Karbunkel [1]

Karbunkel [1]

Karbunkel (Karfunkel, Brandschwär, Carbunculus), eine höchst intensive umschriebene Entzündung der äußern Haut, die bei zwei voneinander zu scheidenden Krankheitszuständen vorkommt. Der verhältnismäßig gutartige K. ist eine Entzündung mehrerer in die Lederhaut hineinragender Bindegewebskegel, also eine ausgedehntere furunkulöse Entzündung, während der andre ein Erzeugnis des Milzbrandgifts ist (Milzbrandkarbunkel, carbunculus malignus, anthrax). Der gutartige K. tritt in der Regel vereinzelt auf und kommt selten bei Kindern, mehr bei Erwachsenen, namentlich bei durch Alter und andre schwächende Zustände Erschöpften, zumal bei Zuckerharnruhr, vor. Sein häufigster Sitz ist zwischen den Schulterblättern, im Nacken und auf dem Rücken. Der Ausdehnung und Intensität der Hautentzündung entspricht die oft recht erhebliche Störung des Allgemeinbefindens. Es besteht Fieber, die kranke Hautstelle ist dunkel gerötet, knotig verdickt, sehr schmerzhaft, fühlt sich brennend heiß an. Die Geschwulst breitet sich mehr oder weniger rasch aus, oft bis zur Größe eines Handtellers, erstreckt sich in die Tiefe und hat längere Zeit beträchtliche Härte, die erst in Erweichung übergeht, wenn in der Tiefe das brandige Absterben des Gewebes beginnt. Der Schmerz ist groß, dauert lange und läßt erst nach, wenn die erweichte Stelle ausbricht, was in der Regel an mehreren Stellen geschieht, so daß die Haut siebartig durchlöchert erscheint. Aus den entstandenen Löchern sickert eine blutig-wässerige, oft übelriechende Flüssigkeit aus, begleitet von Fetzen abgestorbenen Zellgewebes. Die erkrankte Hautstelle kann aber auch in ihrem ganzen Umfang brandig werden und absterben. Erst nachdem alles Abgestorbene abgestoßen ist, bedeckt sich diese Hautstelle mit gesunden Fleischwärzchen (Granulationsgewebe), die Eiter absondern und die durch den Hautbrand entstandene Lücke allmählich ausfüllen. Nicht selten entzünden sich auch die unter der kranken Stelle gelegenen Organe (Bauchfell, Kehlkopf, Rippenfell etc.). Große K. können namentlich bei ältern Leuten zum Tode führen durch Erschöpfung, auch durch Aufnahme der Jauche ins Blut, also durch Septichämie. Man vermeide das Eiterausdrücken aus dem K., weil man dabei die Granulationen zerdrückt und hierdurch die Aufnahme fauliger Stoffe in das Blut ermöglicht. Zur Behandlung der K. ist im Anfang, vor der Vereiterung, die Anwendung dauernder Umschläge mit reinem Weingeist sehr geeignet. Ist deren Wirkung nicht genügend, oder ist bereits Vereiterung eingetreten, so muß der K. kreuzweise und tief gespalten werden, um die Spannung der Haut zu beseitigen und dem Eiter Abfluß zu verschaffen. Außerdem wendet man warme Umschläge an bei kräftiger Diät. Über den bösartigen oder Milzbrandkarbunkel (wegen der kohlschwarzen Verfärbung der kranken Hautstelle Anthrax genannt) s. Milzbrand.


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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  • Karbunkel — Kar|bun|kel der; s, <aus lat. carbunculus »fressendes Geschwür«, eigtl. »kleine (glühende) Kohle«, Verkleinerungsform von carbo, vgl. ↑Karbon> Ansammlung dicht beieinanderliegender ↑Furunkel (Med.) …   Das große Fremdwörterbuch

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