Heißluftbäder

Heißluftbäder

Heißluftbäder kommen sowohl als allgemeine, wie als örtliche zur Anwendung. Die allgemeinen, die ganze Körperoberfläche treffenden H. gehören zu dem schweißtreibenden Verfahren. Der Körper der Warmblüter mit bestimmter Eigentemperatur wehrt sich gegen deren Steigerung, wie sie in heißer Luft unweigerlich stattfinden würde, durch Schweißabsonderung und durch Verdunstung des abgesonderten Schweißes, denn bei dieser Verdunstung wird viel Wärme gebunden. Der Schutz, den die Schweißabsonderung und Verdunstung gewährt, ist so groß, daß selbst Temperaturen von 150° in trockner Luft kurze Zeit ertragen werden. Für allgemeine H. wählt man Temperaturen von 60–65°. Gut eingerichtete Anstalten enthalten gewöhnlich zwei Räume für H., einen warmen, in dem die Temperatur etwa 50° beträgt (das Tepidarium) und einen heißen von 60 bis 65° (das Sudatorium). Man begibt sich erst in den warmen, später in den heißen Raum und bleibt in beiden zusammen etwa eine halbe Stunde. Mit dem Bade wird gewöhnlich Massage und zum Schluß eine abkühlende Dusche verbunden. Für Kranke kann man heiße Luftbäder auch im Bette durch Einleiten von heißer Luft unter ein mit Decken bedecktes Gestell herrichten. Solche Bäder werden z. B. bei Wassersüchtigen, Rheumatischen u. an Nervenschmerzen Leidenden angewendet (Quinckesches Schwitzbett). Elektrische Lichtbäder sind im wesentlichen eine elegante Form des Heißluftbades (vgl. Lichttherapie). Örtliche H. für einzelne Körperteile werden namentlich bei chronischen Rheumatismen angewendet. Die bekanntesten Apparate sind der Tallermannsche und die von Bier konstruierten. Der betreffende Körperteil wird dabei in einen passenden Behälter eingeschlossen, der mit Gas, Spiritus oder Elektrizität beheizt wird. Es kommen Temperaturen bis zu 100° in Anwendung und werden, falls die Luft nur trocken ist, sehr gut ertragen. Auch in Gestalt örtlicher Bestrahlung mit erhitzter Luft kommen H. zur Anwendung. Man kann dabei ein rechtwinklig gebogenes Blech- (Ofen-) rohr benutzen, unter dessen abwärts gerichteten Schenkel eine Spiritusflamme gesetzt wird; aus dem wagerechten Teil strahlt dann der durch seinen Auftrieb bewegte heiße Luftstrom gegen den beliebig angenäherten kranken Körperteil (Heißluftdusche). Demselben Zweck dienen auch komplizierte Apparate (wie der von Frey), bei denen die Luft auf verschiedene Weise erwärmt und durch Motoren bewegt wird. Namentlich bei Hautkrankheiten dient stark erhitzte Luft zur Zerstörung krankhafter Gewebsteile oder zur Erregung umschriebener Verschorfung und Entzündung. Dabei wird die Luft meist durch ein Gummigebläse an einer durch den elektrischen Strom glühend gemachten Platindrahtspirale vorbei und durch ein seines Rohr auf die Haut getrieben. Zur Erzielung ausgedehnter Verschorfung und nachfolgender Neubildung von Schleimhaut in Körperhöhlen (Nase, Gebärmutter) wird statt heißer Luft häufiger heißer Dampf (s. Vaporisation) angewendet.


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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  • Heißluftbäder — Heißluftbäder, die Anwendung heißer Luft auf die Körperhaut oder Teile derselben zu Heilzwecken. Hierher gehört das irisch röm. Bad, das Schwitzbett und, als modernste Form, das Elektrische Lichtbad (s.d.). Örtliche H. werden mittels des… …   Kleines Konversations-Lexikon

  • Badekultur — Der Begriff Badekultur bezieht sich auf das Baden in warmem oder kaltem Wasser, das in erster Linie der Reinigung dient, aber auch der Förderung der Gesundheit und des Wohlbefindens. Das Dampfbad, heute zur Sauna gezählt, diente ebenfalls diesem… …   Deutsch Wikipedia

  • Ofuro — Der Begriff Badekultur bezieht sich auf das Baden in warmem oder kaltem Wasser, das in erster Linie der Reinigung dient, aber auch der Förderung der Gesundheit und des Wohlbefindens. Das Dampfbad, heute zur Sauna gezählt, diente ebenfalls diesem… …   Deutsch Wikipedia

  • Luftdusche — Luftdusche, ein von Politzer angegebenes Verfahren zum Einblasen von Luft durch die Ohrtrompete in das Mittelohr. Man setzt einen mit olivenförmigem Ansatz versehenen Kautschukballon luftdicht in ein Nasenloch, während das andre verschlossen wird …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Luftheilkunde — Luftheilkunde, die Lehre von der Heilwirkung der Luft. Die Beschaffenheit der Luft, ihre Reinheit, Temperatur, Feuchtigkeit, Bewegung ist von sehr wesentlicher Bedeutung beim Gebrauch aller »klimatischen Kurorte« (s. d.). Ein besonderes Verhalten …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Marienbad [2] — Marienbad, Stadt und berühmter Kurort in Böhmen, liegt 628 m ü. M. in einem anmutigen, gegen S. offenen Talkessel, der von mit Fichtenwaldungen bedeckten Anhöhen (Abdachungen des Tepler Gebirges) umschlossen ist, an den Staatsbahnlinien Wien Eger …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Schweißtreibende Mittel — (Diaphoretica, Sudorifera). Bei sonst gesunden Menschen wird durch Einhüllen in warme Decken, zumal bei Darreichung warmer Getränke, Fliedertee, Tee, Grog, Glühwein, am sichersten Schweißabsonderung hervorgerufen. Schnellere und reichlichere… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Schwitzbett — Schwitzbett, Quinckesches, s. Heißluftbäder …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Bad [1] — Bad, im transitiven Sinne das Benetzen und Abwaschen des Körpers oder eines Körperteiles (Teilbad) mit Wasser oder das Einhüllen mit Gasen, Asche, Sand, Erde, Schlamm, Laub, Oel u.s.w. bei nachfolgender Reinigung. Alle Bäder, deren Wirkung auf… …   Lexikon der gesamten Technik

  • Kastenbäder — Kastenbäder, Dampf oder Heißluftbäder, bei welchen der Kopf oder andre Körperteile des Badenden außerhalb der Dämpfe bezw. Heißluft bleiben sollen. Der Dampf oder die heiße Luft wird in der Regel einem mit Fußwanne versehenen Kasten aus Holz… …   Lexikon der gesamten Technik

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