- Überschwefelsäure
Überschwefelsäure (Peroxydschwefelsäure, Perschwefelsäure) HSO4 entsteht bei Einwirkung von Wasser auf Schwefelperoxyd (Schwefelheptoxyd) S2O7, das sich aus einem Gemisch von Schwefeldioxyd und Sauerstoff unter dem Einfluß der stillen elektrischen Entladung bildet. Ü. entsteht auch bei Elektrolyse der Schwefelsäure, besonders solcher vom spez. Gew. 1,35–1,50, und tritt in den Bleiakkumulatoren auf. Im freien Zustand ist die Ü. nicht bekannt, sie zerfällt leicht in Schwefelsäure und Sauerstoff oder Wasserstoffsuperoxyd. Ihre Salze (Persulfate) sind meist außerordentlich leicht löslich (auch das Bleisalz und das Baryumsalz). Das Kalium- und das Ammoniumsalz kristallisieren gut, sind mit Hilfe des elektrischen Stromes aus den Sulfaten leicht darstellbar und werden als Oxydationsmittel benutzt. Das Kaliumsalz KSO4 kristallisiert in kleinen Säulen oder großen Tafeln, schmeckt kühlend salzig mit eigentümlichem Nachgeschmack, ist geruchlos, nimmt aber allmählich einen eigentümlichen Geruch an. Bei geringem Wassergehalt riecht es nach Ozon. 100 Teile Wasser von 0° lösen 1,77 Teile des Salzes. Die wässerige Lösung zersetzt sich in der Kälte langsam, reagiert neutral, fällt aus Silbernitrat Silbersuperoxyd, aus Mangansalzen Mangansuperoxyd, sie bleicht organische Farbstoffe, verwandelt Alkohol in Aldehyd, Papier und Zeugstoff zerfallen in der Lösung. Das trockene Salz beginnt bei 100° sich zu zersetzen. Man benutzt es als Bleichmittel in der Photographie (Anthion) zur Zerstörung des Fixiernatrons. Das Ammoniumsalz dient als Desinfektions- und Konservierungsmittel, als Abschwächer in der Photographie. Das Kaliumsalz bildet mit konzentrierter Schwefelsäure die Carosche Säure H2S2O9. Diese entsteht auch beim Eintragen des fünffachen Gewichts konzentrierter Schwefelsäure in gut gekühltes fünfprozentiges Wasserstoffsuperoxyd. Sie oxydiert Anilin zu Nitrosobenzol und Nitrobenzol und verwandelt Aceton in ein kristallisiertes Superoxyd.
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.