Hirth

Hirth

Hirth, 1) Georg, volkswirtschaftl. Schriftsteller, geb. 13. Juli 1841 in Gräfentonna (Herzogtum Gotha), redigierte 1863–66 in Leipzig die »Deutsche Turnzeitung«, war dann Sekretär der Viktoria-National-Invalidenstiftung in Berlin, begründete daselbst 1867 den »Parlamentsalmanach« (18. Ausg. 1887) und 1868 die »Annalen des Norddeutschen Bundes«, seit 1871 »Annalen des Deutschen Reichs«, die er 1882–1900 gemeinschaftlich mit M. Seydel herausgab. 1869–70 war er Mitglied der Kommission zur weitern Ausbildung der Statistik des Zollvereins und 1870–71 Mitredakteur der »Allgemeinen Zeitung« in Augsburg. Seit 1871 lebt er als Buchdruckereibesitzer (Buchdruckerei Knorr u. Hirth, seit 1875), Mitinhaber der »Neuesten Nachrichten«, Verlagsbuchhändler und Herausgeber der »Jugend« (1896 ff.) in München. Er schrieb: »Statistisches Jahrbuch der Turnvereine« (Leipz. 1863 u. 1865); »Das gesamte Turnwesen« (das. 1865; 2. Aufl. von Gasch, Hof 1893–94, 3 Bde.); »Freisinnige Ansichten der Volkswirtschaft« (3. Aufl., Leipz. 1876) u. a. Mit J. v. Gosen gab er das »Tagebuch des deutsch-französischen Kriegs« (Leipz. 1870–74) heraus. Seit Mitte der 1870 er Jahre wandte er sich der Förderung des Kunstgewerbes zu und hat auf diesem Gebiet durch zahlreiche wohlfeile Publikationen dem Kunsthandwerk und der Erkenntnis der Kulturgeschichte wertvolle Dienste geleistet, so in den Werken: »Der Formenschatz der Renaissance« (1877 ff., seit 1879 u. d. T.: »Der Formenschatz«, jährlich 12 Hefte), »Das deutsche Zimmer der Gotik und Renaissance etc.« (1880, 4. bis zur Gegenwart erweiterte Auflage 1899, 2 Bde.); »Kulturgeschichtliches Bilderbuch aus drei Jahrhunderten« (1883–90, 6 Bde.; 2. Aufl. 1896–1901); und einer Reihe von Faksimile-Reproduktionen altdeutscher Holzschnittwerke und Zeichnungen von Dürer, Holbein, Cranach, J. Amman, V. Solis u. a., sowie »Meisterholzschnitten aus vier Jahrhunderten« (mit R. Muther, 1890–93); »Der schöne Mensch in der Kunst aller Zeiten« (1898 ff.). Ferner schrieb er: »Ideen über Zeichenunterricht« (3. Aufl. 1887); »Cicerone« der Gemäldegalerien in München und Berlin (1888 u. 1890 u. ö., mit R. Muther); »Aufgaben der Kunstphysiologie« (1891, 2 Tle.; 2. Aufl. 1897); »Das plastische Sehen als Rindenzwang« (1892), worin H. eine neue Theorie des Sehens aufstellt, die den Gesichtsinn als »Ferntastsinn« erklärt; »Die Lokalisationstheorie angewandt auf psychologische Probleme« (2. Aufl. 1893); »Energetische Epigenesis und epigenetische Energieformen, insbes. Merksystem und plastische Spiegelungen« (1898); »Entropie der Keimsysteme und erbliche Belastung« (1900). Gesammelt erschienen seine »Kleinern Schriften« in 2 Bänden (1902–03).

2) Friedrich, Sinolog, Bruder des vorigen, geb. 16. April 1845 in Gräfentonna, studierte 1865–68 klassische Philologie und trat 1870 in den internationalen chinesischen Seezolldienst, dessen Laufbahn (1870–75 in Kanton, 1875–77 in Amoy, 1877–1880 und 1882–88 in Schanghai, 1890 in Kaulung, 1890–92 in Tamsui auf Formosa, 1892–93 in Tshingkiang, 1893 in Itschang, 1893–95 in Tshungking, Setschuan) ihn zum Studium der Dialekte, der Schriftsprache und der Literatur Chinas anregte. Seit 1895 lebte er, schon 1890 zum preußischen Professor ernannt, in München, als Mitglied der Akademie der Wissenschaften die Sinologie vertretend. 1902 wurde er als Professor des Chinesischen an die Columbia-Universität in New York berufen. In seinen mehr zahl-als umfangreichen Arbeiten (vgl. sein Schriften-Verzeichnis 1869–1899, als Manuskript 1900 in München gedruckt) erstrebte er die Anwendung der klassisch-philologischen Methode auf die chinesische Literaturforschung. Im Buchhandel erschienen von ihm: »China and the Roman Orient« (Schanghai 1885); »Ancient Porcelain« und »Notes on the Chinese documentary style« (das. 1888); »Text book of documentary Chinese« (das. 1885 u. 1888, 2 Bde.); »Chinesische Studien« (Münch. 1890); »Über fremde Einflüsse in der chinesischen Kunst« (das. 1896); Nachworte zur Inschrift des Tonjukuk (in Radloffs »Alttürkischen Inschriften der Mongolei«, 2. Folge, St. Petersburg 1899); »Über Wolga-Hunnen und Hiung-nu« (Sitzungsberichte der Münchener Akademie, 1899); »Die Ahnentafel Attilas nach Joh. v. Thurócz« (St. Petersburg 1900). Auch gab er in englischer Sprache eine Grammatik und Handbuch der chinesischen Sprache (1888) heraus.


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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