Aretīn

Aretīn

Aretīn, 1) Johann Georg, Freiherr von, geb. 29. März 1766 in Ingolstadt, gest. 30. Jan. 1845 in München, aus einer Familie, die ihren Ursprung von einem armenischen Königsgeschlecht herleitete (vgl. »Die Familie A.«, 1825), machte sich seit 1793 als Administrator des Donaumoosgerichts um Trockenlegung des Donaumooses verdient. 1796 wurde er zum Hofkammerrat, 1799 zum Landesdirektor in Amberg und 1806 zum Straßen- und Wasserbauinspektor in Tirol ernannt. Beim Ausbruch des Aufstandes in Tirol 1809 bekleidete er die Stelle eines Generalkommissars des Eisackkreises zu Brixen und wurde als österreichischer Gefangener nach Ungarn abgeführt; freigelassen, erhielt er 1810 vom König von Bayern ein Lehnsgut nebst einer Pension. Seine zahlreichen Schriften sind größtenteils praktischen und vaterländischen Inhalts.

2) Johann Adam, Freiherr von, bayr. Diplomat, Bruder des vorigen, geb. 24. Aug. 1769 in Ingolstadt, gest. 18. Aug. 1822, war unter Montgelas Direktor der diplomatischen Sektion und seit 1817 bayrischer Bundestagsgesandter zu Frankfurt a. M. A. gehört zu den Stiftern des Vereins für ältere deutsche Geschichtskunde. Ein Verzeichnis seiner wertvollen Kupferstiche und Gemäldesammlung gab Brulliot heraus (Münch. 1827, 3 Bde.).

3) Johann Christoph, Freiherr von, Bruder der vorigen, geb. 2. Dez. 1773 in Ingolstadt, gest. 24. Dez. 1824 in München, wurde 1799 Landesdirektionsrat, 1803 nach Aufhebung der Klöster als Regierungskommissar mit Durchsuchung der Klosterbibliotheken beauftragt und 1806 zum Oberbibliothekar in München ernannt. Durch seine Schrift »Die Pläne Napoleons und seiner Gegner in Deutschland« (1809), worin er gegenüber einer angeblichen antinapoleonischen protestantischen Liga Napoleon als Repräsentanten der Deutschheit, d.h. des Kosmopolitismus, verherrlichte, geriet er in einen literarischen Streit mit Thiersch und andern nach Bayern gezogenen protestantischen Gelehrten, legte daher sein Amt als Bibliothekar nieder, ward 1811 Direktor, 1813 Vizepräsident des Appellationsgerichts zu Neuburg und 1819 Landtagsabgeordneter und Präsident des Appellationsgerichts zu Amberg. Als Landtagsabgeordneter gab er die freisinnige »Landtagszeitung« (1819 ff.) heraus. Außer der sachsenfreundlichen Broschüre »Sachsen und Preußen« (1815) schrieb er unter anderm »Jahrbücher der Gerechtigkeitspflege in Bayern« (Neub. 1811 bis 1818, 2 Bde.); »Über Staatsverfassung und Verwaltung« (Münch. 1826); »Darstellung der bayrischen Kreditvereinsanstalt« (Münch. 1824); »Staatsrecht der konstitutionellen Monarchie« (Altenb. 1824–27, 2 Bde.; 2. Ausg., vollendet von K. v. Rotteck, Leipz. 1838–40, 3 Bde.).

4) Karl Maria, Freiherr von, Geschichtsforscher, ältester Sohn des vorigen, geb. 4. Juli 1796 in Wetzlar, gest. 29. April 1868 in Berlin, focht in den Befreiungskriegen 1813–15 mit und diente dann bis 1825 teils im Generalstab, teils in diplomatischer Stellung, wurde 1843 Legationsrat und 1846 Geheimer Haus- und Staatsarchivar, im März 1847 der bayrischen Gesandtschaft in Berlin beigegeben und 1848 und 1849 mit diplomatischen Sendungen betraut. Im Auftrag König Maximilians richtete er seit 1855 das bayrische Nationalmuseum ein, dessen Vorstand er 1860 wurde. Seit 1851 Wirklicher Geheimer Rat, wurde er 1859 zum lebenslänglichen Mitgliede des Reichsrats ernannt und 1867 in das Zollparlament gewählt. Er schrieb: »Chronologisches Verzeichnis der bayrischen Staatsverträge« (Passau 1838); »Bayerns auswärtige Verhältnisse seit dem Anfang des 16. Jahrhunderts« (das. 1839); »Geschichte des Kurfürsten Maximilian I.« (das. 1842); »Wallenstein« (Regensburg 1846) und »Altertümer und Kunstdenkmale des bayrischen Herrscherhauses« (Münch. 1854–71, 9 Hefte). Auf kunsthistorischem Gebiet Autodidakt, erwarb er sich als Historiker trotz partikularistischer und konfessioneller Befangenheit Verdienste durch Erschließung wichtiger Quellen.


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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