Kürbis

Kürbis

Kürbis (Flaschenapfel, Cucurbita L.), Gattung der Kukurbitazeen, einjährige oder durch eine dicke, rübenförmige Wurzel ausdauernde, steifhaarige bis rauhe Gewächse mit kriechendem oder kletterndem, saftigem Stengel, großen, gelappten, am Grunde herzförmigen Blättern, zwei- bis mehrspaltigen Ranken, monözischen, großen, gelben, einzeln oder in Büscheln stehenden Blüten, meist sehr großen, sehr verschieden gestalteten, fleischigen, häufig berindeten, nicht aufspringenden Beerenfrüchten und zusammengedrückten Samen mit wulstigem Rande. Die zehn Arten sind im warmen Amerika nördlich bis Kalifornien heimisch, doch sind mehrere, wie namentlich auch die drei einjährigen Arten, im wilden Zustand noch nicht aufgefunden. Der gemeine K. (Feldkürbis, Pfebe, C. Pepo L., s. Tafel »Gemüsepflanzen IV«, Fig. 7), einjährig, mit liegenden, an den Knoten wurzelnden, bis 10 m langen Stengeln, steifen Blättern und spitzen Blattlappen, dottergelben, einzeln stehenden Blüten mit glockiger Kelchröhre und kugeligen oder fast kugeligen, oft sehr großen Früchten mit weißem oder gelbem, genießbarem Fleisch, wird in vielen Varietäten als Feld- und Gartenfrucht gebaut. Er gedeiht, wo der Mais gedeiht, und liefert bei gutem Anbau bis 1200 Ztr. vom Hektar. Die Frucht enthält 90,32 (79,67–95,40) Wasser, 1,10 (0,10–1,62) Stickstoffsubstanz, 0,13 (0,02–0,32) Fett, 1,34 (0,11–4,59) Zucker, 1,22 (0,77–2,15) Holzfaser, 0,73 (0,42–1,43) Asche. Sie wird besonders in Südeuropa gegessen, auch als Zusatz zum Brot benutzt und auf Branntwein verarbeitet. Für Schweine gewährt sie treffliches Mastfutter; die Samen sind ölreich und werden als Bandwurmmittel benutzt. K. gedeiht am besten in mildem, humosem Lehm nach starker Düngung; man zieht junge Pflanzen in Töpfen im Mistbeet an, um sie später ins freie Land zu bringen, oder man sät Ende Mai und steckt die Körner 1,25–1,5 m voneinander in 50 cm tiefe und weite, mit Kompost und oben mit guter Erde gefüllte Löcher. Wenn man gießen kann, weicht man die Körner 12 Stunden in einem Auszug von Wermut oder Walnußblättern. Haben die Pflanzen vier Nebenranken getrieben, so bricht man die Spitze der Hauptranke und nach dem Fruchtansatz auch die der Nebenranken ab. Jede Pflanze soll nur acht Früchte zur Reise bringen. Für die Küche eignen sich der Markkürbis und der nicht rankende virginische K. Als Zierpflanzen kultiviert man den Türkenbundkürbis mit grün, gelb, rot gestreiften Früchten und den nicht rankenden Pastetenkürbis (Bischofsmütze) mit flacher, am Stiel gewölbter, gelber, grüner, orange mit Weiß gestreifter Frucht. Der Riesenkürbis (C. maxima Duch.) mit steifen Blättern und abgerundeten Blattlappen, glockiger Kelchröhre und oft mehr als zentnerschweren, kugeligen, plattgedrückten, auch gerippten Früchten, hat feineres, wohlschmeckenderes Fleisch. Zum Verspeisen sind der große silbergraue K., der melonengelbe, Astrachan, Marrow, Courge gaufré, der italienische glatte, ge streifte und marmorierte K., Cococelle (langer italienischer K., ohne Ranken, sehr zart), Ohio, Riesenmelonenkürbis (allergrößter gelber, genetzter) zu empfehlen. Der Moschus- oder Bisamkürbis (C. moschata Duch.), mit weichen Blättern und fast fehlender Kelchröhre, hat eine melonenähnliche Frucht und moschusartig duftendes und schmeckendes Fleisch. Eine Varietät ist der Mantelsackkürbis mit dunkelgrüner, am Ende sackartig aufgetriebener Frucht. Samen dieser Art wurden in den altperuanischen Gräbern von Ancon gefunden. Die Samen des K. bleiben 6–7 Jahre keimfähig. Der Turbankürbis (C. melopepo L.), mit turbanähnlicher Frucht, der Warzenkürbis (C. verrucosa L.), mit hartrindiger, warziger Schale, u. a. werden im Süden, bei uns nur als Zierpflanzen gezogen. Besonders die erstere Art hat viele Formen, wie Apfel-, Birnen-, Zitronen-, Glocken-, Warzenkürbis etc. Der Flaschenkürbis (C. Lagenaria L., Lagenaria vulgaris Ser.), mit langrankigem, dünnem Stengel, der, wie die fast kreisförmigen oder nierenförmigen gezähnelten Blätter, klebrig filzig ist und widerlich riecht, und weißen, moschusduftenden Blüten, hat Früchte mit holzartiger Rinde und schwammigem Fruchtfleisch. Er ist in den Tropen der Alten Welt heimisch, wird aber jetzt in allen wärmern Ländern gebaut. Man unterscheidet verschiedene Varietäten mit flaschenförmiger (Flaschenkürbis, Kalebasse), keulenförmiger (Herkuleskeule, über 1 m lang) oder krugförmiger Frucht (Urnenkürbis). Die Früchte werden zu Flaschen benutzt (Kalebassen). Von manchen Varietäten ist das Fleisch genießbar; man hat es auch mit Zucker imprägniert und als feste, wohlschmeckende Masse in den Handel gebracht.


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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