szenen. 1853 begann er im Auftrag des Königs von Bayern die Reorganisation der Nürnberger Kunstschule; daneben malte er für das Maximilianeum in München die Krönung Ludwigs des Bayern und zeichnete die Kartons zu den Bildern deutscher Kaiser und einen Zyklus von Bildern aus der Sage Karls d. Gr. Die ihm angebotene Akademiedirektorstelle in Berlin lehnte K. ab unter der Bedingung, daß ihm zureichende Mittel gegeben würden, seine Schule zu einer technischen Hochschule für bildende Kunst zu machen. Vor allem war sein Augenmerk auf die Hebung des Kunstgewerbes gerichtet. Der König belohnte seine Verdienste durch Verleihung des Zivilverdienstordens, mit dem der persönliche Adel verbunden ist. Bald danach begann K. einen Zyklus von Kompositionen zum »Faust«, die durch Photographien und Holzschnitt (Münch. 1876) weit verbreitet sind, aber an einer oberflächlichen Eleganz leiden. Dann modellierte er das kolossale Standbild des Fürsten Heinrich Posthumus von Reuß in Gera (gegossen von Lenz und Herold in Nürnberg). Diesem folgte das 1870 ebenda gegossene Denkmal Keplers, anläßlich dessen die philosophische Fakultät in Tübingen K. das Doktordiplom übersandte. Schon 20 Jahre früher hatte K. auf Veranlassung des königlichen Erzgießereiinspektors Miller in München den Entwurf eines großartigen Brunnens gezeichnet, den ein nordamerikanischer Bürger, Probasco in Cincinnati, nun bei Miller in Erz gießen ließ. K. war ein Mann von reicher künstlerischer Begabung, vielseitiger Bildung, reich an Erfahrung, von praktischem Blick und außerordentlicher Energie. In seinen Bildern blieb er der koloristischen Richtung treu, und in seinen plastischen Werken gibt sich durchweg eine entschiedene Neigung für das malerische Element kund.
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.