Hoensbroech

Hoensbroech

Hoensbroech (spr. hōnsbrōch), Reichsgraf Paul von und zu, geb. 29. Juni 1852 zu Schloß Haag im Kreise Geldern, kam mit neun Jahren in die von Jesuiten geleitete Erziehungsanstalt zu Feldkirch (Vorarlberg), besuchte 1869–71 die Unter- und Oberprima des Gymnasiums in Mainz unter besonderer Leitung des Bischofs v. Ketteler, studierte ein Jahr Philosophie in dem englischen Jesuitenkolleg von Stonyhurst, dann in Deutschland drei Jahre die Rechte und arbeitete ein Jahr im preußischen Justizdienst. Er unternahm Reisen nach England, Frankreich, Portugal, Spanien, Italien und Nordafrika und trat 1878 in den Jesuitenorden ein, als dessen literarischer Anwalt er dann eine Reihe von Schriften veröffentlichte: »Der Kirchenstaat in seiner dogmatischen und historischen Bedeutung« (Freiburg 1889), »Warum sollen die Jesuiten nicht nach Deutschland zurück?« (das. 1890), »Geist des heiligen Franz Xaver« (Paderb. 1891), »Die Preußischen Jahrbücher, Professor Harnack und die Jesuiten« (Berl. 1891), »Professor Tschackert und die authentischen Gesetze des Jesuitenordens« (das. 1891), »Christ und Widerchrist« (Freiburg 1892) u. a. 1892 verließ H. aber den Orden, trat 1895 zum Protestantismus über und heiratete die Tochter des Senatspräsidenten am Kammergericht zu Berlin Lettgau. Seit seinem Austritt aus dem Jesuitenorden ist H. einer der rührigsten Bekämpfer des ultramontanen Systems, auf katholischer Seite gefürchtet und gehaßt, gibt seit 1902 in Verbindung mit E. v. Hartmann, O. Pfleiderer u. a. in Berlin die Zeitschrift »Deutschland« heraus und wohnt in Großlichterfelde bei Berlin. Außer zahlreichen kleinern Schriften (»Mein Austritt aus dem Jesuitenorden«, Berl. 1893 u. ö.; »Ultramontane Leistungen«, 1895; »Die römische Frage«, 1895; »Die deutschen Jesuiten der Gegenwart und der konfessionelle Friede«, 1896; »Religion oder Aberglaube«, 1896; ». Der Zweck heiligt die Mittel', als jesuitischer Grundsatz erwiesen«, 3. Aufl., Berl. 1904, u. a.) verfaßte er seitdem noch: »Der Ultramontanismus, sein Wesen und seine Bekämpfung« (2. Aufl., Berl. 1897) und »Das Papsttum in seiner sozialkulturellen Wirksamkeit« (Leipz. 1900–02, 2 Bde.; 4. Aufl. 1902; verkürzte Volksausgabe 1904; vgl. dazu seine Schrift »Die katholische Kritik über mein Werk etc.«, das. 1902). Von den vereinigten Ordnungsparteien wurde er 1903 als Reichstagskandidat im 22. sächsischen Wahlkreis aufgestellt, unterlag aber dem sozialdemokratischen Gegner.


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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